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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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damit, daß er durchkommt. Aber es besteht die Möglichkeit, daß er noch einmal das Bewußtsein wiedererlangt, daß er sagen kann, wer bei ihm war.«
    Ich weiß nicht, warum ich das sagte. Vielleicht weil der Polizist gesagt hatte, mit einem manipulierten Wagen wäre Ulli nicht weit gekommen. Und bei einem Zusammenstoß wäre auch das zweite Fahrzeug beschädigt worden. Ein bestimmtes Fahrmanöver, hatte er gesagt. Aber da gab es noch eine andere Möglichkeit. Daß jemand bei Ulli im Wagen gesessen und ihm eins über den Kopf gegeben hatte! Das Risiko war vielleicht nicht groß gewesen. Bei dem Wetter, bei einem langsam fahrenden Auto. Einer, der ein bißchen Ahnung vom Fahren hat, sorgt auch vom Nebensitz dafür, daß der Wagen auf der Straße bleibt und zum Halten kommt. Das hätte jeder Fahrlehrer gekonnt.
    »Wie kommst du darauf, daß einer bei ihm war?«
    wollte Marcia wissen. Sie klang atemlos.
    »Das mußt du die Polizei fragen«, erwiderte ich,«die sind drauf gekommen, nicht ich. Sie werden Spuren am Unfallort gefunden haben. Die finden doch heutzutage alles Mögliche.«

    »Und«, erkundigte sich Marcia gedehnt,«haben sie schon eine Ahnung, wer bei ihm war?«

    »Ich glaube nicht, sonst würden sie nicht darauf warten, daß Ulli zu Bewußtsein kommt. Da sitzt ständig einer bei ihm, mit einem Cassettenrecorder auf dem Schoß und dem Mikrophon in der Hand. Aber mich lassen sie nicht rein.«
    Ich hörte, wie Marcia die Luft ausstieß.
    »Na, dann hoffen wir das Beste. Fährst du trotzdem morgen nach Merheim? Ich meine, obwohl sie dich nicht zu ihm lassen?«

    »Natürlich«, sagte ich,«gleich morgen früh.«
    Marcia seufzte vernehmlich.
    »Ich drücke ihm die Daumen. Mal sehen, vielleicht schaffe ich es am Nachmittag. Dann komme ich auf ein Viertelstündchen vorbei und leiste dir Gesellschaft. Wäre doch nett, sich kennenzulernen, auch wenn die Umstände nicht erfreulich sind. Natürlich nur, wenn es dir recht ist.«

    »Ich weiß nicht, ob ich morgen bis zum Nachmittag bleibe«, sagte ich.
    »Es ist schlimm, da herumzustehen. Und dann kommt alle Viertelstunde dieser Typ von der Polizei raus. Er tut jedesmal so, als ob er aufs Klo muß, und dann löchert er mich mit Fragen. Ich kann ihm doch nichts sagen. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich habe keine Ahnung, wer Ulli so etwas angetan haben könnte.«
    Ich begann zu weinen, konnte nichts dagegen tun. Es war einfach zuviel.
    »Reg dich nicht auf«, murmelte Marcia und verabschiedete sich. Nachdem ich aufgelegt hatte, putzte ich mir die Zähne und ging ins Bett. Aber einschlafen konnte ich nicht. Mir ging nicht aus dem Kopf, was ich gesagt hatte, daß jemand bei Ulli im Wagen gewesen wäre. Es war jemand bei ihm gewesen, als er die Klause verließ. Rene Link! Dem Ulli vielleicht fünfhundert Gramm Traubenzucker hatte andrehen wollen. Erstklassige Ware, hatte er gesagt, du wirst zufrieden sein und deine Kunden ebenfalls. Schwer vorstellbar, daß sich jemand für ein Pfund Traubenzucker begeistern konnte. Wenn Rene Link gemerkt hatte, was ihm angedreht werden sollte … Die probieren doch an dem Zeug. Im Film tun sie es immer, stippen den Finger rein und lecken daran. Und dann wissen sie, ob es guter oder schlechter Stoff ist. Die Dose! Sie war nicht im Auto gewesen. Oder hatte sie das Feuer nicht überstanden? War sie geschmolzen in der Hitze, zu einem unförmigen Klumpen zusammengebacken, dem niemand Beachtung schenkte? Ich konnte nicht mehr denken. Ich dachte nur noch, daß ich mich in etwas hineinsteigerte. Daß mir mein Vater mit seiner Bemerkung einen Floh in das eine und Lutz Assenmacher mit dem Traubenzucker einen ins andere Ohr gesetzt hatte. Daß sich das alles schon bald als Seifenblase entpuppen würde. Aber das tat es nicht. Am nächsten Tag ging es los. Zuerst war der Dienstag noch ein normaler Tag. Ich war wie üblich kurz nach halb neun in der Kanzlei, machte Kaffee für Doktor Farngräber. Als er kam, sprach ich mit ihm über die Lebensversicherung, daß ich einen amtlich beglaubigten Totenschein oder eine beglaubigte Kopie der Sterbeurkunde brauchte, um das Geld zu beantragen. Wieviel Geld es war, verschwieg ich. Er fragte auch nicht danach. Doktor Farngräber versprach, sich darum zu kümmern, damit ich so schnell wie möglich zu meinem Geld käme. Er klang gütig und ein bißchen besorgt. Wollte wissen, ob ich zurechtkäme. Wenn ich etwas brauchte, solle ich nur keine Scheu haben, er würde mir helfen. Es hörte sich an, als ob er mir

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