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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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unberechenbar. Benny Grahn fand, sie habe einfach mal wieder einen Mann nötig.
    Gotte war jemand, dem man wirklich nicht vorwerfen konnte, wechselhaft zu sein, er hatte weder das eine noch das andere verändert. Er gehörte einer Generation an, in der es noch Ehrensache gewesen war, sowohl mit seiner besseren Hälfte als auch mit seinem Arbeitsplatz solidarisch zu sein. Gotte würde nächsten Sommer in den Ruhestand treten und hatte dann so gut wie sein ganzes Berufsleben an einem Ort, nämlich bei der Polizei in Oskarshamn, verbracht. Ein ehrgeiziger Jurist würde wahrscheinlich seine Nachfolge antreten. Das würde ganz sicher zu ziemlichen Veränderungen führen. Claesson würde gar nicht umziehen müssen, um ein abwechslungsreicheres Leben zu erhalten.
    Nina Persson war aus dem Erziehungsurlaub zurückgekehrt und saß geschminkt und mit langen, lackierten Fingernägeln am Empfang wie früher. Wie sie das mit einem Kleinkind vereinbaren konnte, war Claesson unerklärlich. Wahrscheinlich handelte es sich um ein gut gehütetes Geheimnis der Frauen. Er hatte das Gefühl, dass die Kollegen netter zu Nina geworden waren. Früher hatten sie immer anzügliche Bemerkungen über ihre üppigen Formen und blonden Haare gemacht, aber jetzt hatte es den Anschein, als seien sowohl Nina als auch die Kollegen reifer geworden. Hatte das mit der Mutterschaft zu tun? Sie musste einen anderen Menschen schützen.
    Sie lächelte herzlich. Vielleicht weil sie nun beide Eltern geworden waren? Er nickte ihr zu, fand es aber nicht angebracht, an seinem Arbeitsplatz über Kinder zu sprechen, obwohl er es zur Not auch schon mal tat. Ihr Alvar und seine Klara.
    Seine Gedanken kreisten sowieso mehr um Louise Jasinski. Dass sie geistesabwesend war, konnte natürlich auch auf anderes als die Scheidung zurückzuführen sein. Sie ging ihm aus dem Weg. An diesem Vormittag hatte sie mit offener Tür in ihrem Büro gesessen, aber kaum den Kopf gehoben, als er vorbeigegangen war. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Als sie sich im Zusammenhang mit dem Mordfall in der Waschküche und der verschwundenen Schülerin, die Maiblumen verkauft hatte, bei ihm gemeldet hatte, war sie erschöpft gewesen. Die Leitung des Dezernats und das Chaos zu Hause hatten ihr ziemlich zugesetzt – was von beidem schlimmer gewesen war, konnte man schwer sagen –, aber sie hatte ihn nicht damit belastet. Aber vielleicht war er in seiner angenehmen und entspannten Rolle des Kommissars im Erziehungsurlaub auch nur blind und taub gewesen.
    So viel stand jedenfalls fest: Wenn sie den Job der Dezernatchefin inzwischen in den Griff bekommen hatte, war es sicherlich keine Freude, ihn wieder zurückgeben zu müssen. Es dauerte, bis man das Befehlen gelernt hatte, und für eine Frau war es nicht unbedingt leichter, auch wenn es nicht unbedingt schwerer sein musste. Dieses ständige Gerede über Geschlechterkrieg und Gleichberechtigung ging ihm auf die Nerven. Wie auch immer, Macht und Einfluss übten auf gewisse Menschen immer eine große Anziehung aus. Besonders verlockend waren sie, wenn das Leben eine Wendung genommen hatte, die es wünschenswert erscheinen ließ, sich ganz in eine Sache zu vergraben. Und die Arbeit war ein guter Platz, wenn man flüchten wollte.
    Mittlerweile hatte er erkannt, dass Kinderbetreuung auch keine ganz einfache Aufgabe war. Diese Erfahrung teilte er vermutlich mit vielen Vätern in derselben Situation. Aber er sagte nichts. Er hatte keine Lust auf die triumphierenden Mienen aller übereifrigen Mütter, die in ihm nur ein weiteres Beispiel für die Unzulänglichkeit der Männer sahen.
    Veronika hielt nichts von solchen verborgenen Unterdrückungsmechanismen und seine Schwester auch nicht. Es gab aber Frauen, die das taten. Liljan hatte es versucht. Sowohl Veronika als auch seine zwei Jahre ältere Schwester Gunilla waren starke Frauen. Er hatte als Kind eine strenge, aber liebevolle Schule besucht. Seine Beziehung zu Gunilla war über all die Jahre hinweg herzlich geblieben, sein Kontakt zu seinem jüngeren Bruder Ulf hingegen abgekühlt. Was, wie er vermutete, nicht zuletzt an dessen bescheuerter Ehefrau Liljan lag. Weder Veronika noch er selbst ertrugen sie eine längere Zeit. Liljan besaß die einzigartige Fähigkeit, immer das Falsche zu tun. Sie mischte sich in alles ein. War zu aufdringlich. Und Ulf war immer stiller und verschlossener geworden, aber das war schließlich seine eigene Wahl. Sein Bruder versteckte sich hinter seiner Frau.
    Claesson war

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