Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
»dort standen sie jedenfalls vorhin noch.«
    »Aha. Lord Aylesham hat wohl keine Kosten für diesen Empfang gescheut.«
    »Nein.« Elizabeth fand die Unterhaltung merkwürdig. Der Fremde sah sie scharf an.
    »Wissen Sie«, er senkte etwas die Stimme, »wissen Sie vielleicht etwas von einer geplanten Reise Seiner Lordschaft?«
    Aber ehe Elizabeth diese Frage begreifen, ihren Sinn erkennen oder eine Gefahr darin wittern konnte, drehte sich John plötzlich um und kam auf sie zu. Er stand unmittelbar vor ihr und lächelte, als sei er keine Sekunde lang überrascht, sie wiederzusehen.
Er streckte ihr seine Hand hin, und sie ergriff sie, ebenso verwirrt wie beglückt. Stimmen, Menschen und Lichter traten ganz weit zurück, als sei auf einmal niemand sonst in diesem Haus als sie beide.
    Ach Gott, dachte Elizabeth, ich liebe ihn ja noch mehr, als ich dachte!
    »Das ist doch Elizabeth Landale«, sagte John, »ich hätte Sie beinahe nicht wiedererkannt. Wie schön, Sie zu sehen!«
    »Ich freue mich auch sehr«, entgegnete Elizabeth mit etwas schwacher Stimme. Sie versuchte, in seinem Gesicht irgend etwas zu entdecken, Überraschung wegen ihres veränderten Aussehens oder sogar Bewunderung, doch sie sah nur seine ewige, unveränderliche Freundlichkeit.
    »Geht es Ihnen gut?« erkundigte er sich.
    »Ja.« Sie überlegte krampfhaft, was sie sagen könnte.
    »Leben Sie zur Zeit in London?« fragte sie schließlich.
    »Ja, seit einigen Monaten schon. Merkwürdig, daß wir einander nie begegnet sind. Aber wir scheinen uns immer nur auf Festen zu treffen.«
    »Ja, wirklich!« Elizabeth nahm dankbar zur Kenntnis, daß er mit keinem Wort auf ihre Reise nach Devon vier Jahre zuvor anspielte.
    »Wissen Sie«, sagte John, »ich hätte Sie hier nie erwartet. In meiner Vorstellung waren Sie immer noch dreizehn Jahre alt, obwohl ich mir ja hätte denken können, daß Sie älter geworden sind. Sicher sind Sie längst verlobt?«
    Ach, wenn nur diese Frage einen tieferen Sinn hätte, dachte Elizabeth, aber es ist natürlich nur höfliche Konversation.
    »Nein«, erwiderte sie, »ich bin nicht verlobt. Nicht einmal verliebt!«
    »Nicht zu glauben! Bei dieser reichen Auswahl!« Er blickte sich im Raum um und lachte. Auch Elizabeth lächelte.
    »Wirklich großartig«, meinte sie, »vielleicht fällt mir einfach die Entscheidung zu schwer!«
    »Oder Sie sind zu anspruchsvoll!«
    »Na ja, wenn ich mir das leisten kann...« «

    »Sie sind viel selbstbewußter als früher. Als ich Sie zuletzt sah, wirkten Sie so verschüchtert. Aber da befanden Sie sich auch noch in den Klauen dieser Miss, wie auch immer sie hieß.«
    »Miss Brande hieß sie!« Er erinnerte sich jedenfalls noch.
    »Sie haben sie offenbar unbeschädigt überstanden.«
    »Nein, bestimmt nicht. Aber ich habe jetzt gelernt, so zu tun, als ginge es mir ganz großartig.«
    »Das ist gut. Damit haben Sie schon sehr viel gelernt. Kommen Sie, wir holen uns etwas zu trinken.« Er bahnte sich einen Weg durch die Menge. Elizabeth folgte ihm. Langsam löste sich die Starre der ersten Minuten. Noch ein Glas Rotwein, und sie würde schweben! Um alles in der Welt jetzt nur keinem Bekannten begegnen, betete sie im stillen.
    Von einem vorübereilenden Diener bekamen sie zwei Gläser mit Wein. Sie stießen miteinander an, und John sagte:
    »Auf Ihre Zukunft, Miss Landale! Möge sie so schön sein wie der heutige Abend!«
    Er trank hastig, und sie wollte ihm nicht nachstehen. Sie schüttete den Alkohol in sich hinein, ohne darauf zu achten, daß ihr fast schlecht davon wurde. Ein Mann, der gerade vorüberging, stieß John an.
    »Zum Teufel, John«, rief er, »das ist mit Sicherheit das vierte Glas Wein, das du heute trinkst!«
    »Das fünfte«, berichtigte John, »ich muß das Wiedersehen mit einer alten Bekannten feiern.«
    »Ah. Na, alt aber wirklich nicht!« Der Mann schüttete sich aus vor Lachen. Elizabeth verzog das Gesicht. Warum mußte John nur immer diese Menschen mit leicht ordinärem Einschlag kennen? Andere Freunde schien er gar nicht zu haben. Außerdem erschreckte sie die Bemerkung des Fremden. Offenbar trank John ziemlich viel. Gesund sah er jedenfalls nicht aus, er war blaß, und unter seinen Augen zeichneten sich tiefe Ringe ab. Damals in Blackhill hatte er kräftiger gewirkt.
    »Laß dich nicht stören«, meinte der Fremde nun, »ich schlepp’ dich auch morgen früh nach Hause, wenn du völlig besoffen hier rumliegst.«

    John bedankte sich ernsthaft, während Elizabeth etwas mühsam

Weitere Kostenlose Bücher