Verbotene Sehnsucht
Entschluss, Missy zur Frau zu nehmen. Ein Glück, dass er das schon vorher beschlossen hatte, denn sonst sähe er sich erneut in der Situation, unfreiwillig in eine Ehe gehen zu müssen.
» Ich habe vor, sie zu heiraten«, sagte er mit einer Entschiedenheit, die den Eindruck erweckte, als brauche man gar nicht weiter darüber zu reden.
Armstrong versteifte sich, ballte die Hände zu Fäusten, und sein Blick verfinsterte sich. Er sah aus, als befinde er sich auf dem Sprung, sich erneut in den Kampf zu stürzen. » Ich habe dir vertraut. Es war deine Aufgabe, sie von ihrer verhängnisvollen Zuneigung zu dir zu kurieren. Aber nicht, indem du sie in dein verdammtes Bett schleppst.« Trotz der Wut in seiner Stimme konnte James heraushören, wie sehr ihn der Betrug des Freundes verletzt haben musste. Und das tat ihm in der Seele weh.
» Ich wollte nicht, dass es geschieht. Das zumindest musst du mir glauben«, sagte James und wusste doch, dass es keine Entschuldigung und vielleicht auch kein Verzeihen gab.
Thomas warf ihm einen Blick zu, aus dem eine Verachtung sprach, die James weit mehr schmerzte als alle Schläge, die er zuvor hatte einstecken müssen. » Ehe ich dir die Erlaubnis erteile, sie zu heiraten, wirst du in der Hölle schmoren. Dafür werde ich sorgen.«
Doch jetzt schlug Cartwright, der den Freund für vollkommen wahnsinnig geworden hielt, sich auf James’ Seite. » Mir ist zwar klar, dass die Umstände besser sein könnten und ganz gewiss nicht dem entsprechen, was du dir für Missy gewünscht hast, doch wie kannst du so etwas sagen. Ich sehe in Anbetracht der Tatsache, dass sie schwanger ist, gar keine andere Möglichkeit.«
James seufzte innerlich auf, dankbar für die willkommene Unterstützung. Vielleicht vermochte es Alex mit seiner ruhigen Gelassenheit ja, den über die Maßen aufgebrachten Freund zur Vernunft zu bringen. Ihm selbst dürfte das kaum gelingen, rangierte er doch auf der Liste der Menschen, die Armstrong besonders schätzte, im Moment bestimmt an letzter Stelle. Somit schien es dringend geraten, sich so wenig wie möglich zu Wort zu melden. Nicht mehr lange, und er würde Thomas’ Schwager sein, ob diesem das nun passte oder nicht.
Armstrong reagierte mit einem boshaften Knurren. » Die Umstände könnten besser sein? Ach, wirklich?«, stieß er schließlich verächtlich aus. » Wer zum Teufel sagt eigentlich, dass ihr keine andere Wahl mehr bleibt?«
Unwillkürlich kniff James das unversehrte Auge zusammen. Verdammt, was redete Armstrong da? Natürlich war es ihre einzige Möglichkeit. Wer sonst würde sie jetzt heiraten, wo sie sein Kind erwartete? Es sei denn…
» Was soll das heißen?« Die Worte kamen aufgrund der vielen Wunden an seinem Mund und der zunehmenden Schwellungen nur undeutlich heraus.
» Genau das, was ich gesagt habe. Sie muss dich nicht heiraten, wenn sie nicht will. Soweit meine Schwester informiert ist, bist du so gut wie verheiratet mit Lady Victoria Spencer, die ebenfalls ein Kind von dir erwartet.«
» Nun, dann wird sie sehr bald eines Besseren belehrt werden.« James verspürte jedes Mal einen stechenden Schmerz, wenn er die Lippen bewegte.
Cartwright, der normalerweise eher selten trank, weil sein dem Alkohol zugeneigter Vater ihm als abschreckendes Beispiel vor Augen stand, brauchte dringend einen kräftigen Drink und goss sich ein Glas Brandy ein.
» Ich bin mir sicher, dass Granville sie nehmen würde, ohne Fragen zu stellen. Das ist die Wahl, die ihr bleibt.« Provozierend zog Armstrong eine Braue hoch.
James sprang auf. Vergessen war der Schmerz in seinem Rücken angesichts des Zornes, der bei diesen Worten in ihm aufstieg. » Ich will verdammt sein, wenn ich ihr erlaube, Granville zu heiraten.« Die Qualen, die ihn bei dieser Vorstellung überfielen, waren nicht körperlicher Natur.
» Seit wann braucht sie deine Erlaubnis?«, entgegnete Armstrong höhnisch.
James warf Cartwright einen flehentlichen Blick zu, als wolle er ihn zum Eingreifen auffordern, doch Alex zog eine unbeteiligte Miene und nippte weiter an seinem Brandy.
Aus James’ Kehle drang ein drohendes Geräusch. » Es ist mein Kind, das sie trägt.« Er schrie die Worte beinahe, sodass sie vermutlich bis in die Halle zu hören waren, aber das war ihm völlig gleichgültig. Im Moment hätte es ihn nicht einmal gekümmert, wenn die gesamte Nachbarschaft es mitbekam– er dachte nur daran, wie er Missys starrköpfigen Bruder zur Raison bringen konnte, damit er seine Erlaubnis
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