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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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richtig verstanden hatte. Und es fiel ihr schwer, sich zu erinnern und zu konzentrieren.
    Ihm war klar, dass sie oft nach Schonen würden fahren müssen. Demnächst würde er mitfahren. Vielleicht konnte er dann auch bei den Kollegen in Lund vorbeischauen.

    Über dem Präsidium von Oskarshamn türmten sich dunkle Wolken auf, aber noch regnete es nicht. Weiße Schaumkronen zierten die Wogen. Ein kühler Wind kam von Norden, und die Blå Jungfru war aufgrund des diesigen Wetters kaum zu erkennen.
    Nach der Morgenbesprechung begab sich Claesson energischen Schrittes zu Louise Jasinskis Büro. Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen.
    »Beschäftigt?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr Haar war frisch geschnitten. Sie trug immer noch ihren Pony, aber seitlich stand das Haar in zwei Flügeln über den Ohren ab. Er dachte einen kurzen Augenblick darüber nach, ob er das schick fand. Vielleicht war er aber auch nur feige und mochte grundsätzlich keine Veränderungen.
    Resolut zog er die Türe hinter sich zu.
    »Wie geht’s?«
    Er nahm ihr gegenüber Platz.
    »Gut«, erwiderte sie und drehte ihren Schreibtischstuhl in seine Richtung.
    »Das ist schön! Zu wenig zu tun?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Sie verzog den Mund. Er ergriff seine Chance.
    »Hübscher Haarschnitt«, meinte er rasch.
    »Danke«, erwiderte sie und lächelte jetzt wirklich. »Die Arbeit läuft ganz gut, aber alles in allem war es doch recht anstrengend.«
    Dann schwappte die Scheidung hoch. Fast wie Erbrochenes, gemischt mit vielem anderen.
    »Du wirst das schon schaffen.«
    »Du hast gut reden«, erwiderte sie und starrte verlegen auf die Tischplatte. »Das Schlimmste ist vermutlich, dass einen niemand mehr anfasst.«
    »Soll ich dich umarmen?«
    Sie lachte.
    »Wenn absoluter Notstand auftreten sollte, sage ich dir Bescheid, das verspreche ich dir. Du kannst mir jedoch erzählen, was du so treibst.«
    Er stand auf, verschwand in sein Zimmer und kam mit einer Mappe zurück.
    »Ein Fall von den Kollegen in Lund«, sagte er. »Es gibt jedoch interessante Verbindungen hierher. Das Opfer Jan Bodén wohnte in Oskarshamn. Bisher gibt es kein Motiv. Er war Lehrer, nicht sonderlich wohlhabend, hatte aber auch nicht den Gerichtsvollzieher auf den Fersen. Er hatte einen kleineren, eher harmlosen Tumor im Innenohr, den er sich operativ entfernen lassen wollte. Offenbar bereitete ihm das Sorgen. Laut seiner Frau machte er eine unnötig große Sache daraus, er bekam auf einmal Angst vor dem Tod und geriet in eine Lebenskrise. Getrunken hat er jedoch nicht.«
    »Gibt es was über ihn in den Akten?«
    »Nein. Nicht einmal ein Strafmandat wegen Falschparkens. Niemand kann sich einen Reim darauf machen. Weder den Kollegen in Lund noch mir fällt etwas ein. Eifersucht als Tatmotiv ist zwar am häufigsten, aber bisher haben wir nur eine Affäre mit der Nachbarsfrau ermitteln können.«
    »Noch aktuell?«
    »Ja. Seine Frau weiß vermutlich nichts davon.«
    »Ach, wirklich?«
    »Noch nicht, jedenfalls. Aber hätte sie davon gewusst, dann hätte sie nicht die Zeit gehabt, nach Lund zu fahren, um ihn zu ermorden. Zum vermuteten Zeitpunkt der Tat fuhr sie mit dem kleinen weißen Auto der Gemeindeschwestern durch die Gegend. Das habe ich kontrolliert. Da arbeitet sie nämlich.«
    Dann hielt er die Kopie des Zettels aus Bodéns Jackentasche in die Höhe.
    »Das hier ist nicht von Bodén«, sagte er. »Seine Fingerabdrücke waren nicht einmal auf dem Zettel.«
    Schweigend betrachtete Louise die Zahlen. Sie kniff die Augen zusammen und spitzte die Lippen, während sie nachdachte.
    »Das sieht aus wie meine Noten aus der neunten Klasse. Überwiegend Dreien und Vieren.«
    »Hattest du so schlechte Noten?«
    Sein Erstaunen war echt.
    »Das war die chaotische Zeit in meinem Leben. Manche Leute werden erst recht spät reif.«

    Kriminalinspektor Gillis Jensen vom Dezernat für Gewaltverbrechen der Polizei Lund hatte viel zu tun. Der Fall mit dem Mann, der tot in einem Putzmittelraum im Krankenhaus gefunden worden war, musste warten.
    Sehr viel anderes schlummerte ebenfalls. Der Stapel mit den Fällen, die noch nicht abgeschrieben waren, lag ganz an der Kante rechts auf dem Schreibtisch. Dort lag er gut. Er würde jedoch zusehen, dass der Stapel nicht wuchs. Das bedeutete, dass die Fälle nicht auf ewig in diesem Stapel begraben waren. Ganz und gar nicht.
    Gillis Jensen war ein fleißiger Mensch. Außerdem war er recht schnell, obwohl er nicht diesen Eindruck erweckte. Er sprach

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