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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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ihn und fühlte seine Hand beruhigend über ihr Haar streichen.
    »Was ist denn nur passiert?« schluchzte sie.
    »Elizabeth, hör mir jetzt zu. Wir sollten ganz ruhig sein. Ein paar von den Leuten, mit denen wir heute abend gestritten haben, hatten wirklich zuviel getrunken. Sie wollten Phillip Sheridy umbringen!«
    »Ist er tot?«
    »Nein, er ist nicht tot, Lady Sheridy, Cynthia und Joanna auch nicht. Sie konnten in einen der unteren Räume fliehen. Der Wirt ist auch bei ihnen und hält die Tür verriegelt. Nur wir beide sitzen hier oben, und das ist wohl ein bißchen gefährlich.«
    »Ja.«
    »Hast du große Angst?«
    Elizabeth schüttelte den Kopf. John spürte das mehr, als daß er es sah, und lächelte.
    »Du bist sehr tapfer«, sagte er. Im gleichen Augenblick ertönten laute Stimmen auf der Treppe, und Schritte waren zu hören, nicht leise schleichend diesmal, sondern laut und plump. »Die Kleine ist hier hinaufgerannt«, rief jemand, »und der Teufel soll mich holen, wenn dieser junge Mann nicht bei ihr ist!«
    »Wenn sie da oben sind, sitzen sie wie die Kaninchen in der Falle. Ich würde zu gern wissen, was uns der reiche Lord gibt, wenn wir das süße Prinzeßchen geschnappt haben!«
    »Das werden wir feststellen!«
    Die Treppe dröhnte. John drückte Elizabeth zu Boden. Dabei faßte er in die klebrige Flüssigkeit ihres Blutes.

    »Du bist verletzt«, flüsterte er.
    »Ja, aber es ist nicht schlimm!« Elizabeth kam sich ungeheuer großartig vor bei diesen Worten. Überhaupt verlor sich ihre Angst, seit John da war. Sie empfand es als atemberaubend spannend, hier neben ihm hinter den Kisten zu liegen, die Nase im Staub, der Körper vibrierend vor Aufregung. Sie war vollkommen davon überzeugt, daß John sie beschützen würde. In den letzten Minuten hatte sich ihre Bewunderung für ihn in grenzenlose Verehrung verwandelt, einfach nur deshalb, weil er plötzlich aus dem Dunkel heraus aufgetaucht war, in einem Moment, in dem sie ihn so dringend brauchte. Und sie hatte das Gefühl, daß er sie dabei gar nicht herablassend behandelte, sondern es ganz selbstverständlich fand, daß sie trotz ihrer Verletzung am Bein die Zähne zusammenbiß und nicht jammerte. Belinda, dachte sie etwas verächtlich, würde weinen und zittern!
    Auf der Treppe flammten Kerzenlichter auf.
    »Kommt heraus!« schrie eine Stimme. »Es hat keinen Sinn, sich zu verstecken!«
    Elizabeth erkannte, daß John etwas in der Hand hielt. Da es heller im Raum geworden war, konnte sie sehen, daß es sich um ein Messer handelte. Erschrocken seufzte sie.
    John wandte ihr sein Gesicht zu. Er lächelte, doch nur kurz, dann bekam er wieder einen angespannten Ausdruck. Auf einmal ging alles ganz schnell. Die Feinde mußten sich dem Versteck genähert haben, denn plötzlich stieß John den Berg von Kisten um, so daß alles laut polternd übereinanderfiel. Er sprang auf, und Elizabeth sah nur noch ein Gewühl von vielen Männern, die alle auf John losgingen, aber manche stolperten, weil überall Kisten herumlagen. Die gespenstische Szene im flackernden Kerzenlicht ließ in Sekundenschnelle Elizabeths ganze Tapferkeit zusammenbrechen. Sie schrie auf, sah, wie John den Arm hob und seinem Gegner das Messer in die Brust stach, spürte selbst einen stechenden Schmerz in ihrem verletzten Bein, alles um sie herum versank in tiefste Finsternis, und sie sah und fühlte überhaupt nichts mehr außer dem letzten kurzen Gedanken: Lieber Gott, nun sterbe ich!

    Sie wußte nicht, wie lange es gedauert hatte, bis sie wieder zu sich kam. Als sie die Augen aufschlug, lag sie in einem warmen Zimmer auf einem weichen Sofa, und über sie neigten sich ein halbes Dutzend tiefbesorgter Gesichter. Phillip, Harriet, Joanna, Cynthia, Agatha und der blasse Wirt, alle blickten sie aufmerksam an. Nach einigen Minuten der Unsicherheit, in denen alles noch ein wenig verschwamm, konnte Elizabeth sie klar sehen.
    »Tante Harriet«, murmelte sie. Harriet legte ihr die Hand auf die Stirn.
    »Mein armes Kleines«, sagte sie, »ich hatte so schreckliche Angst um dich!«
    Joanna weinte beinahe.
    »Ich dachte, du wärest mit Agatha und mir nach unten gelaufen«, erzählte sie, »wir hörten Lärm und rannten aus dem Zimmer, und da kam gerade auch Cynthia, und wir glaubten, du seist bei ihr. Wir bemerkten erst unten, daß du nicht da warst...«
    Cynthias Gesicht verriet deutlich den Schrecken darüber, daß sie die Flucht ergriffen und Elizabeth vergessen hatte.
    »Es tut mir so leid«,

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