Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
jammerte sie, »aber ich war so aufgeregt. O Elizabeth, kannst du mir jemals verzeihen?«
    Elizabeth nickte, während Phillip sagte:
    »Aber Cynthia, niemand macht dir Vorwürfe!«
    »Zum Glück wagte sich John Carmody hinauf«, setzte Harriet hinzu, »wir müssen ihm ewig dankbar sein.«
    Bei der Erwähnung dieses Namens begann Elizabeths Verstand endlich wieder zu arbeiten. Sie setzte sich ruckartig auf. »Wo ist er?« rief sie. Dann stöhnte sie leise, denn ihr Bein tat scheußlich weh und war geschwollen.
    »Du hast eine ziemlich große Wunde am Bein«, sagte Harriet, »aber ein Doktor wird gleich hiersein. John ist nichts geschehen. Er ist draußen im Hof und spricht mit den Männern von der Bürgerwehr, die zu unserer Rettung gekommen sind. Denk dir nur, einer der Diener konnte durch ein Fenster entkommen und im nächsten Ort Hilfe holen. Wer weiß«, sie schauderte, »wer weiß, was sonst mit uns geschehen wäre!«

    »Sie kamen wirklich im letzten Moment«, meinte Phillip, »John wurde dort oben ziemlich bedrängt. Übrigens hat er einen Gegner...« Er brach ab, als Harriet ihm ein Zeichen machte. Elizabeth aber wußte, was er hatte sagen wollen. Schlagartig kam ihr die Erinnerung an den schrecklichen Augenblick, der ihre Ohnmacht ausgelöst hatte, an jenen Moment, da alles um sie herum nur noch Blut zu sein schien. Ihre Augen standen voller Entsetzen.
    »Ist der Mann tot?« fragte sie. Harriet nahm schnell ihre Hand.
    »Er war ein schlechter Mensch«, sagte sie, »er hat es nicht besser verdient.«
    Elizabeth wollte etwas entgegnen, aber da öffnete sich die Tür, und herein kamen der Arzt und einige Soldaten. Der Arzt wandte sich sogleich Elizabeth zu. Sie mußte ihm ihr Bein zeigen, an dem sich unterhalb des Knies eine beachtliche Wunde befand. Während der Arzt sie mit warmem Wasser reinigte und ein brennendes Pulver hineinschüttete, sagte der anführende Sergeant zu Phillip:
    »Die Angreifer sind alle festgenommen und werden vermutlich nach Colchester gebracht. Ich bin beinahe sicher, daß man sie aufhängen wird.«
    »Ja, richtig!« rief der Wirt. Er zitterte am ganzen Körper. Offenbar hatte er große Angst, wegen seiner anfänglichen Sympathie mit den Arbeitern nun ganz zu ihnen gezählt zu werden und für ihre Vergehen ebenfalls bezahlen zu müssen.
    »Sir, sagen Sie dem Sergeanten, daß ich alles getan habe, um Sie und Ihre Familie zu schützen«, verlangte er. Phillip nickte.
    »Der Wirt ist unschuldig«, sagte er, »allerdings hat er diesen Leuten zuviel Alkohol gegeben. Das alles wäre nicht passiert, wenn nicht einige hoffnungslos betrunken gewesen wären. Im übrigen, Sergeant, sollten sie nicht alle aufgehängt werden. Fünf Männer haben den Angriff geführt, alle anderen beteiligten sich nicht daran.«
    »Das werden wir dem Richter überlassen müssen«, entgegnete der Sergeant. »Da die Bande zusammengehört, muß sie sich auch
zusammen verantworten. Wer unschuldig ist, hat nichts zu befürchten. «
    Von der Tür her war lautes Lachen zu hören. Alle drehten sich um. Es war John, der dort lehnte und das Gespräch gehört hatte.
    »Warum lachen Sie?« erkundigte sich der Sergeant irritiert.
    »Ich lache über Ihren Kinderglauben, mit dem Sie über die Unfehlbarkeit der englischen Justiz sprechen«, erwiderte John. »Sollten Sie wirklich nicht wissen, daß hier nur das Recht des Adels und des Reichtums regiert? Diese Menschen dort draußen«, er wies mit der Hand zum Fenster, »werden alle hängen. Sie haben kein Geld für einen Anwalt, und sie werden vor einem Richter stehen, der sie schon für ihre schmutzigen Kleider, ihre unrichtige Sprechweise und ihre ausgehungerten Körper haßt!«
    »Sir, ich bitte Sie!« Der Sergeant war blaß geworden.
    »John, fangen Sie nicht schon wieder an«, warf Phillip ein. »Sie selbst wurden doch auch von diesen Leuten angegriffen. Und sehr zimperlich waren Sie nicht. Schließlich haben Sie einen von ihnen ohne längeres Zögern ins Jenseits geschickt!«
    »Ich wurde angegriffen und habe mich verteidigt. Aber was jetzt geschieht, ist die Auslieferung unschuldiger Menschen an eine korrupte und einseitig richtende Justiz!«
    »Korrupt!« Nun war der Sergeant für einen Moment sprachlos. »Sir«, sagte er dann, »Sir, ich schiebe Ihre... Ihre... nun, Ihre etwas leichtfertigen Reden auf Ihre augenblickliche Situation so unmittelbar nach einem gefährlichen Kampf. Sie sollten sich ausruhen. Morgen früh werden Sie einen klaren Kopf haben. «
    John lächelte ihn

Weitere Kostenlose Bücher