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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Adels! Ich weiß doch auch nicht so genau, was gut ist und was schlecht. Ihr sagt, daß die schlecht sind, die Geld haben, aber ich habe viele gute und großherzige Menschen unter ihnen getroffen. Meine Tante Harriet zum Beispiel — sie war sehr reich, aber sie hätte nichts und niemandem je etwas zuleide getan!«
    »Sicher hätte Ihre Tante Harriet das nie getan«, sagte Alex, »aber zweifellos gehört sie zu jenen feinen Ladies, die meinen,
jenseits von Prunk und Luxus gebe es nichts mehr von Bedeutung. Würde man sie plötzlich mitten in die Londoner Elendsviertel stellen, sie würde voll aufrichtiger Unschuld beteuern, von all diesem Dreck und Leid und Unglück nie etwas gewußt zu haben!«
    »Eben — voll aufrichtiger Unschuld!«
    »Nein, in Wahrheit nämlich nicht. Wer seine Augen verschließt vor dem Leid der Welt, ist eben nicht unschuldig, sondern im Gegenteil der schlimmste Handlanger derer, die skrupellos ausbeuten und vernichten!«
    »Aber vorsätzlich tun sie das nicht!«
    »Doch. Sie verschließen wissentlich und willentlich die Augen! «
    »Es ist unglaublich«, sagte Sally energisch, »Alex und Elizabeth kennen einander noch keine zehn Minuten, und schon führen sie tiefsinnige philosophische Gespräche!«
    »Ich wollte nur noch sagen, daß ich unter den armen Menschen auch solche getroffen habe, die abgrundtief schlecht sind«, sagte Elizabeth. »Die böseste und hinterhältigste Denunziantin, die mir je begegnet ist, stammt aus euren Kreisen!«
    »Dann werden wir uns wohl darauf einigen müssen, daß die Menschen überall schlecht sind«, meinte Alex lächelnd. Elizabeth glaubte, einen Funken von Sympathie in seinen Augen zu entdecken. Sie lächelte zurück.
    »Gut, einigen wir uns darauf.«
    »Fein«, sagte Sally, »dann könnten wir ja zu dem eigentlichen Anlaß für Elizabeths Besuch zurückkehren. Du hast das Geld wirklich nicht?«
    »Es tut mir leid — nein.«
    »Du sagtest mir neulich, der Earl habe dir die Erlaubnis gegeben, mich oder deine alten Freunde soviel du willst mit Geld zu unterstützen!«
    »Ja, aber nicht mit zweitausend Pfund. Das würde er sofort merken, und er würde fragen, wofür das gebraucht wird. Was soll ich denn dann antworten? Er käme mit Sicherheit darauf, daß es dabei um etwas Zwielichtiges geht.«

    »Es wäre wahrscheinlich unmöglich, ihn einzuweihen?«
    »Völlig unmöglich. Ich glaube, ich könnte alles von ihm verlangen, aber nicht, daß er mit seinem Geld zum Tode verurteilte Straßenräuber freikauft. Er ist in dieser Beziehung sehr streng. Alles, was sich jenseits des Gesetzes abspielt, wird von ihm gnadenlos verdammt.«
    »Ich bezweifle, daß ich diesen Mann mögen würde«, brummte Alex. »Schade, dann können wir die Countess vergessen.«
    »Es tut mir wirklich leid«, murmelte Elizabeth. »Gott weiß, wie gern ich euch helfen würde, denn ich war einmal in der gleichen Lage, als John ...«
    »John Carmody gehört übrigens auch zu uns«, bemerkte Bruce. Elizabeth starrte ihn an.
    »Ist das wahr?«
    »Es stimmt«, sagte Sally, »aber keine Angst, er ist nicht unter den Verhafteten.«
    »Er ist in London?«
    »Schon lange. Aber ich habe davon auch erst vor wenigen Tagen erfahren.«
    »Ach!« Elizabeth brauchte eine ganze Weile, um mit dieser Neuigkeit fertig zu werden. »Weiß er, daß ihr mich...?«
    »Um das Geld bittet? Nein. Ich glaube, er weiß nicht einmal, daß du hier bist.«
    Und es würde ihn auch gar nicht interessieren, dachte Elizabeth. Sie stand auf.
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte sie, »ich hoffe, daß ihr noch irgendeinen Weg findet!«
    Sie reichte den drei Männern nacheinander die Hand, ohne ihren starren Gesichtern dabei ein Lächeln entlocken zu können. Sie war ebenso wütend wie hilflos. Was sollte sie denn tun? Hier handelte es sich um Gesetzesbrecher, wie sehr man auch mit ihnen sympathisieren mochte. Sie sollten aufgehängt werden, was schließlich täglich in London geschah, und sie konnte ihnen nun einmal nicht helfen. Mit Andrew brauchte sie darüber gar nicht erst zu sprechen.
    Sally begleitete sie hinunter zur Haustür.

    »Sei nicht traurig«, bat sie zum Abschied, »es ist ja alles nicht deine Schuld!«
    »Auf Wiedersehen, Sally. Du weißt, daß du dich immer an mich wenden kannst.« Elizabeth küßte ihre Freundin, bevor sie durch den grauen Schneematsch zurück zu ihrer Kutsche watete. Aufatmend lehnte sie sich in die weichen Polster zurück. John in London — und natürlich wieder in Schwierigkeiten. Wäre sie

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