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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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der Glastüren schüttelte Ishigami ein wenig den Kopf. »Du siehst noch so jung aus, Yukawa. Ganz anders als ich. Und wie voll deine Haare noch sind.«
    »Was nützen die Haare, wenn der Kopf immer langsamer wird.«
    »Du bist eben verwöhnt.«
    Während sie plauderten, wuchs Ishigamis Anspannung. Wenn das so weiterging, würde Yukawa ihn bis zum
Bententei
begleiten. Beunruhigt fragte er sich, ob sein mit so außergewöhnlichen Fähigkeiten begabter Freund nicht etwas von der Beziehung zwischen ihm und Yasuko Hanaoka erspüren würde. Außerdem war er nicht sicher, ob Yasuko ihre Aufregung verbergen könnte, wenn er mit einem Unbekannten auftauchte.
    »Da ist der Bento-Laden, von dem ich dir erzählt habe«, sagte Ishigami, als das Schild auftauchte.
    »Ach ja da,
Benten-tei
. Nach der Glücksgöttin Benten. Schöner Name.«
    »Sie haben wirklich Glück, denn gleich machen sie ein Geschäft.«
    »Also dann mache ich mich mal auf den Weg.« Yukawa hielt inne.
    Das war eine Überraschung, aber eine höchst willkommene.
    »Tut mir leid, dass ich so ungastlich war«, sagte Ishigami.
    »Warst du überhaupt nicht«, sagte Yukawa freundlich. »Hast du nicht Lust, wieder an die Universität zu gehen und zu forschen?«
    Ishigami schüttelte den Kopf.
    »Was ich an der Universität machen kann, kann ich auch allein für mich machen. Außerdem würde man mich in meinem Alter nicht mehr nehmen.«
    »Das bezweifle ich, aber ich will dich nicht mit Gewalt überreden. Also, halt dich wacker.«
    »Du auch, Yukawa.«
    »War schön, dich wiederzusehen.«
    Sie gaben sich die Hand, und Ishigami blieb stehen, bis Yukawa außer Sichtweite war. Nicht aus Abschiedsschmerz, sondern weil er nicht wollte, dass dieser beobachtete, wie er das
Benten-tei
betrat. Als Yukawa in der Ferne verschwunden war, machte Ishigami kehrt und eilte auf das Geschäft zu.

Kapitel 7
     
    Yasuko war erleichtert, als sie Ishigamis Miene sah. Seine Gelassenheit beruhigte sie. Ausnahmsweise hatte er am Abend zuvor einmal Besuch gehabt. Bis spät hatte sie Stimmen gehört und gefürchtet, der Kommissar sei noch einmal wiedergekommen.
    »Einmal Mittagsmenü Spezial«, bestellte Ishigami wie immer in ausdruckslosem Ton, ohne Yasuko auch nur anzusehen.
    »Einmal Spezial, kommt sofort«, sagte sie. »Sie hatten gestern Abend Besuch«, fügte sie im Flüsterton hinzu.
    »Äh … ja.« Ishigami blickte mit einem erschrockenen Blinzeln auf und sah sich verstohlen um. »Wir sollten nicht miteinander reden«, sagte er leise. »Wir wissen nicht, ob die Polizei uns beobachtet.«
    »Entschuldigung«, sagte Yasuko und zog den Kopf ein.
    Beide schwiegen, bis das Bento fertig war. Sie wechselten nicht einmal einen Blick. Yasuko spähte hinaus auf die Straße, aber niemand schien sie zu beobachten. Falls sie allerdings wirklich observiert wurde, würde die Polizei sie sicher nichts davon merken lassen. Das Bento kam aus der Küche, und sie reichte Ishigami die Schachtel.
    »Ein früherer Kommilitone«, nuschelte Ishigami, während er bezahlte.
    »Wie bitte?«
    »Ein Studienkollege von der Universität hat mich besucht. Tut mir leid, dass wir so laut waren.« Ishigami sprach, ohne die Lippen zu bewegen.
    »Aber nein.« Yasuko musste plötzlich lächeln. Dann sah sie zu Boden, damit niemand es von draußen sah. »Ich verstehe. Sie haben nur so selten Gäste.«
    »Es war das erste Mal. Ich war auch ganz überrascht.«
    »Das ist aber schön.«
    »Danke.« Ishigami nahm die Tüte mit dem Bento. »Also dann bis heute Abend.«
    Was wohl hieß, dass er sie am Abend wieder anrufen würde.
    »Ja«, antwortete Yasuko.
    Er trat mit gebeugtem Rücken auf die Straße, während sie ihm nachsah und sich wunderte, dass auch ein so weltabgewandter Mann Freunde hatte.
    Als der größte Andrang vorbei war, verbrachte sie ihre Pause wie üblich mit Sayoko und ihrem Mann in der Küche. Sayoko naschte gern und gab ihr einen mit süßem Bohnenmus gefüllten Reiskloß. Herr Yonazawa schlürfte desinteressiert seinen Tee. Er hatte für Süßigkeiten nicht viel übrig. Kaneko, die Teilzeitkraft, lieferte gerade aus.
    »Haben sie gestern nichts von sich hören lassen?«, fragte Sayoko nach einem Schluck Tee.
    »Wer denn?«
    »Wer schon – die Polizei.« Sayoko runzelte die Stirn. »Uns haben die Kommissare gestern ganz schön in die Mangel genommen. Da dachten wir, sie würden am Abend nochmal bei dir vorbeigehen.« Sie sah ihren Mann an. Der wortkarge Yonazawa nickte nur leicht.
    »Nein, nach dem einen Mal

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