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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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als sie den leichten, blumigen Duft einatmete. Aus Frankreich. Da kam eindeutig niemand mit, auch wenn man sonst auf der Insel den Franzosen nicht immer wohlgesonnen war.
    Missy schaute auf die Bronzeuhr und sah, dass der große Zeiger auf die volle Stunde vorrückte. In Kürze würde ihre Mutter sie unten erwarten, um die Gäste zu begrüßen.
    Unter ihnen James.
    Noch einmal musterte sie ihr Spiegelbild. Sie sah eine junge Frau in eisblauem, gerafftem Tüll und Seide mit kunstvoller Frisur, nach der sich die Männer umdrehen würden.
    Aber reichte es, ihn zu beeindrucken? James konnte jede Frau haben. Sehr schöne und kultivierte, reiche und kluge junge Damen aus den ersten Familien des Königreichs. Heute Abend wollte sie alle anderen übertrumpfen. Nein, sie wollte nicht nur, sie musste. Zumindest was die Größe anging, sollte es keine Probleme geben, dachte sie mit einem Schuss Selbstironie.
    Zurzeit war er in keine Affäre verstrickt. Das hatte sie von Beatrice erfahren, die es trotz ihrer erst neunzehn Jahre fertigbrachte, sich in der großen Londoner Gerüchteküche alle wichtigen Neuigkeiten zu beschaffen, als sei sie schon seit Jahrzehnten dabei. Vor ein paar Monaten hatte er die Beziehung zu seiner letzten Geliebten beendet. Das eröffnete Möglichkeiten, jedoch nicht nur für sie. Dass er wieder verfügbar war, dürfte den Eifer zahlreicher heiratswütiger Töchter und Mütter anstacheln, und manch eine würde sich sogar mit der Rolle einer Geliebten zunächst zufriedengeben, denn immerhin war das für weiter reichende Ambitionen keine so schlechte Ausgangsbasis. Dachte auch Missy und strich gedankenverloren über die Blumenstickerei auf dem Oberteil ihres Kleides. Sie plante, dass er die nächste Geliebte auch zur Ehefrau machen sollte.
    Es klopfte. Missy drehte sich um und sah Sarah ins Zimmer kommen, die goldfarbenen Locken zu einer hässlichen Frisur zusammengesteckt. Es schien, als habe ihre Schwester wieder einmal experimentiert. Ein betrüblicher, wenngleich normaler Vorfall.
    » Ich bin fast fünfzehn. Ich verstehe nicht, warum ich nicht an der Dinnerparty teilnehmen darf.« Sie stapfte zum Bett hinüber, ließ sich darauffallen und zog einen Schmollmund.
    Missy verdrehte die Augen. » Sarah, es sind Gentlemen im heiratsfähigen Alter anwesend.« Das hätte als Erklärung eigentlich ausreichen müssen.
    » Und?«
    » Nun, du kannst dich doch noch erinnern, wie es Pauline Franks ergangen ist, nicht wahr?« Diese Geschichte hatte sie der kleinen Schwester vor vier Monaten erzählt, als sie sich bei einem ähnlichen gesellschaftlichen Anlass beschwerte, dass man sie ausschloss. Auch die Kenntnis dieser Ereignisse verdankte sie Beatrice, die sie wiederum von einer Küchenhilfe der Franks erfahren hatte.
    Smaragdgrüne Augen starrten sie verständnislos an.
    Missy stieß einen langen Seufzer aus und begann aufs Neue auszubreiten, was der armen Pauline passiert war, denn sie hielt die Sache für äußerst lehrreich. Und abschreckend.
    » Also: Pauline hatte ein Auge auf Lord Blake geworfen, obwohl sie noch nicht offiziell in die Gesellschaft eingeführt war. Als sie ihm bei einem Ausflug mit ihrer Schwester nach Vauxhall Gardens endlich begegnete, schenkte er ihrer jüngeren Schwester mehr Aufmerksamkeit als ihr. Dabei musste diese sogar noch zwei Jahre auf ihr Debüt warten. Außerordentlich peinlich.«
    Sarah schien wenig beeindruckt. » Ich bezweifle, dass einer der Männer, die heute Abend anwesend sind, mich für würdig halten würde, mir einen zweiten Blick zu gönnen.«
    Keinen zweiten Blick für sie? Hatte ihre Schwester in letzter Zeit nicht in den Spiegel geschaut? Oder war sie etwa blind geworden? » Mach dich nicht lächerlich. Du bist ein sehr schönes Mädchen.«
    » Aber nicht so schön wie du oder Emmy.«
    Die Erwähnung ihrer anderen Schwester erinnerte sie daran, was auf dem Spiel stand. Und was ihre drei ergebnislosen Saisons für Emily bedeuteten. Missy war entschlossen, es diesmal zu schaffen. Die Verlobung mit James würde ihrer Schwester den Weg frei machen, nächstes Jahr selbst an die Reihe zu kommen. Dann wäre sie achtzehneinhalb und genau im richtigen Alter für ihr gesellschaftliches Debüt. Und sie müsste nicht gleichzeitig mit ihr oder Sarah antreten.
    » Sarah, du bist wundervoll. Viel hübscher, als ich es in deinem Alter war. Dir bleibt noch genügend Zeit für Dinnerpartys und Bälle, wenn du ein paar Jahre älter geworden bist.«
    Sarah gab einen verächtlichen

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