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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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er hin sein könnte. Das klang geheimnisvoll und reichte meist als Antwort nicht aus. Sie musste es wiederholen und erklären. Sie wollten, dass sie von Dingen erzählen würde, über die sie eigentlich nichts wusste, und irgendwelche Geheimnisse preisgab, denn nichts war so aufregend wie ein Geheimnis. Aber sie gab nicht nach.
    Keine Ahnung, sagte sie immer mit fast tonloser Stimme und versuchte, nicht allzu schnippisch zu klingen, denn das stachelte die Neugier und die Fantasie nur noch mehr an.
    Aber es war wahrhaftig nicht leicht. Mit der Unruhe klarzukommen und sich fast wie eine trauernde Witwe zu benehmen, während die Gedanken ständig um das kreisten, was sie selbst am allermeisten bedrückte. Die Ungewissheit. Das, wovon sie nichts wusste. Das, was er ihr vielleicht verschwiegen hatte. Hatte Jan Geheimnisse gehabt?
    Sie hatte an seinem Schreibtisch gesessen, alle Schubladen durchsucht und dann alles zurückgelegt, damit er nichts merken würde.
    Wenn er zurückkam.
    Falls er zurückkam.
    Nein, sie war auf nichts gestoßen, was er hätte verbergen müssen. Aber sie war trotzdem nicht zufrieden. Etwas war geschehen. Aber wann hatte sich diese Veränderung vollzogen? Falls es denn eine Veränderung gewesen war.
    Sie war zwiespältig und wollte nicht irgendwo Trolle sehen, wo es keine gab.
    War im Lauf der Jahre zwischen ihnen nicht alles weniger geworden, stiller? Wie bei den meisten anderen auch. In gewisser Weise auch ein Segen. Das Leben verebbte und wurde ruhiger. Eine unausgesprochene Abmachung, die beide nicht infrage zu stellen wagten. Sie hatten sich ganz einfach mit den Unarten des anderen abgefunden. Natürlich war manchmal alles recht zäh, aber das Leben an sich war nun einmal zäh und widerspenstig, man musste ständig dagegen ankämpfen.
    Aber wann hatte sich diese Freudlosigkeit eingestellt? Und das Schweigen? Das anderen Dingen Freiraum schaffte.
    Wie gut kannte sie Jan eigentlich?
    Wieder stellte sie sich ans Küchenfenster, verschränkte die Arme über der Brust. Sah den Nachbarn schwere Tüten mit Lebensmitteln vom Auto ins Haus tragen, seine Frau kam mit ein paar Tüten mit Kleidern hinterher. Nina Bodén kannte keine andere Person, die so viele Kleider kaufte wie ihre Nachbarin. Immer die neueste Mode. Sie sah aus wie ein zu groß geratener Teenager und behauptete, dass sie ihrem Mann so gefalle. Nina Bodén hätte sie fast gefragt, was sie selbst finde, hatte dann aber den Mund gehalten. Bei ihrem Beruf war eine scharfe Zunge unangebracht. Sie war zu ewiger Anteilnahme, ewigem Verständnis und ewiger Geduld verurteilt.
    Jeder muss auf seine Fasson selig werden, dachte sie und sah den Mann wieder ins Freie treten. Jetzt hatte er sich umgezogen. In Holzpantinen ging er in die Garage und rollte den Rasenmäher ins Freie. Verdammt, der Rasen!
    Sie wurde wieder wütend. Sie ließ die Arme fallen und hätte fast laut geschrien, wenn in diesem Moment nicht gerade Kriminalkommissar Claes Claesson mit seinem Kinderwagen an ihrem Haus vorbeispaziert wäre.
    Warum hatte Jan sie in dieser öden Landschaft zurückgelassen? Sie konnte nichts tun, sich nicht einmal vorbereiten, höchstens auf das Schlimmste. Und der Rasen musste gemäht werden, und sie wusste nicht einmal, wie man den Rasenmäher in Gang bekam.
    Energisch öffnete sie den Küchenschrank, um sich irgendwie zu beschäftigen.
    Vielleicht sollte ich rasch einen Rührkuchen machen, dachte sie nun konstruktiv. Oder Mürbegebäck oder Schokoladenplätzchen backen. Oder warum nicht Baisers? Sie schaute im Kühlschrank nach, wie viele Eier sie hatte. Vier Stück. Das reichte. Das mit den Baisers konnte sie lassen und stattdessen einen Rührkuchen und Plätzchen backen. Butter hatte sie auch genug. Für Gebäck verwendete sie nie Margarine. Immer Butter. Sonst lohnte sich die ganze Arbeit nicht.
    Backen ist ein wahrer Trost, dachte sie, während sie sich die Schürze umband. Das Handy klingelte. Sie schaute auf die Anzeige. Lächelte. Etwas Süßes zum Kaffee ist sicher gut, dachte sie und hielt das Telefon ans Ohr.

    Veronika lag auf dem Sofa. Claes hatte Klara im Kinderwagen mitgenommen, um Milch und ein paar andere Kleinigkeiten zu kaufen. Das Zimmer hatte sich im Verlauf des Tages aufgeheizt. Es war regelrecht stickig, sie musste sich keine Decke über die Beine legen. Den ganzen Tag hatte sie im Garten gearbeitet. Sie hatte Erde unter den Fingernägeln, und ihre Glieder fühlten sich angenehm müde an. Endlich wagte sie es, die Augen zu

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