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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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mir nicht vorstellen, dass er mir Zutritt zu seinem Haus gewähren wird. Also werde ich ihn morgen Abend im White’s aufsuchen. Ich weiß, dass er nach den Sitzungen im Parlament oft dort auftaucht. Dort kann er mir nicht so leicht aus dem Weg gehen.«
    James fand Clifton an demselben Tisch wie das letzte Mal und ebenso dumpf über sein Glas gebeugt, als habe sein letztes Stündlein geschlagen. Aber die Umstände hatten sich deutlich zu James’ Gunsten verändert, denn er wusste jetzt um die Gründe für die Feindseligkeit des Mannes. Anstatt also an ihm vorbeizugehen und seine unverhohlen aggressive Haltung zu ignorieren, drängte er sich durch die Menge der angetrunkenen Männer an seinen Tisch.
    Wenn Blicke töten könnten, läge James jetzt tot auf dem Boden. Er musterte den Mann. Abgesehen von seinen blutunterlaufenen Augen schien er einigermaßen in Ordnung zu sein. Die Kleidung war tadellos, sogar das Halstuch sah frisch und gestärkt aus.
    James’ langer Schatten fiel auf die sitzende Gestalt. » Clifton, Sie gestatten doch, dass ich mich setze, oder?« Es war keine Frage. Bevor der andere einen Laut von sich geben konnte, zog er sich einen freien Stuhl heran und nahm ihm gegenüber Platz.
    Clifton starrte ihn mit glasigem Blick an. » Wir haben nichts zu besprechen, Mylord«, stieß er giftig aus.
    James hatte nicht die Absicht, den Mann noch zusätzlich zu provozieren, doch das würde gar nicht so leicht sein, denn Cliftons ganzes Verhalten signalisierte Abwehr. Er spürte Zorn in sich aufsteigen, weil er sich mit dieser unsäglichen Geschichte belasten musste. Und das wegen einer Frau, bei der er das Gefühl hatte, dass man ihn an die Kette legen wollte. Dafür auch noch zu kämpfen war absurd.
    James lehnte sich gegen die Rückenlehne, öffnete betont lässig die Knöpfe seines grauen Mantels, streckte die Beine von sich und verschränkte die Arme vor der Brust.
    » Es ist kaum zu glauben, dass Lady Victoria die Macht hat, Sie in einen solchen Zustand zu versetzen. Ich dachte, über so etwas sind Sie hinaus«, spottete er. Das kurze Flackern in Cliftons Augen verriet James, dass er den Nerv getroffen hatte.
    » Sie wissen gar nichts«, erwiderte der andere, hob sein Glas und kippte es in einem Zug hinunter.
    James gab einen verächtlichen Laut von sich. » Zum Teufel nochmal! Man hat beobachtet, wie sie vorgestern Abend unter Tränen Ihr Haus verlassen hat.« Er hoffte, dass Clifton einknickte, wenn er ihn nur stark genug unter Druck setzte. Der Mann wirkte unendlich verbittert, und die erlittene Verletzung schien sich tief in seine Seele eingebrannt zu haben.
    » Soll das heißen, dass es Ihnen nicht in den Kram passt, gebrauchte Ware zu heiraten?«
    Die Bemerkung überraschte James nicht mehr. In jenem Moment, als Armstrong ihm von seiner Beobachtung berichtete, war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen, wie sich die Sache vermutlich verhielt. Und soeben hatte Clifton ihm seine Vermutung bestätigt: Er kannte jetzt die Wahrheit.
    James starrte sein Gegenüber schweigend, aber eindringlich an, bis dieser den Kopf senkte und die Augen schloss, während seine Schultern bebten. Einen Moment lang fürchtete James, dass Clifton zusammenbrechen und– Gott möge es verhüten– weinen würde. Bei der Vorstellung allein rutschte er unruhig hin und her und schickte ein inniges Stoßgebet zum Himmel, dass es nicht so weit kommen möge, jedenfalls nicht, solange er noch am Tisch saß. Sekunden später atmete Clifton tief durch zum Zeichen, dass er sich wieder im Griff hatte.
    » Nun, vielleicht können Sie mir jetzt erklären, warum Lady Victoria sich es verdammt nochmal in den Kopf gesetzt hat, mich in die Falle zu locken und mich zu heiraten.« James’ ruhige Stimme stand im deutlichen Gegensatz zu dem Aufruhr in seinem Inneren.
    Clifton schnaubte abwehrend. » Warum fragen Sie sie nicht selbst?«
    James stieß sich vom Tisch ab und stand auf, schaute auf den gebrochenen Mann hinunter, der um sich trat wie ein verwundetes Tier. » Glauben Sie mir, genau das habe ich vor.«
    Er nickte kurz und machte auf dem Absatz kehrt. » Guten Tag, Mylord«, rief Clifton ihm mit leicht undeutlicher Stimme nach.
    James hielt inne und dachte daran, dass Victoria ihm viel zu erklären haben würde, wenn er sie am nächsten Tag aufsuchte.
    Zu seiner eigenen Verwunderung ertrug James die folgenden zehn Stunden mit schier unglaublicher Geduld. Dann war es endlich so weit. Lady Cornwall begrüßte ihn wie immer sichtlich

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