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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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entzückt, als er am nächsten Vormittag um Punkt neun Uhr im Foyer stand. Hoffentlich verschwand sie bald, dachte er nur, während sie ihn eifrig in den Salon drängte und ihm in den süßesten Flötentönen versicherte, dass Victoria in Kürze bei ihm sein werde. Als sie ihm Kaffee anbot, dann Tee, dann heißen Kakao und Pasteten, französische Pasteten wohlgemerkt, die in der Tat am luftigsten seien, schüttelte er höflich, aber bestimmt den Kopf.
    Zu seiner unendlichen Erleichterung tauchte Lady Victoria just in dem Moment auf, als ihre Mutter sich in einem Monolog über irgendeinen Ausflug zu verlieren begann.
    » Lady Victoria, Sie sehen bezaubernd aus.« Wie es sich gehörte, ergriff er ihre Hand und hauchte einen flüchtigen Kuss auf die kühle, weiße Haut.
    » Ich lasse Sie jetzt allein. Ich bin überzeugt, dass Sie allerlei zu besprechen haben«, flötete die Marchioness. Ihre schweren Röcke rauschten, als sie das Zimmer verließ– es war der schönste Anblick und das schönste Geräusch, das James in dieser Woche erleben durfte.
    » Guten Morgen, Lord Rutherford. Was führt Sie so früh hierher?« Obwohl sie seinen forschenden Blick mied, entdeckte er in ihren Augen einen schwachen rötlichen Schimmer, der ihm die vergossenen Tränen verriet. Ihren Mund umspielte ein bitterer, leidender Zug.
    » Vielleicht sollten wir uns nach draußen setzen.« Mit dem Kopf deutete er auf die Türen, die aus dem Salon in den üppig blühenden Garten führten. Er machte eine Handbewegung, und sie ging voran, schaute dabei nervös zurück. Ihre blauen Augen sahen aus, als ahne sie bereits kommendes Unheil.
    Die Luft war noch feucht, als sie hinaustraten in einen Tag, der zu der düsteren Stimmung passte. Die Sonne vermochte kaum gegen die Wolken anzukommen, die dunkel und drohend am Himmel standen. Victoria nahm auf einer hölzernen Gartenbank Platz, die dort sichtlich seit Generationen stand, anders als die aufdringlich neue Einrichtung des Hauses, und James setzte sich auf den schwarzen Eisenstuhl ihr gegenüber.
    Lady Victoria fing seinen Blick auf und zwang sich offenbar zur Ruhe, indem sie ihre schmalen Hände ordentlich im Schoß faltete, doch es konnte nicht verborgen bleiben, dass sie zitterten.
    James musterte sie. Sie sah nicht aus wie eine hinterlistige Frau. Auch nicht wie eine, die einen Mann in die Falle lockte, der zu tief ins Glas geschaut hatte und nicht mehr wusste, was er tat. Und doch war beides geschehen.
    » Sie machen einen sehr ernsten Eindruck heute Vormittag«, begann sie und lachte unsicher.
    Ihm war nicht klar gewesen, dass man es ihm ansehen konnte, aber warum sollte er auch seine Empfindungen verbergen? Er war ganz und gar nicht erfreut und würde auch nichts anderes vorgeben.
    » Ich möchte, dass Sie mir erzählen, was sich zwischen George Clifton und Ihnen abgespielt hat.«
    Victoria erstarrte. Ihr Gesicht wurde so weiß wie das Taschentuch, das sie in ihren Fingern drehte. Sie schloss die Augen. Hob die schmalen Schultern und ließ sie wieder sinken.
    » Verschwenden Sie unsere Zeit nicht damit, es zu leugnen. Denn Sie wurden beobachtet, wie Sie sein Haus ziemlich verstört verließen. Außerdem habe ich bereits mit Clifton gesprochen. Endlich weiß ich, warum der Mann mir in letzter Zeit so feindselig begegnet.« Sein Tonfall klang hart und unerbittlich.
    Mehrere Male öffnete sie den Mund, um zum Sprechen anzusetzen, unterließ es dann aber. Allerdings war ihre Betroffenheit unübersehbar, denn eine leichte Röte stieg vom Ausschnitt ihres Morgenkleids hinauf in ihre blassen Wangen, und sie war nicht in der Lage, seinem Blick zu begegnen. Dann streckte sie ihm flehend ihre Hände entgegen. » Ich war verzweifelt«, wisperte sie kaum hörbar und zwang ihn, sich bei jedem ihrer Worte vorzubeugen, damit er sie verstand.
    » Ich war also nichts anderes als ein Opferlamm?«
    Ängstlich schaute sie zu ihm auf. » Ich bitte Sie um Verzeihung, obwohl ich weiß, dass es unverzeihlich ist, was ich getan habe. Ich kann mich nur damit entschuldigen, dass ich zu allem bereit war, um nicht Lord Fredericks heiraten zu müssen. Dazu nämlich hätte meine Mutter mich gezwungen.« Sie schlang die Arme um ihre Taille und schüttelte sich bei diesem Gedanken.
    Victoria bot einen wirklich bemitleidenswerten Anblick, wie sie dasaß, zusammengesunken vor Schuld und Scham und mit Tränen in den Augen, aber James blieb ungerührt. Das verdammte Luder hatte nur an sich selbst gedacht, und er war ein passender

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