Verbrannte Träume.
Hand. Ich schaltete den Herd ab, schob den Topf auf eine andere Platte, drehte mich zu ihm um.
»Wo der Zucker hingeht«, sagte ich,
»gehe ich auch hin. Du hast mir einen schönen Abend versprochen, den können wir uns auch in Köln machen. Du verkaufst Rene deine erstklassige Ware. Wenn du mich nicht dabei haben willst, ich kann so lange im Auto warten. Das macht mir nichts aus. Anschließend suchen wir uns ein gemütliches Restaurant, und …«
Als ich den Namen erwähnte, kniff Ulli die Augen zusammen. Dann schüttelte er den Kopf und unterbrach mich. Er lächelte, es wirkte überheblich, seine Stimme klang genauso.
»Irrtum, Mäuschen. Geschäft ist Geschäft, wenn wir erst damit anfangen, das durcheinander zu werfen, willst du demnächst noch mit mir auf Tour gehen. Du hast doch sicher noch genug zu tun. Wäsche waschen, Fenster putzen, Nägel lackieren. Dir fällt schon etwas ein, womit du dich beschäftigen kannst, bis ich zurückkomme. Du wirst hier brav auf mich warten, wie sich das für ein liebendes Weib gehört.«
»Wenn du dich nur nicht irrst«, sagte ich ruhig. Mir ging so viel durch den Kopf in dem Moment. Daß es allerhöchste Zeit war, ein paar Dinge richtig zu stellen. Wenn ich ihm nicht begreiflich machen konnte, wer ich war, stand ich eines Tages da wie meine Mutter. Immer nur Ja und Amen und keinen Boden mehr unter den Füßen. Ich war nicht mehr sechs, sondern einundzwanzig. Mir konnte niemand mehr erzählen, es sei toll, mit Schwung die Straße hinunterzufahren und dann die Handbremse zu ziehen. Ich war kein kleiner Putzteufel, der aus lauter Dankbarkeit, seinen Palast mit ihm teilen zu dürfen, Fußböden und Fenster wienerte. Und ich war kein Schmusekätzchen, das er sich nach einer arbeitsreichen Woche für den Sonntag ins Bett holte. Ich war bisher gewesen, was er sehen wollte, und ich hatte nichts dagegen, ihn auch weiterhin mit kleinen schauspielerischen Einlagen zu erfreuen. Aber nicht, wenn es ernst wurde. Ich war seine Frau. Wenn er Probleme hatte, konnte er sie bei mir abladen. Daß er welche hatte, dafür hätte ich meine Hand ins Feuer gelegt. Für meinen Geschmack hatte er etwas zu sehr betont, daß er niemanden betrogen, nirgendwo etwas in kleinen Mengen abgezweigt hätte. Aber wie auch immer – er sollte zuerst mit mir darüber reden und nicht mit irgendeinem Freund in irgendeiner Kneipe. Wenn er in Schwierigkeiten war, würden wir zusammen überlegen, wie wir da rauskamen. Ich dachte schon daran, montags mit Doktor Farngräber zu sprechen. Er war ein guter Rechtsanwalt. Und eine Selbstanzeige beim Finanzamt war eine Möglichkeit, da kam man meist glimpflich davon, wenn es um Steuerhinterziehung ging. Und wenn es um einen betrogenen Kunden ging, redeten wir mit dem, boten ihm eine Entschädigung, eine Entschuldigung, oder was er sonst wollte. Aber dazu war Ulli vermutlich nicht bereit, zu stolz und der Meinung, er dürfte das, andere Leute übers Ohr hauen, weil er der Bessere wäre. Man mußte ihm endlich einmal klarmachen, daß andere sich auch für gut hielten. Das Wort Ehekrach ging mir nicht aus dem Sinn, genau das war es. Und wenn schon Krach, dann richtig, dachte ich. An so einem verfluchten Tag kam es auf einen Ärger mehr oder weniger nicht an.
»Du arroganter Pinsel«, begann ich,
»was bildest du dir eigentlich ein? Wenn du Leute verarschen willst, mach das draußen, aber nicht hier. Wäsche waschen, Fenster putzen, ich bin nicht deine Putzfrau, mein Lieber. Ich hatte einen harten Tag, ich war die ganze Woche allein. Und ich habe, verdammt noch mal, keine Lust, auch noch am Wochenende alleine hier zu sitzen.«
Ulli zog die Augenbrauen hoch und die Stirn in Falten.
»Probst du den Aufstand, Schätzchen? Wer spricht denn vom Wochenende? In zwei oder drei Stunden bin ich wieder hier.«
»Fein«, sagte ich.
»Aber ich vielleicht nicht. Der Typ, der eben vor der Haustür war, hat mich gefragt, ob ich Lust habe, mit ihm einen Kaffee zu trinken. Eben hatte ich keine. Aber wenn er wiederkommt, habe ich welche, verlaß dich drauf. Und er kommt wieder, davon bin ich überzeugt. Wenn du fährst, laß dir Zeit. Du kannst in aller Seelenruhe die kleinen Mengen unter der Hand verscheuern, um die du keinen beschissen und die du auch nirgendwo abgezweigt hast.«
Ulli legte den Kopf zur Seite.
»Was soll das? Bist du übergeschnappt?«
»Nein«, sagte ich,
»und auch nicht so blöd, wie du denkst. Wir sind seit einem halben Jahr zusammen, und die meiste Zeit bin
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