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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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Handgelenks schlug Claire sich den Fächer vor den Mund. » Scheint so, als sei an den Gerüchten etwas dran.« Sie sprach mit gedämpfter Stimme, obwohl es nicht den geringsten Grund dazu gab.
    Missy erwachte aus ihrer Erstarrung und wandte sich alarmiert der Freundin zu. » Welche Gerüchte?«, fragte sie und spürte, wie ein unerklärliches Angstgefühl in ihr aufstieg.
    Claires Augen weiteten sich kaum merklich. Sie hielt inne und zog die hellen Brauen zusammen, senkte den Fächer und meinte sanft: » Ich dachte, du wüsstest es und seiest deshalb so niedergedrückt. Aber ich wollte dich nicht darauf ansprechen, sondern warten, bis du so weit bist, darüber zu reden.«
    » Worüber?«, fragte Missy in fast panischem Ton, denn etwas Schreckliches schien hier gerade auf sie zuzukommen.
    » Nun, dass er ihr den Hof macht. In der vergangenen Woche sind sie mehrmals in der Oper gewesen und haben einige Soireen besucht. Außerdem war James beinahe täglich bei ihr zu Hause.« Claire sprach immer noch sehr leise und so behutsam, als müsse sie ihr schonend beibringen, dass ihr Geliebter völlig unerwartet gestorben war.
    Genauso fasste Missy die Nachricht auch auf. Der Schmerz bohrte sich in ihr Herz und breitete sich in Wellen bis in die Zehenspitzen und in den Kopf aus. Sie presste sich die Hand auf den Mund, um nicht laut zu schreien. Die letzte Woche war schon schrecklich gewesen, voller Enttäuschung, Liebesschmerz und Scham, düster und hoffnungslos, doch verglichen mit dieser Enthüllung! Da erschien ihr alles Bisherige beinahe wie eine fröhliche Landpartie.
    Aufs Neue musterte sie das Paar, das einen interessanten Gegensatz bildete, wie Missy zugeben musste. Der dunkelhaarige James in schwarzer Abendgarderobe und die blonde Victoria in einem blassgelben Kleid sahen einfach umwerfend elegant aus. Missy konnte den Anblick der beiden kaum ertragen.
    Bevor sie wegschauen konnte, irrte James’ Blick umher und traf ihren über ein wogendes Meer aufgetürmten Haarschmucks hiweg. Einen Moment lang existierte nichts auf der Welt außer ihm und ihr. Seine hellen blauen Augen schweiften unruhig hin und her, bis der stumme Kontakt schließlich abriss und er seine Aufmerksamkeit wieder der blonden Schönheit an seiner Seite schenkte.
    Zutiefst getroffen biss Missy sich auf die zitternde Unterlippe. » Aber das ergibt doch keinen Sinn. James hält nichts von der Ehe.« Wer wüsste darüber besser Bescheid als sie?
    Claire schaute sie voll tiefstem Mitleid an, behandelte sie fast wie eine Kranke. Besorgt und ganz vorsichtig, um ihr nur ja nicht wehzutun.
    » Bitte entschuldige, Missy. Ich war mir sicher, dass du davon gehört hast.«
    Nein, hatte sie nicht. Missy schluckte schwer und wandte den tränenblinden Blick ab. Sie kämpfte darum, nicht zu weinen, denn wenn sie einmal anfing damit, ließ sich die Flut nicht mehr stoppen. Das wusste sie nur zu gut.
    Wie naiv sie doch gewesen war. Immer. Rückblickend erschien ihr die Eifersucht, die sie auf Victoria Spencer empfunden hatte, voll und ganz berechtigt und keineswegs albern, wie sie sich damals einzureden versuchte. Und dass die beiden heute Abend gemeinsam auf diesem Ball auftauchten, verlieh den Gerüchten einiges Gewicht.
    Mit zittrigen Fingern nestelte sie am Verschluss ihres Retiküls herum und zog hastig ein weißes Leinentaschentuch heraus. Sie senkte den Kopf und tupfte sich so unauffällig wie möglich die Augen ab und zwang sich zu einem schwachen Lächeln.
    »Ich dachte, dass er im Moment generell nicht heiraten will. Sieht so aus, als hätte ich mich geirrt. Offensichtlich bezieht sich sein Widerwille gegen eine Ehe einzig und allein auf mich.« Ein ironisches Lachen glitt ihr über die Lippen, doch schon im nächsten Moment musste sie die aufsteigenden Tränen durch einen vorgeblichen Hustenanfall bekämpfen.
    » O Missy«, wisperte Claire erschrocken, » ich finde, wir sollten ein wenig nach draußen gehen.«
    Bevor sie antworten konnte, trat ein Mann an ihre Seite. » Miss Armstrong, ich glaube, das ist unser Tanz.«
    Sie drehte den Kopf und sah Mr. Robert Chierney, der sich leicht verbeugte und ihr die weiß behandschuhte Hand entgegenstreckte. Sie erinnerte sich dunkel, dass sein Name als Nächstes auf ihrer Tanzkarte stand.
    Sie bemühte sich redlich, den großen, dünnen Gentleman nicht ihr ganzes Elend spüren zu lassen, ihm mehr zu bieten als nur die Fassade eines gekünstelten Lächelns, aber schon die kleinste Anstrengung in dieser Richtung

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