Verbotene Nähe
jetzt war sie es. »Irgendjemandem werde ich schon ähneln. Ich weiß nicht. Ich bin ein Adoptivkind.«
»Wirklich?« Teague schien unbeeindruckt.
Pokerface, dachte sie. Er konnte ihr nichts vormachen. Er war interessiert. Sehr interessiert.
»Was weißt du von deinen Blutsverwandten?«, fragte er.
»Nichts. Ich ... nichts. Ich weiß nicht einmal sicher, an welchem Tag genau ich geboren wurde.«
Er wandte ihr langsam das Gesicht zu. Sein Blick suchte ihre Gesichtszüge ab. »Ist das in unseren Tagen, in unserem Zeitalter nicht absolut ungewöhnlich? Wissen die meisten Leute denn nicht wenigstens ein klein wenig von ihren leiblichen Eltern?«
»Ich habe nie irgendwelche Akten gewälzt. Ich weiß nur, dass meine Eltern mich adoptiert haben, als ich zehn Monate alt war oder so, und sie waren wundervolle Eltern.«
»Du hast nie nachgeforscht, woher du kommst?«
»Als ich ein Teenager war, wollte ich von zu Hause fortlaufen, weil ich mich schlecht behandelt fühlte.« Sie zog eine Grimasse, als sie an ihre melodramatischen Auftritte dachte. »Da ist nichts. Es ist eine Sackgasse. Aufgrund eines Irrtums sind sämtliche Unterlagen verschwunden, die meine Adoption betreffen.«
Sie sah fasziniert zu, wie Teague seinen Chamapagner schlürfte. Seine langen Finger streichelten das Glas. Wie sollte sie sich auf einen Mordversuch konzentrieren, wenn Teague in Reichweite war? Sie roch etwas und beugte sich näher zu ihm vor. Kräutershampoo und warme, saubere Haut...
Er drehte sich so schnell zu ihr um, dass ihre Nase fast seine Schulter streifte. »Triffst du dich mit Oberlin?«
»Ob ich ihn treffe?« Sie richtete sich entrüstet auf. »Du meinst, ob ich mich mit ihm verabrede?«
»Nein, im Kapitol, meine ich. Läuft er dir häufiger über den Weg?«
»Ja.« Es machte sie verlegen, das zuzugeben. »Ständig. Es ist fast so, als ...«
»Verfolge er dich?«
»Ja, verdammt.« Sie hasste es, es auszusprechen. »Er verfolgt mich.«
Teague zog die Brauen hoch.
»Also, wirklich«, sagte sie angewidert. »Zwei Stalker innerhalb von zwei Monaten? Die meisten Leute haben ihr ganzes Leben lang nicht einmal einen.«
»Ich habe ihn auf dem Monitor beobachtet. Er wartete auf dich.«
»Nein, wie schrecklich.« Sie wollte es nicht glauben. Sie wollte nicht, dass das alles wieder von vorn anfing. Und ihren Stalker auch noch zu kennen, annehmen zu müssen, dass er seine Frau umgebracht hatte ...
»Warum ausgerechnet ich?«
»Gute Frage. Warum? Das ist es, was wir herausfinden müssen.« Er liebkoste ihre Wange mit dem Finger. »Schau, ich glaube nicht an Zufälle. Und davon gibt es hier für meinen Geschmack viel zu viele. Du hast ein Problem. Du bist in Gefahr. Ich bin nicht mehr dein Bodyguard, aber ich lasse dich nicht noch einmal allein.«
»Was sollen wir den Leuten sagen, wenn sie uns fragen, weshalb wir zusammen sind?« Kates Frage hing wie eine Provokation zwischen ihnen, und die Anspannung war förmlich greifbar.
Teague trank mit langsamen, langen Schlucken seinen Champagner aus. Dann stellte er das Glas ab. Er nahm ihres und stellte es neben seines. »Wir sagen ihnen die Wahrheit.« Er legte die Hand um ihr Handgelenk. »Wir sind ein Liebespaar.«
14
Ihr Herz schien von innen an die Rippen zu drücken, dann fing es wie verrückt zu hämmern an. Das war der Augenblick, den sie sich ausgemalt hatte, den sie sich erträumt hatte. Und nun war er unerwartet und unvermittelt gekommen.
»Hast du gedacht, du könntest die Schwelle meines Zu- hauses überschreiten und ungeschoren davonkommen?« Teagues Flüstern war rau. »Ich habe länger auf dich gewartet als auf jede andere Frau in meinem Leben, und jetzt, bei Gott, will ich dich auch haben.«
Sie wagte kaum zu atmen, und als er sie am Handgelenk nahm, folgte sie ihm.
Sie gingen zur Tür hinaus und in sein Schlafzimmer. Er betätigte einen Schalter. Die Lampe neben dem Bett flammte auf und erhellte eine goldene Höhle, die von einem Rosenholzbett mit hohen rechteckigen Pfosten dominiert wurde. Eine Klimaanlage summte, und die Luft war angenehm. Draußen tobte ein Sturm über Austin, der den Regen gegen die Hügel peitschte und mit seinen Hagelkörnern die herbstlichen Blätter von den Bäumen schlug. Die altmodischen Flügelfenster ratterten im Wind, und die Blitze hinter den Rosenholzjalousien zeichneten verrückte, schwarzweiße Stillleben aus Asten vor den Himmel.
Ein Teil dieser Raserei und Wildheit hatte mit Teague und Kate das Schlafzimmer betreten. Sie hatten
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