Verbotener Kuss
summte, fand ich mich wieder in das Leben eines Halbbluts in der Ausbildung ein. Meine Anwesenheit war nicht mehr aufsehenerregend, und die Studenten, die den Sommer über im Covenant geblieben waren, gewöhnten sich an meinen täglichen Anblick. Klar, die Tatsache, dass ich zwei Daimonen getötet hatte, sicherte mir eine gewisse Anerkennung. Sogar Lea hielt sich mit ihren zickigen Bemerkungen zurück.
Lea und Jackson trennten sich, kamen wieder zusammen und waren, soweit ich wusste, inzwischen wieder auseinander.
Während der Phasen, in denen Jackson ein freier Mann war, ging ich ihm möglichst aus dem Weg. Keine Frage, er war supersexy, aber er hatte auch furchtbar fixe Hände, die ich mehr als einmal von meinem Hintern entfernen musste. Caleb wies mich dann immer darauf hin, dass ich keinen Anlass zur Klage hätte– schließlich hätte ich selbst damit angefangen.
Eine weitere seltsame Gewohnheit entwickelte sich, aber diesmal zwischen Aiden und mir. Da ich morgens immer mürrisch drauf war, begannen wir das Training gewöhnlich mit Dehnübungen und ein paar Laufrunden– im Grund lauter Beschäftigungen, bei denen wir nicht reden mussten. Bis zum Vormittag geriet ich dann weniger in Versuchung, ihm den Kopf abzureißen, und stürzte mich eher mit Begeisterung ins richtige Training. Kein einziges Mal erwähnte er den Abend, an dem er mich auf der Party erwischt hatte und wir uns über unseren gemeinsamen Wunsch, Wächter zu werden, unterhalten hatten. Und er erklärte auch nie, was er mit dem Satz Ich erinnere mich auch an dich gemeint hatte.
Natürlich fielen mir massenweise alberne Erklärungen ein. Mein Talent war eben so erstaunlich gewesen, dass alle wussten, wer ich war. Oder meine Mätzchen innerhalb und außerhalb der Trainingsräume hatten mich zur Legende gemacht. Vielleicht war ich ja auch so umwerfend schön gewesen, dass ich ihm zwangsläufig aufgefallen sein musste. Letzteres war besonders absurd. Damals war ich schlaksig und die totale Streberin gewesen. Ganz zu schweigen davon, dass jemand wie Aiden ein Halbblut wie mich niemals unter diesem Gesichtspunkt betrachtet hätte.
Während des Trainings war Aiden streng und starr in seinen Methoden. Nur ein paarmal schien er sich zu verraten und zu grinsen, wenn er dachte, dass ich nicht hinsah. Aber ich beobachtete ihn immer.
Wer hätte mir das auch verübeln sollen? Aiden war… die Verkörperung von männlicher Attraktivität. Abwechselnd starrte ich diese muskelbepackten Arme an und beobachtete dann wieder neidisch, wie er sich mit geschmeidiger Eleganz bewegte. Aber es war mehr als nur seine Fähigkeit, mir wohlige Schauer über den Rücken zu jagen. Noch nie im Leben war jemand so geduldig und nachsichtig mit mir umgegangen. Die Götter wissen, dass ich furchtbar nervig bin, aber Aiden behandelte mich, als wäre ich ihm gleichgestellt. Kein Reinblut verhielt sich so. Der Tag, als ich mich in Verlegenheit gebracht hatte, indem ich meinen Onkel herausforderte, schien vergessen zu sein, und Aiden tat alles, damit ich mich wie erwartet weiterentwickelte.
Unter seiner Anleitung gewöhnte ich mich langsam an die Anforderungen des Trainings und den Preis, der von meinem Körper gefordert wurde. Ich nahm sogar zu. Nur die Sache von wegen Streberin war noch nicht ausgestanden. Aiden ließ mich nach wie vor nicht näher als drei Meter an die cool aussehenden Waffen heran.
Am Tag der Sommersonnenwende näherte ich mich nach dem Ende des Trainings der Waffenwand.
» Lass dir das im Traum nicht einfallen! Du wirst dir die Hand abhacken… oder mir. «
Ich erstarrte. Meine Hand hatte sich dem gefährlich wirkenden Dolch bis auf wenige Zentimeter genähert. Verdammt.
» Alex. « Aiden klang leicht amüsiert. » Wir haben nur noch wenig Zeit. Wir müssen an deiner Blocktechnik arbeiten. «
Stöhnend riss ich mich von den Gegenständen los, mit denen ich mich viel lieber beschäftigt hätte. » Schon wieder blocken? Seit Wochen tun wir nichts anderes. «
Aiden verschränkte die Arme vor der Brust. Heute trug er ein einfaches weißes T-Shirt, und es sah an ihm sehr, sehr gut aus. » Das war nicht alles, was wir getan haben. «
» Okay. Ich bin bereit, zu etwas anderem überzugehen, zum Beispiel dem Training mit Messern oder der Abwehr dunkler Magie. Coolen Sachen. «
» Hast du da gerade aus Harry Potter zitiert? «
Ich grinste. » Vielleicht. «
Er schüttelte den Kopf. » Wir haben Tritte und Schläge geübt, Alex. Und du musst noch an deiner
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