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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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gleichzeitig auf. Elizabeth stieß in der Eile die Wanne um, und das Wasser ergoß sich über den Fußboden, durchweichte herumliegende Kleider und Schals.
    »Um Gottes willen«, sie kreischte fast vor Angst, »was bedeutet das? Wir müssen fort, John, gleich müssen wir fliehen, so schnell wir nur können!« In panischer Eile wollte sie zur Tür. John hielt sie fest.
    »Du kommst doch da nicht runter. Es gibt nur einen Weg, und der ist abgeschnitten.«
    »Wir können nicht hier warten!«
    »Du läufst nicht fort. Vielleicht schießen sie sonst auf dich, und ich will nicht, daß du verletzt wirst.« «
    Sie starrte ihn mit tränenüberströmtem Gesicht an.
    »Willst du warten?« fragte sie flüsternd. John nickte.
    »Es ist aus«, sagte er, »uns bleibt nichts mehr zu tun.«
    »O Gott, John!« Sie klammerte sich an ihn. Ihre Nerven, angespannt ohnehin in den letzten Wochen, ließen sie nun völlig im Stich. Sie schluchzte und zitterte und erlebte wie einen bösen Traum, daß schwere Stiefel die knarrende Treppe heraufstampften, die Tür aufgerissen wurde und mehrere bewaffnete Männer in das enge Zimmer drangen. Ein halbes Dutzend Pistolen richteten sich auf John.
    »John Carmody«, sagte eine rauhe Stimme, »Sie sind verhaftet! «
    Samantha schob sich zwischen den Männern hindurch.
    »Habe ich es nicht gesagt?« meinte sie triumphierend. »Sie wollten mir ja nicht glauben, daß er hier ist! Jaja, so ein Straßenmädchen wie Samantha lügt natürlich! Und wer steht nun hier in ganzer Lebensgröße? John Carmody!«
    Luke blickte fassungslos drein.
    »Warum hast du das getan?« fragte er. Samantha zog einen Schmollmund.
    »Die böse Elizabeth hat mich geärgert«, maulte sie, »immerzu hat sie die feine Dame gespielt und getan, als sei sie was Besseres. Schon früher bei Lord Sheridy war das so!«
    »Du weißt, daß das nicht stimmt«, entgegnete Elizabeth, »aber du hast es nur nie verwunden, einmal als Hausmädchen gearbeitet zu haben.« Ihre Tränen versiegten, voller Trostlosigkeit sah sie ihr Gegenüber an. »Was bist du nur für eine verkommene Person, Samantha!«
    »Hach, hört sie euch nur an! Was sie nicht alles redet! Ihr müßt sie auch gleich verhaften!«
    »Nein, wir sollen nur Lord Carmody festnehmen«, sagte einer der Männer. »Kommen Sie freiwillig mit?«
    »Ich fürchte, ich kann ohnehin nicht viel Widerstand leisten«, entgegnete John mit einem Blick auf seinen immer noch angeschwollenen Arm, »ich komme mit Ihnen. Wird man mich vor ein Gericht stellen?«
    »Natürlich.«
    »Und wie lautet die Anklage?«
    »Das wird Ihnen der Richter sagen.«
    »John, ich will mitkommen«, bat Elizabeth flehend, »auch ins Gefängnis. Bitte!«
    »Das würde ich Ihnen nicht raten, Miss«, meinte ein anderer, »so ein Gefängnis ist eine verdammt unangenehme Sache. Man würde Ihnen ein Leben lang ansehen, daß Sie drin gewesen sind!«
    »Er hat/recht«, sagte John, »sei vernünftig, Liebste. Du kannst mich besuchen, und du kommst zu meiner Verhandlung. Spätestens da komme ich sowieso frei.«
    Daran glaubt er selbst nicht, dachte Elizabeth, doch sie sagte nichts.
    Gelähmt vor Entsetzen sah sie zu, wie die fremden Männer John in ihre Mitte nahmen und zur Tür hinausdrängten.
    »In welches Gefängnis bringen Sie ihn?« fragte sie noch.

    »Fleet Prison.«
    John wandte sich zu ihr um.
    »Geh zu Sally und Patrick«, rief er ihr zu, »sie werden dich aufnehmen.«
    Die Schritte der Gruppe verhallten. Brütendheiß lag der Sommernachmittag wieder über den Häusern. Es dauerte lange, ehe Elizabeth fähig war, sich zu rühren. Mit schwerfälligen Bewegungen hob sie etwas Wäsche und einen Schal vom Boden auf, die ihr gehörten, band ihr schweres Haar zurück.
    »Ich gehe jetzt«, sagte sie mit fremd klingender Stimme, »ich danke dir, Luke, für alle Hilfe!«
    »Es tut mir so leid«, entgegnete Luke hilflos. Samantha sah zur Seite, als habe sie nichts gehört.
    Sie ist schlecht, dachte Elizabeth, haltlos und verdorben. Ich hätte es viel früher erkennen müssen.
    Sie fand es seltsam, daß kein Haß in ihr tobte. In ihr war nichts als Leere, aber sie wußte, daß der Haß kommen würde, heute nacht oder morgen früh. Und die Verzweiflung, sobald die Betäubung nachließ.
    Sehr langsam ging sie zur Tür hinaus und die Treppe hinunter. Unten sah eine alte Frau aus ihrer Wohnung.
    »Was ist denn passiert?« fragte sie neugierig. Elizabeth antwortete nicht. Sie trat in die Sonne hinaus. Kinder spielten auf der Gasse, Katzen

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