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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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es dich glücklich macht.«

    »Hübsch«, sagte Lutz Assenmacher. Anschließend folgte er mir in Ullis Zimmer. Da ich so schnell aufgesprungen war, lag die Police der Lebensversicherung noch auf dem Schreibtisch. Um was es sich handelte, war klar zu erkennen. Ich bemerkte an dem kurzen Aufblitzen in seinen Augen, daß er es erkannt hatte. Aber er ging nicht darauf ein. Machte auch keine spöttische Bemerkung, als ich die Police zurück in das Schubfach legte. Er schaute sich im Zimmer um, der große Junge, der nur Unsinn im Kopf hat, lieb und nett und unbekümmert. Der es nicht vertragen kann, wenn die Leute traurige Gesichter machen. Der dann alles tun muß, um sie auf andere Gedanken und wenigstens einmal zum Lachen zu bringen. Als ich ihm den Karton voller Kugelschreiber zeigte, mußte er wieder grinsen.
    »Und damit kann man viel Geld verdienen?!«
    Auf eine Antwort wartete er nicht, nahm eines der Mäppchen aus dem Karton, las die Aufschrift. Dann zog er den grünen Stift heraus, beugte sich über den Schreibtisch. Auf der Ecke stand eine Schale mit Notizzetteln. Er nahm einen Zettel, fragte kurz:
    »Darf ich?«
    und begann mit dem Stift auf das Papier zu kritzeln. Er machte die gleiche Erfahrung wie ich. Zuerst blieb das Papier weiß. Lutz Assenmacher mußte eine Weile kritzeln, ehe der erste schwachgrüne Kringel erschien. Er zog den roten Stift, kritzelte wieder, kam zum selben Ergebnis. Auch der blaue Kuli funktionierte nicht auf Anhieb. Und während er damit den Notizzettel bearbeitete, fragte er mich beiläufig:
    »Könnte es sein, daß Ihr Mann den Unfall hatte, weil die Dinger nicht richtig schreiben? Vielleicht ein verärgerter Kunde, der ihm einen Denkzettel verpassen wollte?«
    Ich konnte ihn nur anstarren. Als er keine Antwort bekam, richtete er sich auf, schaute mich an und murmelte:
    »Entschuldigung! Sollte ein Scherz sein, aber Ihnen ist wahrscheinlich nicht nach meinen dünnen Witzchen.«

    »Nein, gar nicht«, sagte ich. Er nahm auch den vierten Stift aus dem Mäppchen. Es war der schwarze, und der zog beim ersten Aufsetzen einen fetten Strich auf den Zettel.
    »Jetzt blicke ich durch«, meinte Lutz Assenmacher wie im Selbstgespräch, betrachtete das Mäppchen und den Aufdruck der Partei mit gerunzelter Stirn, ehe er mich angrinste.
    »Das ist nämlich der Gag. Die sind gerissen, die Burschen. Wissen Sie, warum die drei anderen nicht richtig funktionieren?«
    Auf eine Antwort wartete er auch diesmal nicht, vielleicht versuchte er, den schlechten Witz von vorhin wiedergutzumachen.
    »Ist doch klar, wen die Leute wählen«, meinte er,«wenn nur der schwarze Kuli beim ersten Versuch schreibt. Das ist unlauterer Wettbewerb. Haben die das so bei Ihrem Mann bestellt? Drei Kulis mit eingetrockneten Mienen und einen, der schöne, schwarze Striche macht?«
    Als ich auch darauf nicht reagierte, murmelte er:
    »Tut mir leid, ich kann es nicht lassen. Ich verschwinde am besten wieder, bevor ich Ihre Nerven vollends blank lege. Ich kann ja ein andermal wiederkommen, wenn Sie sich etwas besser fühlen.«
    Ich wollte nicht, daß er ging. Ich wollte nicht wieder allein sein, nicht wieder grübeln müssen und Angst haben. Wie ich da mit ihm in Ullis Zimmer stand, hatte ich keine Angst. Wovor denn? Vor ihm? Vor einem lieben, netten Kerl, dem das Grinsen angeboren war? Lächerlich! Gut, ich hatte mich mit dem Gedanken beschäftigt, daß mein Mann umgebracht worden war. Aber bewiesen war es nicht. Ich hatte einen Fremden in die Wohnung gelassen, einen Mann, von dem ich nur wußte, was er erzählt hatte. Und das mußte nicht die Wahrheit sein. Aber wenn Lutz Assenmacher mir etwas hätte tun wollen, dazu hatte er bereits Gelegenheit gehabt, dachte ich. Und ich sagte:
    »Nein, bitte bleiben Sie noch. Ich bin froh, wenn ich nicht allein bin. Man grübelt zuviel, wenn man allein ist.«
    Ich wußte nicht, wie ich fortfahren sollte. Er schaute mich aufmerksam und abwartend an. Als ich schwieg, nickte er bedächtig.
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte er,«muß eine komische Situation für Sie sein. Was sagt denn Ihr Mann dazu?«
    Und nach einer winzigen Pause mit einem verlegenen Lächeln:
    »Ich weiß, ich bin ein egoistisches Ungeheuer. Ich habe Sie nicht mal gefragt, wie es ihm geht. Besser, hoffe ich.«
    Ich schüttelte den Kopf, wußte nicht genau, was ich sagen sollte, damit er noch ein Weilchen blieb. Und dann sprudelte es heraus. Es war ungefähr so wie auf der Straße, ich konnte es mir nicht erklären, im

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