Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
Vom Netzwerk:
weiß sehr genau, was Sie meinen. Die Antwort lautet: Ja.«
    Wenn die Angelegenheit nicht so ernst gewesen wäre, hätte James am liebsten laut gelacht. Der Gedanke schien ihm völlig absurd, sich so etwas überhaupt beweisen zu wollen– und dann noch mit diesen Mitteln. Außerdem gab es bestimmt zahlreiche Männer, die ihr gerne gezeigt hätten, dass sie eine begehrenswerte Frau war. Völlig unnötig also, solche Risiken einzugehen.
    » Haben Sie mich in mein Schlafzimmer gebracht?«
    Sichtlich erschrocken riss sie den Kopf hoch. Nach einer Pause entgegnete sie: » Ich habe Ihnen eine hilfreiche Hand und eine Schulter zum Anlehnen geboten, da Sie es nötig zu haben schienen. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn Sie über die Treppenstufen gestolpert wären und sich das Genick gebrochen hätten. Und bitte schauen Sie nicht so entsetzt drein, ich habe ganz sittsam gewartet, bis Sie ins Bett getaumelt sind.«
    Seine Erleichterung war so stark, dass ihm schwindlig wurde. James sog die Luft tief in die Lungen. Er hatte sie also nicht kompromittiert– und er selbst musste seine Freiheit nicht aufgeben.
    » Warum schauen Sie mich an, als seien Sie in letzter Sekunde der Guillotine entkommen?«, sagte sie. Obwohl sie nicht verärgert schien, schwang unterschwellig ein Ton in ihrer Stimme mit, den er nicht zu deuten vermochte und der ihm ein Schaudern der Unsicherheit über den Rücken jagte.
    » Aber wer hat mich entkleidet?« Er musterte sie eindringlich.
    Victoria zuckte die Schultern. » Ich kann Ihnen versichern, dass Derartiges nicht in meiner Absicht lag, als ich nachts bei Ihnen aufkreuzte. Und es freut Sie bestimmt zu hören, dass Sie ziemlich außer Gefecht waren, als ich Sie Ihrem Bett überlassen habe. Vollständig angezogen wohlgemerkt«, fügte sie hastig hinzu. » Vielleicht haben Sie sich ja später selbst noch entkleidet.«
    Gut möglich, aber ihm fehlte jede Erinnerung außer an den Kuss. Der Rest der Nacht lag unter dichtem Nebel begraben. Von anderen Männern hatte er schon ähnliche Geschichten gehört, jedoch es nie für möglich gehalten, so etwas selbst einmal zu erleben– und so viel zu trinken, dass ein vollständiger Erinnerungsverlust einsetzte.
    » Und der Kuss…«
    Victoria hob die Hand, und ihre gewöhnlich blassen Wangen röteten sich. » Bitte, lassen Sie uns nicht darüber sprechen. All das ist schon beschämend genug.«
    Zum ersten Mal bemerkte James, dass sie sich unbehaglich fühlte, und ließ die Angelegenheit auf sich beruhen. Im Grunde genommen war er einfach nur dankbar, dass der Vorfall der letzten Nacht für ihn keine weiteren Konsequenzen nach sich ziehen würde.
    Nach einem kurzen Ausflug die Rotten Row hinunter brachte James Victoria nach Hause zurück und gab dem Kutscher die Anweisung, heimwärts zu fahren. Unterwegs, auf der Dover Street, beobachtete er die flanierenden Passanten, distinguierte Herren und elegante Damen in modischen Kleidern mit Hüten und Sonnenschirmen, die in den zahlreichen Geschäften nach den neuesten Sachen Ausschau hielten. Als er unter einer gelben Haube kastanienbraunes Haar hervorlugen sah, verrenkte James sich den Hals, um das Gesicht erkennen zu können.
    Es war nicht Missy. Er ärgerte sich über das Gefühl der Enttäuschung, das sich in ihm breitmachte, und über das heftige Pochen seines Herzens, über seine flatternden Hände– die ganze Aufregung, nur weil er einen Moment gedacht hatte, es handle sich um sie.
    Missy.
    Sie war der eigentliche Grund für seine Entgleisungen der letzten Nacht. Und auch für seinen übermäßigen Alkoholkonsum, was ihm das Hirn dermaßen vernebelte, dass er Victoria mit Missy verwechselte und sie küsste.
    Mit fahrigen Händen rieb James sich über das Gesicht, verfluchte sein unstillbares Verlangen nach ihr. Er stand gefährlich nahe an der Schwelle, das Einzige zu verlieren, was ihm bislang unverzichtbar erschien: sein Junggesellendasein. Um ein Haar hätte er es verloren, sich beinahe an eine Frau gefesselt, die er nicht wollte. Er war Victoria ernstlich zu Dank verpflichtet. Eine andere, die sich auf der Jagd nach einem passenden Ehemann befand, würde die Situation schamlos ausgenutzt haben. Nichts leichter als das. Anschließend hätte sie die Ehe verlangen können, oder ihre Eltern, und sein Stündchen wäre gekommen und seine Freiheit dahin gewesen.
    Und all das nur, weil Missy erwachsen und eine verführerische junge Frau geworden war, die Begehrlichkeiten weckte.

7
    D ie Kalesche blieb vor

Weitere Kostenlose Bücher