Verbotene Sehnsucht
Könnte er zumindest die Erinnerung an die beerenförmigen Knospen ihres Busens loswerden und das köstliche Gefühl und den Geschmack, als er an ihnen gesaugt hatte wie ein Verdurstender.
Das heiße Wasser hinderte seine Männlichkeit nicht daran, sich aufzurichten wie ein Fahnenmast. Er stöhnte vor Verlangen, als er den Kopf mit geschlossenen Augen auf den Rand der Wanne sinken ließ, und verfluchte zugleich seinen Körper, weil dieser seine vernünftigen Überlegungen ständig durchkreuzte und zunichte machte.
Und er verwünschte sie, weil sie solches Begehren in ihm auslöste. So sehr sollte man sich nach keiner Frau verzehren, und zudem verdiente Missy mehr als pure Lust. Stöhnend griff er nach unten und nahm sein größtes Problem selbst in die Hand.
11
M issy suchte sein Stadthaus nunmehr bereits zum zweiten Mal auf. Falls ihre Mutter oder ihr Bruder es jemals herausfinden sollten, würden sie ihr Stubenarrest verordnen und sie bei erstbester Gelegenheit aufs Land zurückschicken.
Sie ließ den Blick durch die Bibliothek schweifen, während sie darauf wartete, dass der mürrische Butler James benachrichtigte.
Erneut war Smith nicht gerade entgegenkommend gewesen, hatte sie nur schweigend eingelassen, um nachzufragen, ob Mylord überhaupt Besuch wünsche. Kurz darauf führte er sie dann in die Bibliothek, wo sie auf James warten sollte.
Ihrer Mutter gegenüber hatte sie zu einer Notlüge gegriffen. Ihr erklärt, sie könne sie und die Schwestern nicht zu einem geplanten Besuch bei einer alten Freundin begleiten, weil sie das dringende Bedürfnis verspüre, sich bei Mrs. Laurel für ihr abscheuliches Benehmen auch noch persönlich zu entschuldigen. Zusätzlich zu dem Brief, den sie am Tag nach dem peinlichen Vorfall geschrieben und den die Viscountess zusammen mit einem Strauß Tausendschönchen an Lady Sophia geschickt hatte. Gleich am nächsten Tag war ein freundliches Dankschreiben eingetroffen.
Mit James zu sprechen war ihr hingegen bislang nicht gelungen. Er schien ihre Gesellschaft zu meiden, war selbst der Feier zu Sarahs fünfzehntem Geburtstag ferngeblieben. Bis er heute Vormittag mit Thomas auftauchte– und wieder ging, bevor sie mit ihm reden konnte.
In diesem Moment traf Missy ihre Entscheidung. Wenn er nicht zu ihr kommen wollte, dann musste sie eben zu ihm gehen. Und nun stand sie in seiner Bibliothek und wartete.
Das Zimmer roch nach James, nach Sandelholz und irgendetwas Undefinierbarem. Schwere grüne Vorhänge hingen vor den breiten Fenstern, durch die die Strahlen der untergehenden Sonne fielen, die gerade rot am Horizont versank. Auf dem Tisch lagen Papiere sowie ein Stapel in Leder gebundener Bücher.
Die ganze Einrichtung wirkte harmonisch, über Jahrzehnte gewachsen mit den Bewohnern. Altes fand sich neben Neuem, doch nichts wirkte künstlich oder übertrieben prätentiös.
Obwohl Missy ihn gerade ein paar Stunden zuvor gesehen hatte, erschrak sie bei seinem Eintreten und fühlte sich erneut aus der Bahn geworfen, und ihr Herz klopfte so stark, dass sie glaubte, er müsse es hören.
Offenbar kam er frisch aus dem Bad, denn sein dunkles Haar war noch feucht, und er trug andere Kleidung. Es fiel Missy schwer, den Blick von dem schwarzen Brusthaar im Ausschnitt seines Hemdes zu lösen. Als sie den Kopf hob, sah sie, dass er sie mit geradezu Respekt einflößendem Ernst anschaute.
» Welchen Umständen habe ich das Vergnügen deines Besuchs zu verdanken?«, stieß er sarkastisch hervor, blieb wachsam in der geöffneten Tür stehen.
Missy schrak unwillkürlich zurück und überlegte kurz, ob sie auf der Stelle kehrtmachen sollte. Es schien ganz so, als sei sein Ärger über den Vorfall mit Mrs. Laurel noch nicht verflogen.
» Wissen deine Mutter und dein Bruder, dass du hier bist? Und hast du wenigstens den Anstand besessen, eine Begleitung mitzunehmen?« Er verzog die Lippen und gab einen abfälligen Laut von sich.
Sie straffte den Rücken. » Mein Lakai wartet draußen.«
Er lachte verächtlich. » Offenbar haben die Debütantinnen heutzutage neue Aufgaben für ihre Lakaien ersonnen. Wollen wir nur hoffen, dass die Burschen diskret sind und ihre Zunge im Zaum halten.«
» Ich würde niemals…«
» Was denkst du, wie dein Bruder reagiert, sollte er jemals erfahren, was du so treibst?« Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar und schaute sie eindringlich an. Unruhig trat Missy von einem Bein aufs andere, fühlte sich unbehaglich unter seinem durchdringenden Blick. Der
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