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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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immer noch in der Wohnung? Ich dachte, du wärst bei deinen Eltern.«

    »Was soll ich denn da?«

    »Ich dachte nur«, sagte Marcia,«man ist doch nicht gerne allein in so einer Situation.«
    Nach einer winzigen Pause sprach sie weiter:
    »Und du hast kein Auto. Da dachte ich, daß dein Vater dich ins Krankenhaus fährt, wenn du Ulli besuchen willst.«
    Anscheinend hatte Ulli ihr doch von mir erzählt.
    »Ein Bekannter fährt mich«, erklärte ich, und Marcia verabschiedete sich.
    »Bis gleich. Kann eine halbe Stunde dauern, aber dann ist es hier bestimmt ruhiger.«
    Ich blieb neben dem Telefon sitzen. Die halbe Stunde zog sich endlos in die Länge. Ich wollte nicht an Lutz Assenmacher denken, weil ich mich dabei mies fühlte. Aber ich wollte auch nicht an etwas anderes denken, weil ich dabei das Gefühl hatte, daß mir einer den Hals zudrückte. Als das Telefon endlich klingelte, zuckte ich zusammen.
    »So, da bin ich wieder«, begann Marcia. Die Hintergrundgeräusche waren verschwunden, keine Stimmen, kein Klavier. Es hörte sich an, als sei Marcia mit dem Telefon in einen Nebenraum gegangen.
    »Jetzt haben wir ein bißchen Zeit. Ich habe dich eben nicht mal gefragt, warum du anrufst. Wie geht es Ulli?«

    »Nicht gut«, antwortete ich. Ich konnte ihr nicht noch einmal erzählen, daß er nur zur Beobachtung im Krankenhaus wäre. Womöglich noch, daß er sich langweilte und es nicht abwarten konnte, entlassen zu werden. Das hätte ich nicht geschafft, die letzte halbe Stunde hatte mich völlig fertig gemacht. Hin und her gerissen werden. Auf der einen Seite die wahnsinnige Angst, daß ich durch Ulli in etwas hineingeraten war, was mich Kopf und Kragen kosten konnte. Sich auf der anderen Seite fühlen wie der letzte Dreck, wie eine Frau, die nur ans Geld denkt. Die nie an etwas anderes gedacht hat. Sich so allein fühlen. Ich hörte, daß meine Stimme sehr niedergeschlagen klang. Marcia hörte es auch.
    »Du klingst so bedrückt«, stellte sie fest.
    »Hat Rene sich inzwischen bei dir gemeldet?«

    »Nein.«
    Zwei Sekunden Stille, dann murmelte Marcia:
    »Verstehe ich nicht. Er wollte das sofort tun, hat es mir in die Hand versprochen. Er kam gestern, es war schon sehr spät, eher heute. Er wollte dich gleich anrufen, natürlich nicht in der Nacht, am Morgen. Na, sagen wir mal am Mittag, was Rene so unter Morgen versteht.«

    »Ich war fast den ganzen Tag im Krankenhaus«, sagte ich.
    »Das dachte ich auch gerade schon«, sagte Marcia.
    »Aber daß Rene dir keine Nachricht hinterlassen hat, verstehe ich nicht.«

    »Ich hatte den Anrufbeantworter nicht eingeschaltet.«
    Marcia lachte.
    »Na, du bist vielleicht ’ne Marke. Das ist ja das erste, wenn man aus der Wohnung geht. Erzähl das lieber nicht Ulli, der kriegt einen Anfall. Es kann doch jederzeit einer für ihn anrufen. Übrigens …«
    Das letzte Wort klang gedehnt, es folgte eine kleine Pause, vielleicht um dem, was noch kam, mehr Nachdruck zu verleihen. Ich hörte Marcia atmen.
    »Was diesen Assenmacher angeht«, sagte sie.
    »Rene schwor Stein und Bein, daß er ihn nicht zu Ulli geschickt hat. Und er meinte, daß Ulli ein bißchen vorsichtig sein soll. Das sollst du ihm ausrichten, wenn du ihn besuchst. Mit dem Typ stimmt etwas nicht.«

    »Was denn?«
    Ich bekam Herzklopfen, während ich auf Marcias Antwort wartete. Sie war anscheinend nicht allein in dem Nebenraum. Ich konnte sie wieder atmen hören, dann war es plötzlich absolut still. Als ob sie die Hand auf die Sprechmuschel gelegt hätte, um sich mit jemandem, der neben ihr stand, zu unterhalten. Es dauerte ein paar Sekunden. Dann war sie wieder in der Leitung:
    »Du, ich will dir keine Angst machen, gerade jetzt nicht, wo du allein in der Wohnung bist. Rene hat mir auch nicht viel gesagt. Nur, daß er Assenmacher nicht traut. Aber frag mich nicht, in welcher Hinsicht.«
    Marcia sprach jetzt schneller.
    »Ich kenne Assenmacher übrigens auch, flüchtig, vom Sehen. Er war ein paarmal hier. Vor ein paar Wochen tauchte er zum erstenmal auf. Saß den ganzen Abend an der Bar und beobachtete die Leute. Er gab sich harmlos. Aber das sind oft die Schlimmsten. Nachdem Rene ihn mir beschrieben hatte, wußte ich, wen er meinte. Er trägt meistens ’ne alte Jacke und fährt einen roten Kadett mit Kölner Nummer, habe ich recht?«
    Beinahe hätte ich ja gesagt. Ich schluckte es gerade noch runter, sagte statt dessen:
    »Woher soll ich das wissen? Ich habe Assenmacher noch nie gesehen. Ich kenne nur den Namen,

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