Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
keine Fingerabdrücke von den Hanaokas, würde das den Verdacht gegen sie erhärten. Außerdem habe sich der Kommissar nach dem Kotatsu erkundigt. Aber auch damit hatte Ishigami gerechnet.
»Vermutlich haben sie die Tatwaffe identifiziert«, sagte er in den Hörer.
»Die Tatwaffe?«
»Das Kabel vom Kotatsu. Das haben Sie doch benutzt?«
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Wahrscheinlich dachte Yasuko an den Moment, in dem sie Togashi erwürgt hatte.
»Wenn man jemanden erwürgt, hinterlässt das natürlich Spuren an seinem Hals«, erklärte Ishigami schonungslos. »Die forensische Medizin ist heutzutage sehr fortgeschritten, und man kann anhand dieser Male ziemlich genau feststellen, welche Tatwaffe verwendet wurde.«
»Hat der Kommissar den Kotatsu deshalb erwähnt?«
»Vermutlich. Aber Sie brauchen keine Angst zu haben. Denn ich habe ja vorgesorgt.«
Ishigami hatte damit gerechnet, dass die Polizei herausfinden würde, dass Togashi mit einem Elektrokabel erwürgt worden war, und den Kotatsu der Hanaokas mit seinem vertauscht.
Ihr Gerät stand jetzt in seinem Wandschrank. Zudem traf es sich gut, dass sein Gerät ein anderes Kabel hatte. Das würde der Polizei sofort auffallen.
»Hat der Kommissar sonst noch irgendwelche Fragen gestellt?«
»Tja … sonst …«, sagte Yasuko und verstummte.
»Hallo? Frau Hanaoka, sind Sie noch da?«
»Ja …«
»Ist etwas mit Ihnen?«
»Nein, nein, ich habe nur versucht, mich zu erinnern. Aber ich glaube, das war alles. Er sagte, wenn sie beweisen könnten, dass wir im Kino waren, wäre ich nicht mehr verdächtig, oder etwas in diesem Sinne.«
»Ja, in die Sache mit dem Kino haben sie sich richtig festgebissen. Das gehört natürlich auch zu meinem Plan. Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben.«
»Es ist eine solche Beruhigung, dass Sie das sagen.«
Bei Yasukos Worten hatte Ishigami das Gefühl, ein Licht entzünde sich in seiner Brust. Die Anspannung, die er jetzt so gut wie ständig verspürte, schien für einen Augenblick nachzulassen. Er dachte sogar daran, sie nach dem Mann zu fragen. Der Mann, der zur gleichen Zeit wie er und Yukawa im
Benten-tei
gewesen war. Ishigami wusste, dass er Yasuko auch heute im Taxi nach Hause gebracht hatte. Er hatte sie vom Fenster aus beobachtet.
»Das ist alles, was ich zu berichten habe. Haben Sie denn noch etwas, Herr Ishigami?«, fragte Yasuko in sein Schweigen.
»Nein, nichts. Bitte bemühen Sie sich, so weit wie möglich Ihren normalen Alltag aufrechtzuerhalten. Sicherlich wird die Polizei wiederkommen und Ihnen weitere Fragen stellen. Das Wichtigste ist, dass Sie die Nerven behalten.«
»Ja, ich verstehe.«
»Also dann, gute Nacht. Grüßen Sie Ihre Tochter.«
»Gute Nacht«, hörte er Yasuko sagen. Ishigami legte auf und zog seine Telefonkarte aus dem Apparat.
Mamiya war seine Verzweiflung anzumerken, als er Kommissar Kusanagis Bericht entgegennahm. Er schaukelte auf seinem Stuhl hin und her und massierte sich die Schultern.
»Dieser Kudo hat Yasuko Hanaoka also erst nach dem Mord wiedergesehen? Daran gibt es keinen Zweifel?«
»So sagen es zumindest die Eheleute, denen der Bento-Laden gehört. Ich glaube nicht, dass sie lügen. Als Kudo das erste Mal aufgetaucht ist, war Yasuko offenbar genauso überrascht wie sie selbst. Natürlich kann das auch Theater gewesen sein.«
»Immerhin hat sie früher als Bardame gearbeitet und ist vielleicht eine geübte Schauspielerin.« Mamiya sah zu Kusanagi auf. »Wir sollten uns diesen Kudo mal etwas näher anschauen. Sein Timing ist etwas zu perfekt.«
»Aber Yasuko Hanaoka zufolge hat Kudo sie aufgesucht, weil er von dem Mord erfahren hatte«, warf Kishitani ein. »Es handelte sich nicht um einen Zufall. Außerdem würden sie sich doch nicht treffen und essen gehen, wenn sie Komplizen wären.«
»Vielleicht eine besonders raffinierte Tarnung«, wandte Kusanagi ein und erntete ein Stirnrunzeln von Kishitani.
»Ja, aber …«
»Sollen wir direkt mit Kudo reden?«, fragte Kusanagi seinen Vorgesetzten.
»Ja, am besten. Wenn er wirklich in den Mord verwickelt ist, verrät er sich vielleicht. Zumindest könnt ihr es probieren.«
Kusanagi und Kishitani nickten und verließen das Büro.
»Du musst dich mit deinen persönlichen Vermutungen zurückhalten. Vielleicht wollen die Mörder, dass du genau das denkst«, ermahnte Kusanagi seinen jüngeren Kollegen.
»Was soll das heißen?«
»Vielleicht sind Yasuko Hanaoka und dieser Kudo von jeher ein Liebespaar,
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