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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Edward und Belinda saßen und sich gegenseitig anödeten.
    »Zwei Freunde von euch«, sagte Cynthia munter, »dann fühlt ihr euch nicht so verloren. Übrigens ist noch jemand da, den ihr kennt: John Carmody. Ich habe ihn vorhin irgendwo gesehen!«
    Elizabeth zuckte zusammen, aber ehe sie etwas sagen konnte, war Cynthia schon wieder verschwunden. Edward sprang auf und eilte auf Joanna zu.
    »Joanna, wie schön, daß Sie gekommen sind«, rief er, »ich hätte das nie zu hoffen gewagt!« Er sah blaß aus, müde und abgespannt, aber er schien sich aufrichtig zu freuen, Joanna zu sehen. Diese lächelte etwas mühsam und amüsierte sich nur über die eifersüchtigen Blicke, mit denen Belinda die Begrüßung beobachtete. Belinda trug ein auffallend schönes dunkelgrünes Kleid mit fließender Schleppe und hatte offenbar den ganzen Tag vor dem Spiegel verbracht, denn sie hatte sich unglaublich aufgetakelt. Elizabeth, die sie genauer anschaute, mußte mit widerwilliger Bewunderung feststellen, daß Belinda zwar einen unerträglichen Charakter besaß, aber zweifellos sehr hübsch war.
    Edward, der Dummkopf, sollte sie zu halten versuchen, dachte sie, etwas Besseres findet er nie wieder.

    Edward bemühte sich jedoch nur um Joanna. Empfindsam und intelligent, raubte ihm Belindas kichernde Dummheit die Nerven. Joanna Sheridy hatte kein schönes, aber ein kluges und waches Gesicht, und wenn sie sprach, konnte man zuhören, ohne in Ohnmacht zu fallen.
    »Wollen wir in den Tanzsaal gehen?« fragte er eifrig. »Ich würde sehr gern mit Ihnen tanzen, Joanna.«
    Joanna fiel keine glaubhafte Ausrede ein, zudem genoß sie es ein wenig, Belinda zu ärgern.
    »Gern, Edward«, erwiderte sie daher, »lassen Sie uns gleich gehen!«
    Kaum waren die beiden zur Tür hinaus, da beschloß Elizabeth, so schnell wie möglich John Carmody zu suchen.
    »Ich bin mit einer Verwandten verabredet«, sagte sie zu Belinda, »entschuldige mich bitte.« Zu ihrer Erleichterung verfehlte die unhöflich vorgebrachte Verabschiedung ihre Wirkung nicht. Belinda verzichtete darauf, Elizabeth zu begleiten, und sandte ihr nur zornige Blicke nach. Elizabeth tauchte, so rasch sie konnte, im Gewühl unter. Das Schicksal hatte ihr die wunderbare Gelegenheit gegeben, ganz allein auf die Suche nach John zu gehen. Joanna würde für den Rest der Nacht bei Edward festhängen, was sicher unangenehm für sie war, sich aber schließlich überstehen lassen würde.
    Ziellos, aber mit wach umherschweifenden Augen streifte sie durch die Salons. Sie kam wegen der vielen Menschen nur sehr langsam voran. Immer wieder trat jemand auf den Saum ihres Kleides, rempelte sie an oder schüttete beinahe Rotwein über sie. Sie wurde gegen Säulen gedrückt, wich Blumenvasen aus und mußte sich manchmal sogar mit beiden Armen einen Weg bahnen. In einem ganz und gar mit roter Seide ausgeschlagenen, leicht rötlich beleuchteten Zimmer blieb sie stehen. Erschöpft strich sie sich über die Stirn. Es war einfach zu warm und zu eng hier.
    Und wenn ich ihn nun gar nicht erkenne, dachte sie voller Unruhe, aber er kann sich doch nicht so verändert haben!
    Und genau in diesem Augenblick sah sie ihn. Er stand gar
nicht weit von ihr, so daß sie sich wunderte, ihn nicht sofort entdeckt zu haben, den Rücken ihr zugewandt, inmitten einer Gruppe von Menschen, mit denen er eifrig sprach. Elizabeth sah nicht viel mehr von ihm als seine dunklen Haare und die ausschweifende Gestik seiner Arme, mit der er seine Reden unterstrich. Sie lachte beinahe darüber, daß sie noch wenige Sekunden zuvor gefürchtet hatte, ihn nicht zu erkennen. In ihrer Freude wollte sie schon auf ihn zueilen, ohne zu überlegen, was sie ihm sagen wollte, da sprach sie ein Mann an, der neben ihr stand und den sie bislang nicht bemerkt hatte.
    »Madame, Sie sehen etwas verstört aus«, sagte er. »Ist Ihnen nicht gut?«
    Elizabeth wandte ihm ihr strahlendes Gesicht zu.
    »Wie bitte?« fragte sie.
    »Sie sehen angegriffen aus.« Er blickte sie ruhig an. Elizabeth fand die Art, wie er sie in ein Gespräch zu ziehen versuchte, nicht gerade intelligent. Sein Gesicht wirkte ruhig und glatt und warb um Vertrauen.
    »Ich war selten auf einem Fest mit so vielen Gästen«, erwiderte sie. Er nickte.
    »Es ist unmöglich, die Menschen zu überblicken«, meinte er, »ich habe bisher nicht einmal unsere Gastgeber entdeckt.«
    Elizabeth, John sorgfältig im Auge behaltend, wies auf eine Tür.
    »Dort hinaus und dann zur Galerie«, erklärte sie,

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