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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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schütteln.
    Kudo war auch der Erste, dem auffiel, als Togashi gewalttätig wurde. Yasuko überschminkte die blauen Flecke und Schrammen an ihrem Körper und in ihrem Gesicht so gut sie konnte, aber Kudo ließ sich nicht täuschen. Er hatte ihr damals sogar angeboten, die Kosten für einen Anwalt zu übernehmen.
    »Also, was ist los? Was genau ist passiert?«, fragte er sie jetzt.
    »Was passiert ist … na ja, die Polizei ist ein paarmal bei mir gewesen.«
    »Ja, das hatte ich bereits vermutet.« Kudo sah besorgt aus.
    »Darüber muss man sich aber keine besonderen Sorgen machen.« Yasuko lachte.
    »Nur die Polizei? Keine Reporter?«
    »Nein, kein einziger.«
    »Das ist immerhin eine gute Nachricht. So sensationellist der Fall ja nicht, aber man kann nie wissen. Ich wollte dir zur Seite stehen.«
    »Ich danke dir. Du bist noch immer genauso fürsorglich.«
    Ihre Worte schienen Kudo in Verlegenheit zu bringen. Er senkte den Blick und griff nach seiner Tasse.
    »Jedenfalls hast du nichts mit der Sache zu tun, nicht wahr?«
    »Natürlich nicht. Hast du das etwa gedacht?«
    »Als ich in den Nachrichten davon hörte, habe ich gleich an dich gedacht. Ich war sehr beunruhigt. Immerhin geht es um Mord. Ich weiß nicht, wer deinen Mann getötet hat und aus welchem Grund, aber es hätte ja sein können, dass du irgendwie in die Sache hineingezogen wurdest.«
    »Sayoko hat das auch gesagt. Ihr macht euch alle zu viel Sorgen um mich.«
    »Aber wenn ich sehe, wie gut du aussiehst, war das sicher unnötig. Du bist ja nun auch schon viele Jahre von ihm geschieden. Hast du ihn in letzter Zeit mal gesehen?«
    »Ihn gesehen?«
    »Ja, Togashi.«
    »Natürlich nicht!«, versetzte Yasuko. Sie spürte, wie ihr Kiefer sich verkrampfte.
    Erleichtert begann Kudo, von sich zu erzählen. Ungeachtet aller Finanzkrisen schien seine Firma sich ganz gut zu halten. Was seine Familie anging, sprach er nur von seinem Sohn. Das war schon früher so gewesen. Daher wusste Yasuko nichts über seine Beziehung zu seiner Frau, hatte aber immer vermutet, dass sie recht gut miteinander auskamen. Bei ihrer Arbeit als Bardame hatte Yasuko gelernt, dass feinfühlige Männer, die auch zuhören konnten, meist ein erfülltes Familienleben hatten. Als sie das Café verließen, regnete es.
    »Ach, das tut mir leid«, sagte Kudo entschuldigend. »Wärst du gleich nach Hause gegangen, wärst du nicht in den Regen gekommen.«
    »Was redest du denn da?«
    »Wohnst du weit?«
    »Nur etwa zehn Minuten mit dem Rad.«
    »Mit dem Rad? Ach, du meine Güte.« Kudo sah in den Himmel.
    »Macht nichts. Ich habe einen Taschenschirm dabei, und mein Rad steht vor dem Geschäft. Wenn ich Morgen ein bisschen früher losgehe, ist alles kein Problem.«
    »Ich bringe dich.«
    »Nein, brauchst du nicht.«
    Aber Kudo stand bereits auf der Straße und winkte ein Taxi heran.
    »Nächstes Mal gehen wir schön essen«, sagte Kudo, als sie im Taxi saßen. »Wir könnten auch deine Tochter mitnehmen.«
    »Um sie brauchst du dir keine Gedanken zu machen, aber geht das denn bei dir?«
    »Mir passt es jederzeit. Ich habe im Augenblick nicht so viel zu tun.«
    »Aha.« Yasuko hatte eigentlich an seine Frau gedacht, wollte aber nicht weiterfragen, denn sie spürte, dass er ihre Anspielung zwar verstanden hatte, aber auswich.
    Er bat sie um ihre Handynummer, und sie gab sie ihm. Es gab keinen Grund, es nicht zu tun.
    Kudo brachte sie mit dem Taxi bis vor ihr Haus. Da Yasuko innen saß, musste er auch aussteigen.
    »Steig schnell wieder ein, damit du nicht nass wirst.«
    »Ja, also dann bis bald.«
    »Ja, bis bald.« Yasuko nickte.
    Während Kudo wieder einstieg, sah er aufmerksam an ihr vorbei. Sie wandte sich um und folgte seinem Blick. Am Fuß der Treppe stand ein Mann mit einem Schirm. Es war dunkel, und sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber aus seiner Statur schloss sie, dass es Ishigami war. Langsam setzte er sich in Bewegung. Aus Kudos Blick schloss Yasuko, dass Ishigami sie beide beobachtet hatte.
    »Ich ruf dich an«, sagte Kudo, und das Taxi fuhr los.
    Yasuko sah den sich entfernenden Rücklichtern nach. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie glücklich sie sich fühlte. Es war schon lange her, dass das Zusammensein mit einem Mann sie in eine so heitere Stimmung versetzt hatte.
    Ishigami ging die Straße hinunter, und das Taxi fuhr an ihm vorbei.
    Als Yasuko in die Wohnung kam, sah Misato gerade fern.
    »Ist heute etwas gewesen?«, fragte Yasuko ihre Tochter.
    Die Frage galt natürlich

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