Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege
feuerrot geschminkten Mund hatte glänzende Augen bekommen.
»Du bist so stark, Luke«, sagte sie mit erregter Stimme. Luke trat gegen einen von Angus’ Zähnen, so daß er leise klimpernd
unter den Tisch rollte. Mit zwei Schritten war er neben Samantha und schloß sie so fest in die Arme, daß sie leise aufschrie.
»Mein Kätzchen darf mich nie wieder verlassen«, jammerte er, »nie, nie wieder!«
»Luke, ich liebe dich«, schluchzte Samantha, »du bist der einzige Mann, den ich liebe!« Sie küßten einander mit einer Wildheit, daß Elizabeth gar nicht mehr wußte, wohin sie blicken sollte. Sie atmete auf, als die beiden endlich in ihr Schlafzimmer verschwanden.
»Verstehst du das?« fragte sie. John nickte.
»Es ist oft so. Ich habe es schon hundertmal beobachtet.« Er schien diese Menschen zu begreifen, aber Elizabeth gelang das nicht. Sie forschte nicht weiter, sondern räumte stumm die zerbrochene Flasche zur Seite.
Am nächsten Tag redete niemand mehr von dem Ereignis. Luke, der gerade einmal Arbeit hatte, verließ schon frühmorgens das Haus, Samantha zog sich gar nicht erst an, sondern tänzelte, in weiße, bestickte Unterwäsche gekleidet, fröhlich vor sich hin summend im Zimmer herum. Sie versuchte, die gute Stimmung auch in Elizabeth zu wecken, was ihr nicht gelang und sie daher ärgerte.
»Warum hältst du bloß heute deine Nase so besonders hoch?« fragte sie aufsässig. »Stört dich vielleicht etwas an meinem gestrigen Benehmen?«
»Nein. Das ist doch allein deine Sache.«
»Ah. Aber insgeheim denkst du, was diese Samantha doch für ein schlechtes Mädchen ist!«
»Das stimmt nicht«, erwiderte Elizabeth müde. »Du kannst tun und lassen, was du willst, und ich werde mich nicht zum Richter darüber aufschwingen. Ich fand es nur nicht besonders schön, wie du diesen armen Angus in die Falle hast laufen lassen! «
»Ach Gott, der Arme«, spottete Samantha. »Nun«, mit aufreizendem Hüftschwung spazierte sie zum Sessel, ließ sich hineinfallen und reckte sich wollüstig, »immerhin bist du nicht zu fein dafür, bei der bösen Samantha zu wohnen. Aber wie auch? Die
Zeiten im hochherrschaftlichen Haus des Lord Sheridy sind vorbei! Und Elizabeth Landale lebt mit einem gejagten Londoner Verbrecher zusammen!«
»Hör doch auf.«
Samantha schwieg und warf nur John noch ein verführerisches Lächeln zu, von dem Elizabeth hoffte, es werde ihn nicht beeindrucken. Am Mittag bereits ließ die gereizte Stimmung nach. Samantha behandelte alle sehr freundlich und erzählte unverfängliche Geschichten aus ihrer Jugend. Aber Elizabeth wurde immer vorsichtiger. Häufig, wenn sie durch das Zimmer ging, glaubte sie sich von Blicken verfolgt, und wenn sie sich dann rasch umwandte, ruhten Samanthas Augen kalt und unergründlich auf ihr. Elizabeth glaubte nicht einmal, daß diese Frau irgendeinen bösen Plan gegen sie verfolgte, aber sie traute ihr zu, daß sie in einem Augenblick der Bosheit etwas Schreckliches tun könnte. Und sie sollte sich damit nicht geirrt haben.
An einem sehr heißen Julitag saß sie mit John und Luke in der Wohnung, trank Tee und wartete auf Samantha, die fortgegangen war, um für das Abendessen einzukaufen. Sie alle hatten großen Hunger und litten unter der Sonne, die unbarmherzig auf das Hausdach herunterbrannte und den kleinen Raum in einen Ofen verwandelte. Elizabeth hatte ihre nackten Füße in eine Holzwanne mit kaltem Wasser gestellt und fächelte sich mit einem von Samanthas farbenprächtigen Seidenfächern kühlere Luft zu. Die beiden Männer starrten trübe vor sich hin, ohne die geringste Lust auf eine Unterhaltung zu verspüren. Nur eine lichthungrige Biene summte vor dem Fenster, bemüht, in den leuchtend blauen Himmel zu entkommen.
»Ich möchte wissen, wo Samantha bleibt«, unterbrach Elizabeth die lastende Stille, gerade in dem Augenblick, als Samanthas unverkennbare Schritte von der Straße heraufklangen.
»Wir sind da«, ertönte ihre Stimme. Die anderen oben sahen sich erstaunt an.
»Sie wird doch nicht schon wieder...«, sagte John entnervt. Luke war aufgesprungen.
»Diesmal töte ich ihn«, flüsterte er. Mit wenigen Schritten war
er am Fenster und lehnte sich hinaus. Elizabeth, die sein Gesicht von der Seite beobachten konnte, bemerkte, wie der Ausdruck von Wut in Ungläubigkeit wechselte.
»Was ist denn?« fragte sie.
»Das gibt’s doch nicht«, stieß Luke hervor. »Miliz! Sie hat die Miliz mitgebracht!«
»Was?« John und Elizabeth sprangen
Weitere Kostenlose Bücher