Verbotene Nähe
zum Ball begleitet hat, und jetzt bin ich genauso stolz darauf, ihr Mitgefühl und ihre Fürsorge zu kennen. Lassen Sie uns alle auf meine wunderbare Frau Evelyn Oberlin anstoßen!« Er hob das Glas und sah die Tränen in den Wimpern seiner Frau glitzern.
Sie glaubte wirklich an den Nutzen ihres Vorschulprogramms, und sie war ihm wirklich dankbar, dass er ihr behilflich war, Spenden für das Projekt zu sammeln. Und warum auch nicht? In der Öffentlichkeit machte er damit schließlich Eindruck.
Gouverneur Grant hob das Glas. »Auf die Oberlins - mögen sie noch weitere fünfundzwanzig glückliche Ehejahre vor sich haben!«
Alle hoben die Gläser und tranken. Als Gouverneur Grant die Bühne verließ, wurde höflich applaudiert. Er bahnte sich seinen Weg zwischen den Gästen hindurch, schüttelte ein paar Hände und machte Wahlkampf. Hätte
George noch einen Beweis für seine eigene Bedeutung gebraucht, hier war er - der populärste texanische Gouverneur seit einem Dutzend Jahren machte ihm seine Aufwartung und buhlte um seine Gunst. Er hoffte, Kate hatte es registriert.
Aber dieser verdammte Ramos. Er hatte diesen Ausdruck im Gesicht, den die Männer bekamen, wenn sie vor Lust blind waren. George gefiel dieser Ausdruck üblicherweise, weil solche Männer schwanzgesteuert und aufgrund ihrer Affären erpressbar waren. Aber dass ein Mexikaner seine süße Kate so ansah, konnte ihm nicht gefallen.
Andererseits schien seine kleine süße Kate vor Ramos davonzulaufen. Sie lief davon, und Ramos folgte ihr wie ein Straßenköter. Sie bewegte sich zwischen den Politikern, hielt ein Schwätzchen mit Senatorin Martinez ... während Ramos mit den schönen Frauen sprach, die sich um ihn scharten, aber er flirtete nicht und ließ Kate keine Sekunde aus den Augen. Niemals. Dies reichte, George die Nerven verlieren zu lassen - und das war bis jetzt nur ein einziges Mal passiert.
Nur ein einziges Mal.
»Senator.« Gouverneur Grant schüttelte ihm die Hand. »Meinen Glückwunsch. Meine Frau und ich müssen leider zu einer anderen Veranstaltung weiter. Danke für Ihre Gastfreundschaft.«
George nahm noch ein paar andere Glückwünsche zu seiner langen Ehe entgegen. Er lächelte so viel, dass er, wenn der Abend vorüber war, ein Kandidat für den Oscar sein würde. Und die ganze Zeit über hasste er Teague Ramos und dessen Gier nach Kate.
»Entschuldigen Sie, Sir.« Das elegante Englisch des Butlers durchdrang seine Besessenheit. »Jason Urbano ist gerade angekommen. Ich habe ihn in Ihr Arbeitszimmer gebracht.«
»Urbano?« George bewegte sich zum Foyer, wo er unbeobachtet war. »Jetzt? Hier?«
»Er sagt, er möchte verhandeln«, sagte Freddy mit unbewegter Miene.
»Urbano ...« George dachte über den Mann nach, den er mit solcher Sorgfalt erpresst und ausgenutzt hatte. »Sagen Sie ihm, dass ich gleich komme.«
»Ja, Sir.« Freddy verbeugte sich und verschwand.
Freddy stand jetzt seit einem Jahr in Georges Diensten. Der Butler hatte behauptet, siebzig Jahre alt zu sein, auch wenn er Georges Meinung nach eher wie achtzig aussah. George störte es nicht. Freddy hatte untadelige Referenzen. Er sprach mit britischem Akzent, hatte einen kahlen Schädel, und seine Vorstellung von einem standesgemäßen Haushalt entstammte dem neunzehnten Jahrhundert. Außerdem besaß er die Autorität, seine Vorstellungen durchzusetzen. Zudem verschaffte er George einen derartigen Anstrich von Respektabilität, dass ganz Austin ihn um Freddy beneidete. George betrachtete das exorbitante Gehalt, das er dem Mann zahlte, als fairen Ausgleich für den Status, den Freddy ihm verschaffte.
George ließ die nächste Runde Champagner servieren, um die Gäste vom Verschwinden ihres Gastgebers abzulenken, und ging in sein Arbeitszimmer. Er betrat den Raum und machte die Tür hinter sich zu. »Urbano, gut, Sie zu sehen. Danke, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind.«
Urbano hob den Kopf.
George musste laut über seine grimmige Miene lachen.
Als er sich beruhigt hatte, sagte er ernst: »Ich nehme an, Sie haben wichtige Neuigkeiten, anderenfalls wären Sie wohl kaum zu diesem Fest erschienen.«
Urbano war groß und breitschultrig, ungefähr fünfundvierzig Jahre alt und ein ehemaliger Hockeyspieler. Seine Nasenflügel bebten. Seine Brauen zogen sich zusammen.
Es war, als habe man einen knurrenden Pitbull an der Leine, der an seinem eisernen Halsband zerrte. Die Macht, die George empfand, diese Leine zu halten, hätte nicht größer sein können.
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