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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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hoffte, Elizabeth werde ihn schon nach wenigen Jahren vergessen haben und einen reichen, angesehenen Mann aus dem Adel Norfolks heiraten.
    Nachdem John aus dem Saal geführt worden war, standen auch Patrick und Sally auf und drängten Elizabeth hinaus. Sally versuchte nicht, aufmunternde Worte zu finden, sondern schwieg, wofür alle dankbar waren. Als sie in der strahlenden
Sonne standen, lehnte sich Elizabeth in tiefster Erschöpfung gegen die schmutzigen Mauern des Gerichtsgebäudes.
    »Geht ihr schon heim«, bat sie, »ich komme bald nach. Ich muß jetzt erst einmal allein sein.«
    Trotz ihrer Besorgnis fügten sich Sally und Patrick diesem Wunsch. Als sie verschwanden, kauerte Elizabeth auf der Erde nieder und zog, in der Hitze fröstelnd, ihre Beine dicht an den Körper, schlang beide Arme darum und ließ den Kopf auf die Knie sinken. Ihr kamen keine Tränen mehr, aber ihre Gedanken kreisten auch nicht wie sonst in schwierigen Lagen um einen Ausweg.
    Wäre sie gestorben in diesem Augenblick, sie hätte nicht eine halbe Sekunde lang aufbegehrt. Ihr Dasein war leer geworden, und das war schlimmer als der Tod.
    Sie mußte lange Zeit so gesessen haben, denn die Häuser warfen bereits lange Schatten, als sie aufschreckte. Verwirrt hob sie den Kopf. Sie vermochte nicht sofort zu begreifen, was sie aufgeschreckt hatte, dann aber sah sie den Richter, der aus dem Gebäude trat und unwirsch vor sich hin brummend die Tür hinter sich schloß. Er beachtete die auf der Erde sitzende Frau neben sich nicht, die er für eine der zahllosen Bettlerinnen Londons halten mußte. Elizabeth richtete sich mühevoll auf. Sie hatte an diesem Tag noch nichts gegessen und zudem stundenlang mit tief gesenktem Kopf gekauert. Daher wurde ihr nun schwindelig, und sie mußte sich an der Mauer festhalten.
    »Euer Ehren«, krächzte sie. Der Schwindel ebbte ab, das Bild des Mannes vor ihr nahm wieder Gestalt und Farbe an.
    »Ja?« fragte er unfreundlich zurück.
    »Mein Name ist Elizabeth Carmody«, schwindelte Elizabeth. Obwohl sie abgerissen und verwahrlost vor ihm stand, empfand sie weder Scham noch Ehrfurcht. Sie fühlte sich seiner Schicht zugehörig, ganz gleich, in welcher Welt sie heute lebte.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich bin Lady Carmody. Die Frau von John Carmody.« Sie hoffte, John habe in keinem Protokoll die Wahrheit über ihrer beider Beziehung angegeben. Angesichts der ehrbaren Miene ihres
Gegenübers hielt sie es für besser zu schwindeln. »Sie haben meinen Mann zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt«, sagte sie. In die Augen des Richters trat Bewegung.
    »Sie sprechen von dem Aufrührer und Rebellen«, knurrte er, »ja, zehn Jahre hat er bekommen. Und daran ändere ich nichts mehr!« Er wollte weitergehen, doch Elizabeth trat ihm in den Weg.
    »Sir, ich möchte wissen, ob es eine Möglichkeit gibt, ihm zu helfen. Könnten Sie ihn begnadigen, wenn er das Versprechen ablegte, England sofort zu verlassen?«
    »Ich habe Ihnen bereits erklärt, daß ich mein Urteil nicht zurücknehme. Und nun lassen Sie mich endlich gehen!« Er schob sie grob zur Seite.
    Elizabeth hielt sich gerade noch zurück, ihn am Ärmel zu packen und festzuhalten.
    »Sir«, rief sie flehend, »Geld?«
    Er wandte sich um.
    »Was? Geld?«
    »Es gibt Gefangene, die sich freikaufen.«
    »Meine liebe Mrs.... äh, Carmody«, sein Blick glitt voller Verachtung über ihr ärmliches Kleid und ihre nackten Füße hinweg, »den Betrag, den John Carmody brauchte, um sich freizukaufen, könnten Sie niemals auftreiben.«
    »Wieviel ist es?«
    »Bei einem Mann, der wegen Staatsfeindlichkeit zu zehn Jahren verurteilt wurde, würden fünfhundert Pfund vielleicht gerade ausreichen! Guten Tag!« Er schritt eilig davon. Zu Hause wartete gutes Essen auf ihn, und er hatte keine Lust, seine Zeit mit hysterischen Frauen zu vertrödeln.
    Elizabeth stand in der Sonne und blickte ihm nach, ohne ihn zu sehen. Fünfhundert Pfund! Das war beinahe schon wieder zum Lachen. Er hätte genausogut fünftausend sagen können, es wäre nicht weniger unmöglich gewesen.
    »Fünfhundert Pfund«, murmelte sie. Eine vorübereilende Frau schaute sie neugierig an, doch sie bemerkte es nicht.
    »Fünfhundert! Lieber Himmel, ist dieser Mann wahnsinnig
geworden? Woher, zum Teufel, soll ich denn so viel Geld nehmen! « Sie ging ziellos ein paar Schritte.
    »Aber ich muß das Geld beschaffen. Es ist die einzige Möglichkeit, John zu helfen. Verdammt, es muß einen Weg geben!«
    Mit einem Schlag war die

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