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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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und kratzte sich verlegen an der Nase. Eine alte Gewohnheit, die er offenbar nicht abgelegt hatte.
    Kudo war seit Yasukos Anfängen Stammgast in der Bar in Akasaka gewesen und im Grunde hauptsächlich wegen ihr gekommen. Ein paarmal waren sie sogar vor ihrer Schicht essen gegangen oder hatten noch etwas zusammen getrunken, nachdem die Bar geschlossen hatte. Als Yasuko wegen der Nachstellungen ihres Mannes den Arbeitsplatz wechselnmusste, hatte sie nur Kudo davon erzählt, und er war auch sofort Stammgast im
Klub Marian
geworden. Als sie diesen verließ, hatte sie es ihm als Erstem mitgeteilt. Er war traurig gewesen, hatte ihr jedoch alles Gute gewünscht. Seither hatte sie ihn nicht mehr gesehen.
    Nun kam auch Yonazawa aus der Küche, und bald plauderten sie angeregt über alte Zeiten.
    »Kudo, Yasuko, warum geht ihr beide nicht einen Kaffee trinken?«, schlug Sayoko nach einer Weile taktvoll vor. Yonazawa nickte zustimmend.
    Kudo sah Yasuko an.
    »Hättest du denn Zeit?«, fragte er. Vermutlich hatte er sich ohnehin mit dieser Absicht erst so kurz vor Ladenschluss eingefunden.
    »Ja, ein bisschen schon«, sagte Yasuko und lächelte.
    Sie verließen das Lokal und gingen in Richtung Shin-Ohashi-Straße.
    »Eigentlich hätte ich dich gern zu einem gemütlichen Abendessen eingeladen, aber heute Abend lasse ich dich gehen. Deine Tochter wartet sicher schon auf dich«, sagte Kudo, der aus ihrer Zeit in Akasaka von Misato wusste.
    »Was macht dein Sohn, Kudo?«
    »Er ist jetzt schon in der zwölften Klasse. Ich kriege Kopfschmerzen, wenn ich nur an die Aufnahmeprüfungen für die Uni denke.« Kudo runzelte die Stirn.
    Kudo war Geschäftsführer einer kleinen Druckerei. Yasuko wusste, dass er mit seiner Frau und seinem Sohn in Osaki lebte.
    Sie gingen in ein kleines Café an der Shin-Ohashi-Straße. Natürlich mied Yasuko das Familienrestaurant an der großen Kreuzung, wo sie sich mit Togashi getroffen hatte.
    »Ich habe mich im
Marian
nach dir erkundigt«, sagte Kudo.»Es hieß ja, du würdest in dem Bento-Geschäft von unserer Sayoko arbeiten, aber ich wusste nicht, wo es ist.«
    »Hast du dich ganz plötzlich wieder an mich erinnert?«
    »Nein, so war es eigentlich nicht.« Kudo zündete sich eine Zigarette an. »Ich habe in den Nachrichten gehört, was passiert ist, und mir Sorgen um dich gemacht. Mein Beileid wegen deines geschiedenen Mannes.«
    »Du hast ihn erkannt?«
    Kudo zog an seiner Zigarette und stieß ein bitteres Lachen aus.
    »Natürlich. Der Name Togashi war ja eingeblendet, und das Gesicht werde ich nie vergessen.«
    »Das tut mir leid …«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.« Kudo winkte ab.
    Yasuko wusste natürlich, dass Kudo viel für sie übrighatte. Er war ihr auch nicht unsympathisch. Doch es war nie zu etwas Ernsterem zwischen ihnen gekommen. Mehr als einmal hatte er sie eingeladen, mit ihm in ein Hotel zu gehen, aber sie hatte stets so freundlich wie möglich abgelehnt. Sie traute es sich nicht zu, ein Verhältnis mit einem Mann einzugehen, der Frau und Kind hatte. Außerdem war sie damals selbst verheiratet gewesen, auch wenn sie diesen Umstand anfangs verborgen hatte.
    Doch als Kudo Yasuko einmal nach Hause brachte, war er Togashi dann doch begegnet. Für gewöhnlich stieg Yasuko immer etwas von ihrer Wohnung entfernt aus dem Taxi, so auch an jenem Abend. Aber sie hatte ihr Zigarettenetui im Taxi vergessen, und Kudo folgte ihr, um es ihr zu geben. Als er klingelte, öffnete nicht Yasuko die Tür, sondern ein ihm unbekannter Mann. Togashi war betrunken. Er glaubte, es handele sich um einen aufdringlichen Gast und stürzte sich,ehe Kudo noch etwas erklären konnte, wütend auf ihn. Wäre Yasuko nicht hinzugeeilt, wäre womöglich Blut geflossen.
    Tags darauf brachte Yasuko ihren Mann dazu, sich bei Kudo zu entschuldigen. Togashi benahm sich mustergültig, denn ihm war klar, in welch peinliche Lage es ihn bringen würde, falls Kudo ihn anzeigte. Doch der reagierte nicht einmal besonders verärgert. Er warnte Togashi lediglich davor, seine Frau zu lange als Bardame arbeiten zu lassen. Togashi kochte innerlich vor Wut, aber er riss sich zusammen und nickte nur.
    Auch nach diesem Vorfall blieb Kudo Stammgast im
Marian
und änderte sein Verhalten gegenüber Yasuko nicht. Aber sie trafen sich nicht mehr außerhalb des Klubs.
    Wenn sie unter sich waren, erkundigte Kudo sich hin und wieder nach Togashi. Vor allem, ob er eine Stelle gefunden habe. Doch Yasuko musste stets den Kopf

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