Verbotene Sehnsucht
nicht das, was ich anstrebe.«
Sie riss ihr Kinn aus seinem Griff und reckte es ihm herausfordernd entgegen.
James’ Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Er ließ ihren Arm los und stand auf. Wenn er sie jetzt berührte, konnte er für nichts garantieren, denn am liebsten würde er sie schütteln, bis sie endlich zur Vernunft kam.
» Warum hast du das nicht von Anfang an klargestellt?« Wollte sie ihn als Trottel hinstellen? Sich über ein Kind auslassen, das vielleicht gar nicht existierte?
» Weil es unwichtig ist, ob ich schwanger bin oder nicht. Ich werde dich nicht heiraten.«
» Und ich werde nicht betteln«, stieß er wild entschlossen hervor, » falls du das erwartest, muss ich dich bitter enttäuschen.«
Missy erhob sich. » Ich erwarte von dir genau das, was du mir versprochen hast, damals, nachdem es passiert war. Nämlich nichts. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass es dir entfallen ist.«
James riss sich am Riemen, um nicht aus der Haut zu fahren, und atmete ein paarmal tief durch. » Wenn du glaubst, dass du einen anderen Mann heiraten kannst, dann versichere ich dir nochmals, dass ich das nicht zulassen werde. Wenn es sein muss, erhebe ich in aller Öffentlichkeit auf das Kind Anspruch. Du wirst dich in einen Skandal verwickelt sehen, wie du ihn dir bisher nicht einmal hast träumen lassen.« Er drehte sich weg und ging zum Kamin hinüber, wo er sich mit einer Hand an dem schwarzen Sims abstützte.
Er fluchte stumm, weil er sich zu solchen Drohungen hatte hinreißen lassen. Aber zum Teufel, sie ließ ihm keine Wahl. Und niemand aus der Familie schien sie in seinem Sinne beeinflussen zu wollen.
Zutiefst getroffen drehte sie sich zu ihm um. » Das würdest du nicht tun«, flüsterte sie ungläubig.
» Ich kann dich nur bitten, es nicht herauszufordern.«
» Das ist skrupellos.«
» Noch skrupelloser finde ich es, mir mein Kind zu rauben– vielleicht sogar meinen Erben.«
» Ich habe dir doch gerade erklärt, dass ich es nicht einmal sicher weiß. Und wenn es dich beruhigt: Ich habe nicht vor, einen anderen zu heiraten. Für wen hältst du mich? Ich reise nach Amerika und werde bei meiner Tante bleiben. Wie auch immer, was kümmert es dich? Gestern noch hattest du die Absicht, Lady Victoria Spencer zu heiraten. Geh zu ihr zurück und überzeuge sie, mit dir vor den Altar zu treten. Sie trägt doch bereits dein Kind.«
» Nein, es ist nicht meines«, schrie James, näherte sich ihr und blieb nur einen Schritt entfernt stehen.
Ihr Instinkt riet Missy, sich zurückzuziehen und ihn nicht weiter zu provozieren.
Das Kind, das Lady Victoria erwartete, stammte also nicht von ihm. Offenbar hatte er es gerade erst erfahren, was zumindest erklärte, warum die Beziehung so abrupt beendet worden war. Außerdem ließ es darauf schließen, dass es von ihm und nicht von ihr ausging, auch wenn es in der Öffentlichkeit vielleicht anders dargestellt wurde, um sie nicht der Schande auszusetzen, sitzengelassen worden zu sein. Aber wenn in den kommenden Monaten ihr Bauch anschwoll, dann würde die Wahrheit ohnehin ans Licht kommen, oder?
» Mit anderen Worten, jetzt willst du mich an ihrer Stelle haben, stimmt’s?«
» Missy, denk einmal darüber nach, was du gerade gesagt hast. Und denk auch an das Kind, mit dem du vielleicht schwanger bist, bevor dein Stolz dich zu völlig verrückten Dingen treibt. Willst du wirklich, dass es illegitim geboren wird, ohne Namen und ohne den Schutz seines Vaters? Hat es nichts Besseres verdient? Ich hoffe nur, dass deine Selbstsucht nicht so weit geht, dein eigen Fleisch und Blut dafür zu opfern.«
Missy starrte ihn an. Wie konnte ausgerechnet er es wagen, ihr Vernunft zu predigen und ihr ein schlechtes Gewissen einzureden? Und das Gefühl, alleine an der Sache schuld zu sein? Nun, wenn sie nach Amerika reiste, wäre sie in der Tat der Bösewicht. Hatte ihr Kind es wirklich nicht verdient, als Nachkomme eines Earl geboren zu werden? Konnte sie es wirklich verantworten, dem Kind den Vater zu verweigern und damit auch die Vorteile eines standesgemäßen Lebens? Dem verdammten Kerl war es tatsächlich gelungen, sie in eine unhaltbare Position zu manövrieren.
Er reckte sich zu voller Größe auf, als habe er gespürt, welche Wirkung seine Worte zeitigten. Sich um eine gebieterische Aura bemühend, um sein lädiertes Aussehen zu überspielen, verabschiedete er sich von ihr. » Ich komme morgen wieder, um mir deine Entscheidung anzuhören.«
» Du wirst keine
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