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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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andere Antwort bekommen.« Obwohl Missy sich um einen entschlossenen Ton bemühte, war sie sich, was ihre Zukunft betraf, längst nicht mehr so sicher wie noch früh am Morgen kurz nach dem Erwachen.
    » Wenn du alles gesagt hast, was du besprechen wolltest, rufe ich meine Mutter«, sagte sie und ging zur Tür. Die ganze Zeit über war sie sich bewusst, dass er jeden ihrer Schritte mit seinen Blicken verfolgte.
    Lady Armstrong kam gerade aus dem Morgenzimmer, als Missy ihr im Foyer begegnete. » James wartet im Salon auf dich.«
    » Ich kann dir ansehen, dass sein Heiratsantrag abgelehnt wurde.«
    » Wenn du den Befehl meinst, ihn wegen eines Kindes, das ich vielleicht erwarte, zu heiraten– ja, ich habe abgelehnt. Und James gehört nicht zu den Männern, die auf eine Abweisung freundlich reagieren.«
    » Und du gehörst nicht zu den Frauen, die freundlich darauf reagieren, herumkommandiert zu werden. Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst.« Die Viscountess lächelte weise.
    » Ja. In der Hoffnung auf eine andere Antwort wird er morgen erneut seine Aufwartung machen.«
    Die Mutter nahm Missys Hand in ihre und tätschelte sie leicht. » Vielleicht solltest du doch noch einmal gründlich über die Sache nachdenken. Gewöhnlich bedauern wir später solche Entscheidungen, die wir in Momenten gefällt haben, wenn unsere Emotionen hohe Wellen schlagen und unser Stimmungsbarometer auf Sturm steht.«
    Missy seufzte erschöpft. » Ich muss nicht nur an mein eigenes Wohlergehen und an das der Familie denken, sondern vielleicht auch an ein Kind, das ich nicht vergessen darf.«
    » Stimmt«, meinte ihre Mutter unerbittlich, » deine Sorge sollte in erster Linie dir und deinem Kind gelten. Thomas und ich sind durchaus in der Lage, uns um die Familie zu kümmern und deine Schwestern vor Schaden zu bewahren. Alle meine Töchter werden irgendwann debütieren.« Besonders den letzten Satz sagte sie mit aller Entschlossenheit. Es war ihr anzumerken, mit welcher Hingabe und Kraft sie ihre Kinder verteidigte. In den Salons würde man es sich zweimal überlegen, sich die Viscountess zur Feindin zu machen, was unweigerlich der Fall wäre, wenn eine ihrer Töchter oder ihr Sohn geschnitten würde. Allerdings stellte ein illegitimes Baby durchaus eine beträchtliche Gefahr dar, dass die Dinge gründlich aus dem Ruder liefen…
    Röcke aus Seide und Musselin raschelten, als Missy die Arme um ihre Mutter schlang und ihr einen sanften Kuss auf die Wange drückte. » Du bist die beste Mama, die ein Mädchen sich nur wünschen kann.«
    » Wie auch immer du dich entscheidest, mein Liebling, ich werde mein Bestes geben, um dir beizustehen«, erwiderte Lady Armstrong mit leicht erstickter Stimme. » Aber jetzt genug mit diesem Gerede. Ich glaube, ich habe James lange genug warten lassen.«
    Missy spürte die Wärme der Umarmung noch, als die Mutter schon längst die Halle durchquert hatte und im Salon verschwunden war.
    Schlimmer als der Tag, an dem Victoria Spencer entdeckt hatte, dass sie ein Kind erwartete, war der Vormittag, an dem sie ihrer Mutter gestehen musste, dass es keine spektakuläre Hochzeit geben würde, nichts womit sie in den Salons glänzen konnte. Und dass sie sämtliche Vorbereitungen sofort einzustellen habe.
    Vielleicht könnte sie vorbringen, dass es überhaupt kein Kind gebe. Dass sie sich die ganze Sache nur ausgedacht habe, um Lord Rutherford an die Leine zu legen. Einen Tag später würde sie dann eine Schiffspassage zu einem Ort am anderen Ende der Welt buchen, überlegte sie.
    Victoria betrachtete sich im silbern gerahmten Spiegel in ihrem Ankleidezimmer. Die blauen Augen schienen viel zu groß für das schmale Gesicht, und um ihren Mund lag ein harter Zug, kein Wunder bei ihren überstrapazierten Nerven. Sie kniff sich in die blassen Wangen, stand auf und strich sich nicht vorhandene Falten auf ihrem Morgenkleid glatt. Dann sog sie die Luft so tief in die Lungen, als sei es ihr letzter Atemzug, und machte sich auf den Weg hinunter ins Frühstückszimmer.
    Rivers, einer der Lakaien und ihr Vertrauter in der schrecklichen Affäre, hielt sie unten an der Treppe auf. Seine geweiteten Augen alarmierten ihre ohnehin schon zum Zerreißen gespannten Nerven noch mehr.
    » Mylady.« Der Mann sprach leise und eindringlich. » Sir George Clifton bittet draußen darum, Sie sprechen zu dürfen.«
    Victoria erstarrte. Seit George vor fünf Jahren jenen schicksalhaften Versuch eines Besuchs unternommen und der Butler ihn auf Anweisung

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