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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sie ein höllisches Brennen, das durch ihre Kehle rann. Wild nach Luft schnappend richtete sie sich auf, sah Luke, fühlte dann etwas Hartes im Mund, und gleich darauf erfüllte eine Flüssigkeit ihren Hals.

    »Schnaps«, erklärte Luke, »der bringt jeden wieder auf die Beine!«
    »Mach sie nicht besoffen«, beschwor ihn Samantha, »Herrgott, Kind, hättest du nicht vorher sagen können, daß du so schlechte Nerven hast? Und verdammt tief gefallen bist du!«
    »Du blutest am Kopf«, sagte Joanna. »O Elizabeth, ich habe mich so erschrocken, als du auf die Erde fielst!«
    Elizabeth starrte sie an. Ihr war kalt, und ihr Kopf tat weh. Auf einmal, ohne längeren Übergang, weinte sie heftig. »Ich will nach Hause«, schluchzte sie, »bitte, Samantha, bring mich nach Hause!«
    »Jaja, wir gehen. Kannst du laufen?«
    Elizabeth nickte. Kaum stand sie, da merkte sie, daß sie ein wenig voreilig gewesen war. In ihrem Kopf drehte sich immer noch alles, aber sie war fest entschlossen, das nicht zuzugeben.
    Eine verwahrloste alte Treppe führte hinunter auf die Gasse. Luke flößte ihr zum Abschied noch etwas Schnaps ein, obwohl sie sich heftig wehrte.
    »Stell dich nicht an, Kleine«, sagte er, »das Teufelszeug ist das einzige, was dich am Leben hält.«
    Samantha legte beide Arme um ihn und küßte ihn endlos lange auf den Mund, während Joanna ungeduldig hin und her trippelte. Endlich besann sie sich auf die Kinder, versprach Luke, sich bald wieder mit ihm zu treffen, dann traten sie den Heimweg an.
    Es dauerte diesmal noch länger als zuvor. Samantha und Joanna unterhielten sich recht lebhaft, aber Elizabeth schlich müde hinter ihnen her. Ihr Kopf tat weh, und ihr war schlecht von dem Alkohol. Zudem stand ihr noch immer das scheußliche Bild der baumelnden Ellen vor Augen.
    Als sie endlich in die Straße der Sheridys einbogen, stieß Samantha einen Schrei aus.
    »Die Kutsche ist ja wieder da!« rief sie. »Ach Gott, dann haben sie bemerkt, daß wir fort waren!« Sie war ganz blaß geworden vor Entsetzen.
    »Nun ist alles aus«, jammerte sie, »Seine Lordschaft jagt mich
natürlich davon! Was mache ich denn bloß?« Elizabeth hoffte, sie werde sich rasch entscheiden, denn ihre Übelkeit wurde immer schlimmer, und sie sehnte sich nach Ruhe. Samantha schien eine Idee zu haben.
    »Kinder, ihr könntet mir einen großen Gefallen tun«, sagte sie. »Ihr seid jetzt sowieso verloren, aber warum noch mich mit hineinziehen? Ich gehe jetzt zurück zu Luke, und ihr geht allein ins Haus und erzählt dort, ihr hättet ein bißchen durch die Straßen laufen wollen und dabei dann den Rückweg nicht mehr gefunden. Was haltet ihr davon?«
    »Sie werden schrecklich böse auf uns sein«, meinte Joanna unbehaglich.
    »Ja, aber euch können sie nicht in Schimpf und Schande davonjagen so wie mich. Denkt nur, eure liebe Samantha in Armut und Elend! Ach, bitte!«
    Die Kinder gaben schließlich nach, und Samantha verließ sie unter wortgewaltigen Danksagungen. Ein bißchen zögernd näherten sie sich dann der Haustür.
    Die Aufregung, die sie empfing, überstieg noch alle Erwartungen. Agatha saß laut schluchzend auf der untersten Treppenstufe in der Eingangshalle, neben ihr stand die Köchin in ihrem Nachtgewand und rang die Hände. Harriet lag mit geschlossenen Augen im Salon auf dem Sofa, zitternd und bebend, ohne einen Laut von sich zu geben. Phillip ging mit großen Schritten durch sämtliche Räume. Er wollte offenbar gelassen erscheinen, wirkte aber am nervösesten.
    Die Ankunft der Vermißten löste einen ungeheuren Trubel aus. Jeder stürzte sich auf sie, schloß sie in die Arme, küßte sie und sprach soviel auf sie ein, daß beide schließlich völlig überdreht in Tränen ausbrachen. Harriet richtete sich auf ihrem Sofa auf.
    »Wo, um Gottes willen, seid ihr denn bloß gewesen?« rief sie.
    »Wir wollten spazierengehen«, erklärte Joanna, »und dann fanden wir nicht zurück!«
    Sie drängten sich in Harriets Arme.
    »Das ist unglaublich«, sagte Phillip. »Wie kamt ihr denn auf
diese Idee?« Niemand antwortete, aber Harriet schob plötzlich Elizabeth ein Stück von sich und starrte sie entsetzt an.
    »Kind«, sagte sie, »du riechst ja nach Schnaps!«
    Das verschlug jedem für einige Augenblicke die Sprache.
    »Was?« fragte Cynthia schließlich. Aber noch ehe sie fortfahren konnte, schrie Harriet:
    »O nein, Blut!« Sie zog die Finger von Elizabeths Haaransatz. Jeder sah die rote Flüssigkeit, die an ihnen klebte. Phillip war sofort

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