Verbotene Nähe
kinnlange Schnitt akzentuierte ihre Wangenknochen und ließen einen Mann fast den Intellekt in ihren blauen Augen vergessen.
Zack hasste den Haarschnitt.
Hope hatte gesagt, er solle sich daran gewöhnen - sie respektierte seine Meinung, aber nicht, wenn es um Frisuren ging. Jason kannte Zack und Hope jetzt seit sechzehn Jahren und musste immer noch grinsen, wenn er die beiden sah - den konservativen, reservierten Geschäftsmann und die liberale, willensstarke Künstlerin.
»Wie konnte er so dumm sein und glauben, du würdest Zack nach all den Jahren betrügen?«, fragte Hope ungläubig.
»Weil wir sorgsam eine falsche Spur aus vorangegangenen Betrügereien gelegt haben, sowohl persönlichen als auch beruflichen«, erinnerte sie Zack.
»Und weil George Oberlin selbst ein Betrüger ist, und deshalb sieht er Betrüger, wohin er auch schaut.« Das war die Stimme von Pepper Graham, Hopes jüngerer Schwester, die sich jetzt in das Sichtfeld der Kamera bewegte.
Das Haar hing in langen Wellen um ihr Gesicht, und ihr Lächeln erreichte die grünen Augen. Sie war weit abgebrühter als Hope und viel schneller dazu bereit, die dunkle Seite der menschlichen Natur anzuerkennen.
Was nicht überraschend war, da sie als Achtjährige von ihren Geschwistern getrennt worden und in diverse Pflegefamilien gegeben worden war. Sie sprach niemals über diese Zeit, aber Jason hatte das Gefühl, dass es ihr dort mitunter schlecht ergangen und sie sehr einsam gewesen war.
Jetzt, acht Jahre später, lebte sie mit ihrem Mann, Dan Graham, ihren drei Kindern und ein paar tausend Rindern zusammen und betrieb einen florierenden Versandhandel mit Gartenbedarf. Für den Städter Jason eine grauenhafte Vorstellung, aber Pepper schien glücklich zu sein. Sehr glücklich.
Als die Familie zusammengesessen und nach einem Weg gesucht hatte, Oberlins Hintern zu rösten, war es Pepper gewesen, die die Idee zu diesem Plan hier gehabt hatte.
Jason bewunderte Pepper aufrichtig.
»Was denkst du, ist Oberlin klar, dass Givens Industries zu Fall zu bringen dem Land ein ähnliches Desaster wie die Enron-Pleite bescheren wird?« Jason wusste, dass Zack in dieser Frage absolute Klarheit wollte, weil die Vorstellung, dass jemand sein Land und die Menschen derart betrügen konnte, für ihn ein Gräuel war.
»Wenn ich du wäre, würde ich überprüfen, ob er Aktien der Konkurrenz hat«, riet ihm Jason.
»Du kennst die Antwort doch längst, Zack«, sagte Pepper. »Oberlin ist ein Dieb - und Schlimmeres.«
Alle schwiegen für einen Augenblick. Sie waren ihrem Ziel, ein Unrecht aufzudecken, das vor langer Zeit begangen worden war, so nahe wie nie zuvor.
Vor dreiundzwanzig Jahren war Bennett Prescott in Hobart, Texas, Pfarrer gewesen. Er und seine Frau Lana waren verschwunden und wurden später tot im Wrack ihres Autos aufgefunden. Sie waren offenkundig auf dem Weg nach Mexiko gewesen und hatten allem Anschein nach ihre Kinder im Stich gelassen.
Ein paar Tage später hatte der Kirchenvorstand festgestellt, dass mit dem Ehepaar Prescott auch die Kirchengelder verschwunden waren. Die Prescotts waren zu Kriminellen erklärt worden, und ihre Kinder, drei Töchter und ein Adoptivsohn, waren aus Hobart verschwunden. Hope, Pepper und Gabriel hatten in den folgenden Jahren viel durchgemacht, einander schließlich aber wiedergefunden.
Aber ihre kleine Schwester Caitlin, die damals ein Baby gewesen war, blieb unauffindbar. Allen Bemühungen zum Trotz hatten die Geschwister nicht den geringsten Hinweis auf sie entdeckt.
Bis alle Spuren bei einem Mann zusammengelaufen waren. George Oberlin war Mitglied des Kirchenvorstands gewesen, als Bennett und Lana Prescott verschwunden waren. Kurz darauf war Oberlin mit einer formidablen Wahlkampfkasse in den Kampf um einen Sitz im texanischen Senat eingestiegen. Obwohl er beurkundete Spender aufweisen konnte, hatte eine Givens-Nachforschung ergeben, dass er gelogen hatte, was seinen finanziellen Hintergrund anging. Sein Schwiegervater, ein barscher Rancher mit wildem Blick, hatte bei der bloßen Erwähnung des Namens Oberlin nur noch geflucht.
Dennoch wiesen ihn die Wahlkampfunterlagen als größten Spender aus.
Griswald, der Butler der Familie Givens, Gabriel und Jason hatten herausgefunden, dass George Oberlin die Kirchengelder gestohlen und die Trennung der Geschwister organisiert hatte.
Sie vermuteten, dass er auch das Gerichtsgebäude hatte anzünden lassen, um die betreffenden Urkunden zu zerstören. Außerdem hatte er
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