Verbotene Sehnsucht
jetzt etwa mit Beileidsbekundungen?«, fragte sie spöttisch und mit hochgezogenen Brauen.
Sie war überzeugt, dass er einen stummen Fluch ausstieß, bevor er antwortete. » Warum hast du mich belogen, als ich dich am Tag danach aufgesucht habe? Du hast mir weisgemacht, dass es kein Kind geben könne.«
» Was hätte ich denn sagen sollen? Es lag doch auf der Hand, dass du mich nicht wolltest. Und ganz bestimmt war es niemals meine Absicht, dich zum Altar zu zwingen.«
An seinen zusammengepressten Lippen erkannte sie, dass er sich sichtlich bemühte, sachlich und nüchtern zu klingen. » Wir werden heiraten, sobald es mir gelungen ist, eine Sondererlaubnis zu erwirken.« Eine Feststellung, die weder eine Frage noch einen Zweifel und schon gar keinen Widerspruch zuließ. Aber er hatte die Rechnung ohne Missy gemacht, die sich einmal mehr über James’ selbstgefällige Arroganz ärgerte. Unter anderen Umständen hätte sie sich vielleicht darüber amüsiert, allerdings nicht, wenn es um sie, um ihr Leben ging.
» Der Befehl, dich zu heiraten, ist in der Tat sehr romantisch. Doch ich fürchte, ich muss mich dir widersetzen.« Dass James die Stirn besaß, sie vor vollendete Tatsachen zu stellen, war wirklich die Höhe. So konnte er mit seinem Personal verfahren, nicht mit ihr.
Auf alles war James gefasst gewesen, sogar auf Tränen, jedoch nicht auf das. Auf diese kühle Nüchternheit, die sie jetzt an den Tag legte. Sprach verletzter Stolz aus ihren Worten? Oder hatten ihre Gefühle für ihn sich im Laufe der vergangenen Wochen tatsächlich so drastisch verändert? Nur schien das nach Lage der Dinge eigentlich nicht mehr relevant.
» Nun, angesichts der Umstände nahm ich an, dass dir nicht der Sinn nach romantischen Gesten steht. Außerdem fand ich es unpassend, zumal ich mich gerade erst aus einer scheinbar unabwendbaren Eheschließung befreien konnte und praktisch gleichzeitig von deiner Schwangerschaft erfuhr.« Es war ihm gleichgültig, ob seine Worte und sein Tonfall sarkastisch klangen oder nicht. Missy hatte das schließlich provoziert.
In ihren Augen loderte Empörung auf, was ihn jedoch nicht davor bewahrte, die durch ihre bloße Gegenwart ausgelöste, altvertraute Erregung zu empfinden. Verdammtes Luder.
» Nur dass du mich richtig verstehst: Ich verspüre nicht den Wunsch, dich zu heiraten. Wenn du dich also bitte nicht anstandshalber dazu verpflichtet fühlen würdest, wäre mir sehr geholfen. Ich habe bereits Vorkehrungen getroffen…«
Schnell wie der Blitz war er bei ihr und umklammerte fest ihren Unterarm. Er beugte sich so weit zu ihr, dass sie die blutunterlaufenen Adern im Weiß seiner geschwollenen Augen erkennen konnte. » Wenn du glaubst, dass ich dir erlauben werde, einen anderen Mann zu heiraten, und untätig zusehe, wie ein Fremder mein Kind aufzieht, dann irrst du dich gewaltig. Und es würde auch bedeuten, dass du mich nicht kennst und nicht weißt, wozu ich im Zweifelsfall in der Lage bin.«
Sie richtete den Blick fest auf ihn. » In einem hast du recht. Ich kenne und kannte dich niemals wirklich, sondern habe eine Person geliebt, die mir meine lebhafte Fantasie und meine romantischen Vorstellungen vorgegaukelt haben.«
James versteifte sich. Zwar hatte er nie viel auf ihre Liebesgeständnisse gegeben, aber es rumorte schon gewaltig in ihm, so etwas aus ihrem Mund zu hören. Worte, die eigentlich seiner Denkweise entsprachen.
Er umfasste ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu ihm hin. Sie hob die wundervollen blaugrauen Augen unter den dunklen Wimpern, und James schluckte schwer, musste eine mächtige Welle der Lust niederringen, die ihn durchflutete.
» Unsere Heirat setzt nicht voraus, dass wir uns lieben. Es reicht, dass wir einander innerhalb und außerhalb des Schlafzimmers respektieren.« Welch absurde Worte, dachte er, vor allem angesichts ihrer bedingungslos leidenschaftlichen Beziehung. » Da du überdies mit meinem Kind schwanger bist, möchte ich behaupten, dass das mehr ist, als andere Menschen für sich beanspruchen können.«
» Erstens weiß ich gar nicht, ob ich wirklich schwanger bin oder nicht. Ein einziger Ohnmachtsanfall reicht als Beweis kaum aus, ganz gleich, was mein Bruder und meine Mutter zu glauben belieben. Thomas hätte dir gar nichts sagen dürfen, bevor es nicht ganz sicher feststeht. Und selbst wenn ich dein Kind in mir trage– für dich und deinesgleichen mag die Art Ehe, wie du sie eben beschrieben hast, vielleicht in Ordnung gehen, aber es ist
Weitere Kostenlose Bücher