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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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ersten Töne erklangen, was Lady Gallimore in tiefsten Kummer stürzte und sie zwang, sich vorzeitig mit Kopfschmerzen in ihr Zimmer zurückzuziehen. Andere hingegen, wie Lady Viola, mochten gar nichts anderes mehr tanzen und bestachen die Musiker, nach jedem altgewohnten Tanz den neuen Walzer zu spielen.
    Joanna, die zuerst über die Prüderie der sittsamen Ladies gelacht hatte, fand es schließlich doch unangenehm, nahezu ständig Edwards Arm um ihre Taille spüren zu müssen und gegen seinen dicklichen Bauch gepreßt zu werden. Als sich eine günstige Gelegenheit ergab, entwischte sie aus dem Saal und lief hinaus in
den Park. Die Mainacht war noch kühl, von der See her wehte ein leichter Wind, aber Joanna fröstelte nicht. Sie spazierte zwischen den Leuten umher, überlegte erleichtert, daß es schön sei, nicht ständig plaudern zu müssen, und dachte amüsiert an Edward, der ihr vor wenigen Minuten zum hundertsten Mal einen Heiratsantrag gemacht hatte und von ihr mit den ewig gleichen, freundlichen Worten zurückgewiesen worden war. Sie bog um eine Ecke, in der ihr ein leicht torkelndes Paar entgegenkam, Lady Viola mit einem fremden, großen Mann.
    »Ach, Sie haben den Ball verlassen?« fragte Joanna erstaunt.
    »Nun ja, ich fühlte mich ein bißchen schwindelig«, entgegnete Lady Viola, »der Wein schmeckte gar zu köstlich!«
    »Welch ein hübsches Kleid du trägst, Joanna«, fuhr sie fort. »Ich habe es schon an Harriet immer so gern gesehen. Das muß schon... na, bestimmt fünfundzwanzig Jahre her sein!« Der Herr neben ihr lächelte, Joanna blieb unbeeindruckt. »Wie gut übrigens, daß wir dich hier getroffen haben«, schnatterte Viola, »denn denke dir nur, Lord Salingham«, sie wies mit großer Geste auf ihren Begleiter, »Lord Salingham kommt gerade aus London. Und rate, von wem er interessante Neuigkeiten bringt!«
    Joannas Herz schlug schneller, und ehe sie es verhindern konnte, wurden ihre Augen ganz groß.
    »Von Elizabeth?« fragte sie ganz atemlos.
    »Von John Carmody. Diesem verarmten Lord, mit dem deine Freundin Elizabeth zusammenlebt... oder hat er sie inzwischen geheiratet?«
    »Ich... ich weiß es nicht. Ich glaube nicht.«
    »Lord Salingham wird dir alle Neuigkeiten erzählen. Ich lasse euch allein, Kinder. Ich muß mich wieder ein wenig diesem herrlichen Tanz widmen!«
    Eilig lief sie davon. Joanna wandte sich sofort an den Lord.
    »Haben Sie Lord Carmody und Miss Landale gesehen?«
    Salingham rieb sich über die gepflegten, grauen Haare. »Nein, gesehen habe ich sie nicht«, antwortete er, »aber man spricht viel von ihnen. Lord Carmody ist auf dem besten Weg, in ernsthafte Schwierigkeiten zu geraten.«

    »Was für Schwierigkeiten?«
    »Er hat sich führend am Verfassen und an der Verbreitung von gewissen Flugblättern beteiligt...«
    »Und was stand auf diesen Flugblättern?«
    »Carmody wettert gegen die herrschenden Stände in England, gegen den Adel und dessen alle Institutionen überziehenden Einfluß. Er spricht von der Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiter in den Städten und ruft sie zum Widerstand auf!«
    Joanna war blaß geworden.
    »Ja«, meinte Safingham, »seine Wortwahl dabei ist nicht gerade zartfühlend. Er führt sogar bestimmte Personen auf, nicht mit Namen, aber doch so, daß jeder weiß, um wen es geht. Die betreffenden Herren sind darüber sehr ungehalten.«
    »Wird man gegen ihn vorgehen?«
    »Wenn er so weitermacht, dann bestimmt. Es gibt auch nichts, was ihn schützen würde. Er hat überhaupt kein Geld, nur verschuldeten Besitz, seine Freunde entstammen den untersten Schichten. Außerdem ist längst überall bekannt, daß er trinkt.«
    »Stimmt das auch wirklich? Er trinkt?«
    »Man sagt es.« Salingham sah sie mitleidig an. »Sie sorgen sich um Ihre Freundin?«
    »Wissen Sie etwas von ihr?«
    »Nein. Ich hörte nur, daß er mit einer sehr jungen Frau zusammenlebt. Sie sollten ihr raten, sich von ihm zu trennen.«
    »Es würde nichts nützen. Ich habe ihr einige Male geschrieben, aber sie hat nur sehr nichtssagend geantwortet. Nun habe ich schon sehr lange nichts mehr von ihr gehört.« Joanna schwieg, und Salingham gab einen uninteressierten Laut des Bedauerns von sich. Nach einer Weile meinte er:
    »Es ist kühl, finden Sie nicht auch? Wir sollten hineingehen.«
    Joanna schrak zusammen. Sie hatte kaum noch daran gedacht, wo sie sich befand.
    »Entschuldigen Sie, ich war ganz in Gedanken«, sagte sie, »ich glaube, ich werde nach Hause fahren.«
    »Soll ich

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