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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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auf, dann setzte sie sich und wartete, von gespannter Nervosität ebenso erfüllt wie von Erschöpfung.
    Lange nachdem die Sonne untergegangen war und nachtschwarze Dunkelheit den kleinen Raum erfüllte, wurde endlich abermals die Tür geöffnet, und John trat ein, begleitet von Benny, der sogleich vor Freude bellte. John zündete eine Kerze an und schrak zusammen, als er bemerkte, daß er nicht allein war.
    »Elizabeth? Du bist schon zurück?«
    »Seit heute früh.«
    »Oh.« Er schloß die Tür wieder und lehnte sich dagegen. Er sah aus, als habe er einige Nächte nicht geschlafen. »Geht es dir gut?« fragte er. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht!«
    »Ich fühle mich wohl, und das könnte vielleicht sogar so bleiben, wenn wir nicht noch heute nacht von London weg müßten.«
    »Wie bitte?«
    »Bist du wirklich ganz ahnungslos?«
    »Offen gestanden, ja. Aber warum bist du so gereizt?«
    »Du hast nicht zufällig ein Flugblatt verfaßt, während ich fort war?«

    John antwortete nicht, sondern setzte sich langsam an den Tisch.
    »Deshalb bist du mir böse«, sagte er schließlich. Elizabeth stand auf.
    »Ja«, sagte sie, »ich bin wütend, weil du nie, nie tust, was ich möchte, und weil du dich außerdem in Gefahr gebracht hast. Billy kam vorhin zu mir. Man spricht davon, daß du verhaftet werden sollst!«
    »Dann stimmt das also. Ich hab’ gestern auch so was gehört.«
    »Gestern? Und du sitzt hier, und es ist dir gleichgültig!« rief Elizabeth. »Ich verstehe dich einfach nicht. Möchtest du ins Gefängnis kommen?«
    »Nein. Aber schrei mich nicht an, ich habe Kopfschmerzen.«
    »Hast du getrunken?«
    »Wenn ich getrunken hätte, hätte ich keine Kopfschmerzen.«
    »Wir müssen jetzt fort. Wenn dir auch egal ist, was passiert, mir nicht!«
    »Elizabeth, ich habe nicht soviel auf das Gerede gegeben!« John rieb sich die umschatteten Augen. »Ich hatte anderes im Kopf. Du warst noch bei dieser Mrs. Hall, und ich dachte, du müßtest sterben...«
    Elizabeth kniete neben ihm nieder und nahm seine beiden Hände.
    »Es tut mir leid«, sagte sie leise, »ich wollte nicht so gereizt mit dir sprechen. Aber ich habe Angst um dich. Bitte, laß uns fortgehen, ehe es zu spät ist.«
    »Das geht jetzt nicht, du bist zu schwach.«
    »Nein, es geht mir gut. Ich halte das schon aus, aber ich ertrage es nicht, wenn du im Gefängnis bist und von mir getrennt.«
    »Mein Schatz«, John sah sie eindringlich an, »ich verspreche dir, fortzulaufen und mich nicht verhaften zu lassen. Aber du bleibst entweder hier, oder du gehst nach Norfolk zurück, zu deiner Tante Harriet.«
    »Du möchtest mich loswerden?«
    John antwortete nicht, und mit zitternder Stimme wiederholte Elizabeth ihre Frage. Endlich sprach John wieder.

    »Du solltest dich von mir trennen«, sagte er, »solange du noch jung und so schön und nicht ganz von mir in Armut und Elend gezerrt worden bist. Ich werde untergehen, Elizabeth, aber du nicht mit mir. Du bist zu schade und zu gut dafür. Ich bin nie ein besonders anständiger Mensch gewesen, aber dich will ich nicht auf mein Gewissen laden!«
    »Wovon redest du denn? Von Untergang? Nie, John, nie gehst du unter. Nicht du. Du...«
    »Elizabeth, hör doch auf, dir etwas vorzumachen. Wie lange noch willst du in mir den Helden sehen? Diesen Glauben hältst du aufrecht seit dem Tag, als wir in dem Wirtshaus überfallen worden waren und beide hinter einem Stapel Kisten auf diesem finsteren Dachboden lagen. Mein Gott, wie einen Heiligen hast du mich angesehen, als du aus der Ohnmacht erwachtest!«
    »Sprich nicht so bitter. Denn schließlich — du hast mir damals das Leben gerettet!«
    »Aber das ist viele, viele Jahre her!« rief John. »Du hast es selbst einmal gesagt, daß ich seit damals immer tiefer gerutscht bin, und du hattest recht. Von Tag zu Tag geht es mit mir bergab. Ich weiß nicht einmal mehr, wofür oder wogegen ich kämpfe und ob ich überhaupt kämpfe und was ich tue. Es überfordert mich einfach zu leben, Elizabeth.«
    Elizabeth preßte die Hand gegen den Mund, um die Worte zurückzudrängen, die herauswollten: Es ist das Trinken, John, glaub es mir, wenn du es mir nur glauben würdest, es ist der Alkohol, der dir jeden Tag mehr Kraft und mehr Hoffnung raubt, der dich zu dem gemacht hat, was du jetzt bist, der mir den Mann genommen hat, den ich in Heron Hall sah und der in Blackhill an einem Sommerabend durch den verwilderten Garten auf mich zukam ...
    »Blackhill«, sagte sie. Sie stand auf. Schon

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