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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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lächelte. Da sich ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen ausbreitete, fragte sie, obwohl sie das unter allen Umständen hatte vermeiden wollen, nach Laura Northstead.
    »Wie geht es ihr denn? Ist sie immer noch so hübsch?«
    »Kaum. Sie ist im vergangenen Jahr gestorben.«
    »Oh... das tut mir leid.«
    »Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen.« John hielt einen der zahllosen Diener an und griff nach einem frischen Weinglas.
    »Möchten Sie auch noch?« fragte er. Elizabeth schüttelte den Kopf. Sie versuchte, voller Gelassenheit zu beobachten, wie John das Getränk in sich hineinschüttete.
    »Wir gehen übrigens in wenigen Wochen nach Norfolk zurück«, eröffnete sie ihm. »Lady Sheridy hat es beschlossen. Sie wissen, daß Lord Sheridy...?«
    »Ja, ich hörte davon. Ein schreckliches Unglück. Aber sagen Sie«, er musterte sie lächelnd, »ich denke schon die ganze Zeit, daß Sie mir so seltsam unvollständig vorkommen. Wo ist denn Miss Joanna?«
    »Sie tanzt. Möchten Sie vielleicht auch...?«
    »Ach nein, ich fürchte, mir liegt das nicht sehr«, sagte John schnell. »Aber was hielten Sie davon, wenn wir für einen Moment auf den Hof gingen? Mir ist ein bißchen komisch vom Wein.«
    Kein Wunder bei sechs Gläsern, schoß es Elizabeth gerade noch durch den Kopf, ehe Johns verlockender Vorschlag ihr beinahe die Fassung raubte.
    »Gut, gehen wir«, sagte sie bemüht ruhig. Sie stellte ihr Glas auf einem Tisch ab, und gerade als sie sich wieder zu John umdrehte, vernahm sie über all der Musik und den vielen Stimmen ein lautes, dröhnendes Pochen von der Eingangstür her. Es setzte für einige Sekunden aus und wiederholte sich dann verstärkt.
    Das Gemurmel ringsum ebbte langsam ab, die Menschen hielten in ihren Bewegungen inne, wandten sich langsam und erstaunt um. Irgendwo spielte noch ein einsames Instrument, dessen Töne schließlich auch unsicher wurden und verklangen. Eine
beklemmende Stille legte sich über das riesige Haus. Ein paar Gläser klirrten noch und Kleider raschelten. Durch das Schweigen dröhnten von draußen rauhe Männerstimmen.
    »Öffnet sofort die Tür! Wir verlangen, auf der Stelle eingelassen zu werden!«
    Nun erhob sich wieder rauschendes Gemurmel.
    »Wer kann denn das sein?« rief eine Frau schrill. »Besonders unhöfliche Gäste?«
    »Jemand will wohl einen großen Auftritt inszenieren!«
    »Das ist doch wirklich unglaublich!«
    »Jemand sollte nachsehen. Wo sind denn Lord und Lady Aylesham?«
    Ein polterndes Krachen war zu vernehmen, gleich darauf Schreie.
    »Was erlauben Sie sich eigentlich?«
    »Hier dringen fremde Leute ein!«
    In allen Sälen und Salons begann ein wildes Gedrängel, weil jeder in die Halle wollte, um den Ereignissen nicht nur als Hörer beizuwohnen. Elizabeth mußte sich an einer Säule festhalten, um nicht mitgerissen zu werden.
    »Was geschieht denn bloß?« fragte sie angstvoll. »Lord Carmody, wissen Sie vielleicht...?«
    »Ich fürchte, das bedeutet nichts Gutes«, erwiderte John. »Kommen Sie, wir sehen nach.«
    Im Sturm der Menge wurden sie hinaus in die Halle getrieben. John hatte Elizabeths Hand ergriffen, weil sie einander sonst unweigerlich verloren hätten, aber in dieser Situation konnte sie die Geste kaum würdigen. Eine unbestimmte Furcht ergriff sie, zugleich ein Gefühl der Panik, weil das Haus nun wirklich von Menschen überzuquellen schien und von einer hysterischen Stimmung erfüllt wurde. Sie war plötzlich ganz sicher, daß die Fremden, die dort so barsch Einlaß begehrten, wegen Anthony kamen und daß er sich, wie auch Cynthia, in höchster Gefahr befand.

4
    Als John und Elizabeth die Halle erreicht und sich in die vorderen Reihen vorgekämpft hatten, erblickten sie die weitgeöffnete Haustür, in der sich etwa ein Dutzend bewaffnete Männer drängten. Sie blickten grimmig und entschlossen und ganz und gar unnachgiebig drein.
    Unwillkürlich wichen alle Gäste ein wenig zurück, so daß sich von der Tür bis zur gegenüberliegenden Treppe eine breite Gasse bildete, seltsam anzusehen mit den zerdrückten Blumen und Schleifen, die dort auf dem Boden herumlagen, den glitzernden Lachen verschütteten Weines und einem einsamen, verlorenen schwarzen Handschuh.
    In die Gasse hinein trat nun einer der fremden Männer und sah sich herrisch um.
    »Hauptmann Willoughby«, stellte er sich mit lauter Stimme vor, »ich verlange Lord Anthony Aylesham zu sprechen!«
    Ein leises Raunen erhob sich. Alle wandten sich um und hoben ihre Augen zur Galerie, wo

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