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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Ich habe ihr gesagt, daß sie ihr Geld geben kann, aber sie soll aufhören, mit diesen Leuten ...« Er brach ab, als ihm bewußt wurde, daß er zu viel und zu laut redete.
    Einige Leute drehten sich bereits nach ihm um. Von irgendwoher war die Stimme einer Frau zu vernehmen, die etwas pikiert meinte:
    »Die Countess Locksley scheint einen eigenartigen Umgang zu pflegen. Seht nur, mit welch einem Marktweib sie sich dort so freundschaftlich unterhält!«
    Andrew wandte sich ab und ging mit großen Schritten zu seiner Kutsche. Joanna trat auf Elizabeth und Sally zu.
    »Elizabeth, Andrew möchte aufbrechen«, mahnte sie. Elizabeth seufzte.
    »Ich besuche dich nächste Woche, Sally«, versprach sie, »es tut mir leid, daß ich jetzt gehen muß.«
    »Das macht doch nichts«, erwiderte Sally. Joanna betrachtete die ältliche Frau in dem zerschlissenen grauen Kleid genauer. Sie sah klug aus, erfahren, unbestechlich und hellwach. Eine Frau, die das Leben kannte und ihm ohne die geringste Spur von gläubiger Einfalt gegenüberstand. Joanna erkannte sofort, daß es dies war, was Elizabeth zu ihr hinzog, und mit einem Anflug von Bedauern dachte sie, daß es ihr selbst nie gelungen war, in andere Lebenskreise als die ihr angestammten vorzudringen. Sie wandte sich ab und ging zu Edward zurück, der in eigene Gedanken versunken auf sie wartete.
     
     
    Elizabeth hielt ihr Versprechen. Zwei Tage nach den Beisetzungsfeierlichkeiten für Admiral Nelson ließ sie sich in ihrer Kutsche in das altvertraute Viertel an den Docks fahren, um Sally zu besuchen. Es herrschte klirrender Frost draußen, Finger und Nasenspitze erfroren beinahe, sobald man sein warmes Haus
verließ. Elizabeth hatte mit ihrem Aufbruch gewartet, bis Andrew sich zum Mittagessen von ihr verabschiedete, weil er mit einigen befreundeten Herren verabredet war. Sie wollte seiner stets unverhohlenen Mißbilligung entkommen. Wenn sie Glück hatte, war sie vor ihm wieder zurück.
    Sie hatte Sally am Tag nach dem Ball bei Lady Stanford besucht, also fast unmittelbar nachdem sie und Andrew zum erstenmal seit ihrer Hochzeit nach London gekommen waren. Sie erinnerte sich noch gut an das erstaunte Gesicht der Freundin, an ihren Freudenausbruch und wie sie ihr stürmisch um den Hals gefallen war. Sie sah ihre immer größer werdenden Augen vor sich, als sie ihr erzählte, wer sie inzwischen war, die Countess Locksley, getrennt von John, und das schon seit zwei Jahren.
    »Das hätte ich nie gedacht«, sagte sie ein ums andere Mal. Die Tatsache, daß Elizabeth John verlassen hatte, schien sie weit mehr zu erschüttern als der Name Locksley. Von reichen Grafen hielt sie nicht viel.
    »Es ging nicht mehr«, sagte Elizabeth, »ich konnte nicht mehr. Ich war am Ende.«
    Sally machte ihr keine Vorwürfe, aber Elizabeth verteidigte sich dennoch eine Weile, um schließlich mit dem bedrückenden Gefühl nach Hause zu schleichen, einen furchtbaren Fehler begangen zu haben.
    Nun hatte Sally sie vor St. Paul’s angesprochen und sie dringend um einen weiteren Besuch gebeten. Sie wirkte aufgeregt, als handele es sich um eine wichtige Sache, aber durch Joannas Hinzutreten kam sie nicht dazu, Näheres anzudeuten. Nun, bald würde sie erfahren, was los war. Natürlich regte sie sich schon wieder auf, ihr Herz und ihr Atem gingen schneller als gewöhnlich. Wie sehr konnte doch Angst als Naturzustand dem Menschen ins Blut gehen, ohne verbannt werden zu können. Seit der Zeit mit John, in der sie täglich auf Gefahren hatte gefaßt sein müssen, reagierte sie mit Schrecken auf alles, was das übliche Gleichmaß ihres Lebens unterbrach. Immer und ständig rechnete sie mit einer neuen Tragödie.
    Als sie vor Sallys Haus ankam, befahl sie dem Kutscher zu
warten, bis sie zurückkehrte. Sie stieg aus und balancierte vorsichtig über die unratüberhäufte Straße und die ausgetretenen Steinstufen zur Haustür hinauf. Innen, im düsteren Flur, kamen ihr Scharen schreiender Kinder entgegen, die beim Anblick der vornehmen Dame im langen pelzbesetzten Mantel fassungslos verstummten. Elizabeth drängte sich mühsam an ihnen vorbei. Sie mochte Kinder nicht besonders, aber diese elenden Gestalten rührten sie. Nichts hatte sich hier verändert.
    Sally hatte ihre Schritte auf der knarrenden Treppe bereits vernommen und öffnete ihr gleich die Tür.
    »Gut, daß du jetzt kommst«, sagte sie aufgeregt, »die Kinder habe ich alle hinausgeschickt, und es sind gerade die Leute da, die mit dir sprechen

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