Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
Vom Netzwerk:
alleinstehende Mutter mit ihrer Tochter hier sicher ganz gut leben lässt.«
    »Ich verstehe.«
    Für Kishitanis Bemerkung gab es zwei Gründe. Zum einen waren sie gerade auf dem Weg zu einer alleinstehenden Mutter und ihrer Tochter, und zum anderen war Kishitani selbst vaterlos aufgewachsen.
    Kusanagi schritt zügig aus und verglich dabei immer wieder die Adresse auf seinem Zettel mit den kleinen, an Strommasten angeschlagenen Plaketten. Weit konnte das gesuchteHaus nicht mehr sein. Auf dem Zettel stand auch der Name Yasuko Hanaoka.
    Zum Zeitpunkt seines Todes war Shinji Togashi unter der Adresse gemeldet, die er in das Gästebuch der Pension eingetragen hatte. Allerdings hatte er in Wirklichkeit längst nicht mehr dort gewohnt.
    Nachdem die Polizei seine Identität geklärt hatte, hatte man im Fernsehen und in der Presse alle, die Auskunft über ihn geben konnten, aufgerufen, sich bei ihrer örtlichen Polizeidienststelle zu melden. Nichts Verwertbares hatte sich ergeben. Aber der Makler, der Togashi die Wohnung in Shinjuku vermietet hatte, wusste noch, dass er bei einem Gebrauchtwagenhändler gearbeitet hatte. Allerdings hatte er es dort nicht lange ausgehalten und noch vor Ablauf eines Jahres gekündigt. Dennoch brachte dieser Hinweis die Ermittlungen voran. Überraschend stellte sich nämlich heraus, dass der Tote früher als Verkäufer bei einem Importeur von ausländischen Luxuslimousinen gearbeitet hatte, aber wegen Unterschlagung von Firmengeldern entlassen worden war. Auf eine Anzeige hatte man jedoch verzichtet, wie die Kommissare bei einer Befragung in dieser Firma herausgefunden hatten. Das Importgeschäft bestand noch, aber es gab keine Angestellten mehr, die Genaueres über den Fall wussten – zumindest war niemand bereit, darüber zu reden.
    Togashi hatte damals geheiratet. Ein Kollege, der nach der Scheidung Kontakt zu ihm gehalten hatte, wusste, dass er seine Ex-Frau noch immer regelmäßig aufgesucht hatte. Diese Frau hatte eine Tochter aus früherer Ehe. Nun war es für die Kommissare nicht mehr schwer herauszufinden, dass Yasuko und Misato Hanaoka inzwischen in Morishita, im Bezirk Koto, wohnten. Dorthin waren sie jetzt auf dem Weg.
    »Keine schöne Aufgabe. Heute habe ich wirklich schlechte Karten«, sagte Kishitani und seufzte.
    »Was? Mit mir eine Befragung durchzuführen heißt, schlechte Karten zu haben?«
    »Nicht wegen Ihnen. Ich habe nur keine Lust, diese arme Dame und ihre Tochter in Angst zu versetzen.«
    »Aber wenn sie mit dem Mord nichts zu tun haben, brauchen sie doch keine Angst zu haben.«
    »Stimmt. Aber dieser Togashi war anscheinend ein schlechter Ehemann und Vater. Sicher möchten sie nicht an ihn erinnert werden.«
    »Nun, in diesem Fall ist unser Besuch ihnen vielleicht willkommen. Immerhin erfahren sie durch uns, dass der böse Mann tot ist. Jetzt guck doch nicht so traurig. Da wird man ja selbst ganz deprimiert. Ah – ich glaube, hier ist es.« Kusanagi blieb vor einem alten Mietshaus stehen.
    Der schmutzig graue Putz hatte hellere Flecken, wo Reparaturen durchgeführt worden waren. Auf beiden Etagen des einstöckigen Gebäudes wohnten vier Parteien. Nur etwa die Hälfte der Fenster waren erleuchtet.
    »Wohnung 204, also im ersten Stock.« Kusanagi stieg die Treppe hinauf. Kishitani folgte ihm.
    204 lag am weitesten von der Treppe entfernt. Aus dem Fenster neben der Wohnungstür fiel Licht in den Flur. Kusanagi war erleichtert. Sie hatten sich nicht angemeldet.
    Sie klingelten. Sofort regte sich in der Wohnung etwas. Die unverschlossene Tür öffnete sich einen Spalt. Sie hatte die Kette vorgelegt. Natürlich war eine Mutter, die mit ihrer Tochter allein lebte, besonders vorsichtig. Eine Frau spähte argwöhnisch durch den Spalt. Sie hatte ein schmales Gesicht und eindrucksvolle, dunkle Augen.
    »Entschuldigen Sie, sind Sie Frau Yasuko Hanaoka?«, fragte Kusanagi so freundlich wie möglich.
    »Ja«, sagte sie. Sie wirkte nervös.
    »Wir sind von der Polizei. Wir haben Ihnen etwas mitzuteilen.« Kusanagi zog seine Marke hervor und zeigte ihr seinen Ausweis. Kishitani tat es ihm gleich.
    »Von der Polizei?« Ihre schwarzen Augen weiteten sich, und ihr Blick wurde unruhig.
    »Dürfen wir hereinkommen?«
    »Ja, natürlich, bitte.« Yasuko Hanaoka schloss die Tür, löste die Kette und öffnete die Tür. »Worum geht es denn?«
    Kusanagi betrat die Wohnung, Kishitani folgte ihm.
    »Ist Ihnen ein gewisser Shinji Togashi bekannt?«
    Kusanagi sah, wie Yasuko Hanaokas Gesicht sich

Weitere Kostenlose Bücher