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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Tisch zu sitzen. Völlig ausschließen, daß er jemanden gesucht hatte, mit dem er sich bei den langen Fahrten abwechseln konnte oder der sie ganz übernahm, mochte ich nicht. Ich wäre vermutlich die letzte gewesen, mit der Ulli darüber gesprochen hätte.
    »Wie heißt denn dieser Freund?«
    fragte ich.
    »Link«, sagte Lutz Assenmacher. Link, dachte ich, genauso hieß er, Rene Link. In dem Moment, als Lutz Assenmacher den Nachnamen aussprach, brachte ich die beiden Teile zusammen. Und ich wußte auch plötzlich, daß Rene Link ein sehr guter Freund von Ulli gewesen war. Das Merkwürdige war nur, ich wußte immer noch nicht, von wem oder woher ich das wußte. So sehr ich mir auch den Kopf zerbrach, mir fiel nicht ein, in welchem Zusammenhang ich den Namen Rene Link bereits gehört hatte. Vielleicht ist es ja wirklich so, daß man einen Schock bekommt und ein paar Tage lang nicht richtig denken kann, wenn etwas Schlimmes passiert ist. Obwohl ich nicht das Gefühl hatte, ich hätte einen Schock bekommen. Ich hatte eher das Gefühl, es ging mich nichts an. Keine Trauer! Wenn man es in Filmen sieht, wie die Leute zusammenklappen, wenn ihnen solch eine Nachricht überbracht wird, wie sie herumschreien, sich die Haare raufen. Und danach meinen sie, ihr Leben hätte keinen Sinn mehr, und wollen sie sterben. Ich wartete darauf, daß ich so etwas fühlte, aber es kam nichts in der Art. Ich hatte zwar ein bißchen geweint am Vormittag, aber ich hatte nicht gedacht, mein Leben sei jetzt vorbei. Ich hatte noch gar nicht richtig gedacht, nur so stückweise und schwankend und alles durcheinander. Vielleicht war es an dem Samstag noch zu frisch und zuviel auf einmal. Mir war kalt in der dünnen Bluse. Und wo ich nun wußte, wer Lutz Assenmacher war, was er von Ulli gewollt hatte, daß es harmlos war, wollte ich nicht länger mit ihm auf der Straße stehen. Und ich wollte ihm auch nicht noch mehr Unsinn erzählen. Die Haustür stand offen. Ich wollte hineingehen ins Warme, das Geld noch einmal zählen und meinen Vater anrufen, daß er mich abholen sollte. Weil ich es mir anders überlegt hatte und doch lieber ein paar Tage bei meinen Eltern bleiben wollte. Solange, bis hundertprozentig feststand, es war nur ein Unfall gewesen. Ich wollte meinem Vater sagen, daß er mir die Moltofill-Pakete zurückgeben mußte. Es tat mir leid, daß ich sie ihm geschenkt hatte. Ich war überrumpelt worden. Verdient hatte er sie nicht. Er hatte nie etwas mit Ulli zu tun haben wollen, aber sich wie ein Aasgeier auf Ullis Sachen stürzen, das paßte zu ihm. Am Ende würde er mich noch fragen, ob er ein paar Hemden haben könnte oder Ullis Socken. Aber ich konnte meinen Vater nicht anrufen, die waren ja noch gar nicht zu Hause. Lutz Assenmacher sah, daß ich zitterte, bemerkte den Blick, den ich zur Tür warf.
    »Ich will Sie nicht länger aufhalten«, meinte er.
    »Wenn Ihr Mann nicht da ist, ist das ja auch …«
    Mitten im Satz brach er ab, schaute mich an, als müßte er sich die nächsten Worte erst zurechtlegen.
    »Sie wissen nicht zufällig, wann er aus dem Krankenhaus entlassen wird? Es ist nur …«
    Eine kleine Pause, ein verlegenes Grinsen. Er deutete mit dem Daumen über die Schulter auf den Kadett, dann sprach er weiter:
    »Ich bin zur Zeit etwas klamm, vielleicht wissen Sie, wie das ist. Manchmal laufen die Raten schneller als so ein Auto.«

    »In ein paar Tagen«, erwiderte ich.
    »Hm«, machte er,
    »das ist sehr vage, finden Sie nicht?«

    »Tut mir leid«, sagte ich,
    »mehr weiß ich nicht. Die Polizei war sehr vorsichtig, auch mir gegenüber. Sie wollten mir zuerst nicht einmal sagen, in welches Krankenhaus mein Mann eingeliefert worden ist. Sie sagten, wenn ich es nicht weiß, kann ich mich auch nicht verplappern.«
    Sein Blick wurde skeptisch. Ich sprach weiter, obwohl ich es gar nicht wollte, aber es kam so flüssig wie frisch aus einem US-Thriller.
    »Die Polizei glaubt nicht an einen Unfall. Sie meinen, da hätte jemand nachgeholfen. Und dieser Jemand könnte es wieder versuchen, verstehen Sie?«

    »Natürlich«, murmelte Lutz Assenmacher. Skeptisch wirkte er nicht mehr, nur wie in Gedanken versunken.
    »Klingt ein wenig phantastisch«, meinte er. Er lachte kurz und unsicher auf und sprach weiter:
    »Vielleicht sollte ich mir das mit dem Job noch einmal gründlich überlegen, bevor ich Ihren Mann darauf anspreche, was meinen Sie? Link sagte mir, Ihr Mann verkauft Geschenkartikel, das klang so harmlos. Aber ein Unfall, der

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