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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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erwiderte Yasuko und dachte daran, wie schwierig es würde, mit Misato über den heutigen Abend zu sprechen. Auf dem Anrufbeantworter hatte sie behauptet, mit Sayoko und ihrem Mann essen zu gehen.
    Misato saß, die Beine unter den Kotatsu gestreckt, im Wohnzimmer und sah fern. Auf dem Tisch lag eine leere Pizza-Schachtel.
    »Hallo, Mama, da bist du ja wieder.«
    »Hallo, mein Schatz. Tut mir leid wegen heute Abend.«
    Yasuko konnte Misato nicht ins Gesicht schauen. Sie fürchtete, Misato würde ihr das schlechte Gewissen ansehen.
    »Hat er angerufen?«
    »Wer denn?«
    »Na, Herr Ishigami.« Misato senkte die Stimme. Anscheinend meinte sie den üblichen Anruf.
    »Ich hatte mein Handy ausgeschaltet.«
    »Aha«, entgegnete Misato düster.
    »War denn irgendwas?«
    »Nein, aber …« Misato warf einen Blick auf die Wanduhr. »Herr Ishigami ist mehrmals fortgegangen und wiedergekommen. Ich habe ihn vom Fenster aus gesehen. Bestimmt wollte er dich anrufen.«
    »Ach so.«
    Wahrscheinlich hat Misato recht, dachte Yasuko. Tatsächlich hatte sie während des Essens ständig an Ishigami gedacht. Weil sie wusste, dass er versuchen würde, sie anzurufen, aber vor allem, weil er Kudo zufällig im
Benten-tei
gesehen hatte. Für Kudo war Ishigami natürlich nur irgendein x-beliebiger Kunde gewesen. Warum war Ishigami heute um diese ungewöhnliche Zeit in den Laden gekommen? Noch dazu mit einem Freund. Das hatte er noch nie getan. Er hatte Kudo zweifellos wiedererkannt. Und bestimmt hatte es seinen Argwohn erregt, dass der Mann, der Yasuko neulich im Taxi nach Hause gebracht hatte, nun auch im
Benten-tei
auftauchte. Yasuko sah Ishigamis unweigerlich bevorstehendem Anruf mit Unbehagen entgegen.
    Sie war gerade dabei, ihren Mantel aufzuhängen, als es an der Tür läutete. Yasuko erstarrte und wechselte einen Blick mit Misato. Einen Moment lang dachte sie, es sei Ishigami. Doch dann besann sie sich. Das würde er nie tun.
    »Ja?«, rief sie in Richtung der Tür.
    »Entschuldigen Sie die späte Störung. Ich würde Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen«, antwortete eine unbekannte Männerstimme.
    Yasuko öffnete, ließ aber die Kette vorgelegt. Draußen stand ein Mann. Er zog eine Polizeimarke aus seiner Jackentasche.
    »Kommissar Kishitani, Mordkommission. Ich war neulich mit Kommissar Kusanagi bei Ihnen.«
    »Ah, ja.« Yasuko erinnerte sich an ihn. Kusanagi schien heute nicht dabei zu sein.
    Yasuko schloss die Tür und warf Misato einen Blick zu. Diese schlüpfte unter dem Kotatsu hervor und verschwand leise im hinteren Zimmer. Nachdem sie die Schiebetür geschlossen hatte, löste Yasuko die Kette und öffnete die Tür.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie.
    »Entschuldigen Sie, es geht noch einmal um Ihren Kinobesuch …«
    Yasuko zog unwillkürlich die Brauen zusammen. Ishigami hatte sie bereits vorgewarnt, dass die Polizei nicht lockerlassen würde. Er hatte recht behalten.
    »Was ist damit? Ich habe Ihnen doch schon alles gesagt.«
    »Ja, selbstverständlich, Sie haben uns sehr geholfen. Heute möchte ich Sie nur noch um die abgerissenen Karten bitten.«
    »Vom Kino?«
    »Ich glaube, Kommissar Kusanagi hat Sie letztes Mal gebeten, sie sorgfältig aufzubewahren.«
    »Ja, einen Moment bitte.«
    Yasuko öffnete die Schublade vom Küchenschrank. Als sie den Polizisten die Karten das erste Mal gezeigt hatte, hatten sie in ihrem Programmheft gelegen. Seither bewahrte sie sie jedoch in einem Umschlag auf. Sie gab dem Kommissar die beiden Karten, ihre und Misatos, und Kishitani nahm sie dankend entgegen. Er trug weiße Handschuhe.
    »Ich bin wohl Ihre Hauptverdächtige, nicht wahr?«, fragte Yasuko kühn.
    »Aber nein, aber nein.« Kishitani winkte ab. »Wir haben Schwierigkeiten, überhaupt Verdächtige zu finden. Deshalbwollen wir zunächst alle, die zum Umfeld des Opfers gehören, aber kaum verdächtig sind, ausschließen. Dazu brauchen wir diese Tickets.«
    »Können Sie daraus etwas ersehen?«
    »Das kann ich nicht beurteilen, aber vielleicht sind sie ein Hinweis. Das Beste wäre es, wenn wir zweifelsfrei beweisen können, dass Sie an dem Abend im Kino waren … Können Sie sich denn an gar nichts Außergewöhnliches erinnern?«
    »Nein, ich habe Ihnen schon alles gesagt.«
    »Ja, dann«, sagte Kishitani und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen.
    »Die Kälte lässt gar nicht nach. Benutzen Sie den Kotatsu immer im Winter?«
    »Den Kotatsu? Äh, ja …« Yasuko wandte sich zu dem Heiztisch um, damit der Kommissar

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