Verdammnis
nicht.«
»Darf ich fragen … wie Sie sie einschätzen?«
Armanskij überlegte kurz.
»Sie gehört zu den irritierendsten und unerschütterlichsten Menschen, die mir in meinem ganzen Leben über den Weg gelaufen sind«, antwortete er schließlich.
»Unerschütterlich?«
»Sie macht absolut niemals Dinge, die sie nicht machen möchte. Sie kümmert sich nicht im Geringsten darum, was andere Menschen von ihr denken. Sie ist unglaublich kompetent. Und sie ist … anders.«
»Verrückt?«
»Wie definieren Sie verrückt?«
»Ist sie imstande, zwei Menschen zu ermorden?«
Armanskij schwieg lange.
»Tut mir leid«, sagte er. »Ich kann Ihre Frage nicht beantworten. Meiner Meinung nach haben fast alle Menschen die Kraft, einen anderen umzubringen. Aus Verzweiflung oder aus Hass oder zumindest aus Notwehr.«
»Das bedeutet, dass Sie es jedenfalls nicht ausschließen könnten.«
»Lisbeth Salander tut nichts ohne Grund. Darf ich fragen … aus welchen Gründen Sie sie verdächtigen, in die Morde von Enskede verwickelt zu sein?«
Bublanski zögerte kurz. Er sah Armanskij an.
»Ganz vertraulich.«
»Absolut.«
»Die Mordwaffe gehört ihrem Betreuer. Und wir haben ihre Fingerabdrücke darauf gefunden.«
Armanskij biss die Zähne zusammen. Das waren tatsächlich schwerwiegende Gründe.
»Was war denn der Hintergrund für die Tat? Drogen?«
»Hat sie mit Drogen zu tun gehabt?«
»Nicht dass ich wüsste. Aber sie hatte wie gesagt eine schwierige Jugend und wurde mehrmals wegen Trunkenheit festgenommen. Ich nehme an, dass ihre Akte darüber Auskunft geben kann, ob andere Rauschgifte mit im Spiel waren.«
»Wir wissen nicht, was für ein Motiv hinter den Morden stecken könnte. Es war ein ganz normales, anständiges Paar. Sie war Kriminologin und stand kurz vor der Promotion. Er war Journalist. Dag Svensson und Mia Bergman. Sagt Ihnen das was?«
Armanskij schüttelte den Kopf.
»Wir versuchen herauszufinden, was für eine Verbindung es zwischen Lisbeth Salander und den beiden gegeben hat.«
»Ich habe noch nie von ihnen gehört.«
Bublanski stand auf. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Das war ein interessantes Gespräch. Allerdings weiß ich nicht, ob ich wirklich so viel klüger geworden bin. Ich hoffe, das Ganze kann unter uns bleiben.«
»Kein Problem.«
»Wenn nötig, komme ich noch mal vorbei. Und wenn Lisbeth Salander sich bei Ihnen melden sollte, dann …«
»Selbstverständlich«, versicherte Dragan Armanskij.
Sie gaben sich die Hand. Bublanski war schon an der Tür, als er sich noch einmal zu Armanskij umdrehte.
»Sie wissen nicht zufällig, mit was für Leuten Lisbeth Salander Umgang pflegt? Freunde, Bekannte …«
Armanskij schüttelte den Kopf.
»Ich weiß nicht das Geringste über ihr Privatleben. Eine der wenigen Personen, die ihr etwas bedeuten, ist Holger Palmgren. Sie dürfte auch mit ihm Kontakt aufgenommen haben. Er befindet sich in der Reha-Klinik Erstaviken in Älta.«
»Hat sie nie Besuch gehabt in der Zeit, als sie hier arbeitete?«
»Nein. Sie arbeitete von zu Hause aus und kam fast nur ins Büro, um über ihre Ergebnisse zu berichten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen hat sie niemals einen Kunden getroffen. Vielleicht …«
Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
»Was denn?«
»Es könnte möglicherweise noch eine andere Person geben, mit der sie Kontakt aufgenommen hat. Ein Journalist, mit dem sie vor zwei Jahren regelmäßig zu tun hatte und der auch nach ihr gesucht hat, als sie im Ausland war.«
»Ein Journalist?«
»Sein Name ist Mikael Blomkvist. Erinnern Sie sich noch an die Wennerström-Affäre?«
Bublanski ließ die Klinke los und ging langsam zurück zu Armanskij.
»Ebendieser Mikael Blomkvist hat die Toten in Enskede gefunden. Sie haben soeben die Verbindung zwischen Salander und den Mordopfern aufgedeckt.«
Armanskij schnürte es den Magen zusammen.
14. Kapitel
Gründonnerstag, 24. März
Sonja Modig versuchte innerhalb einer halben Stunde dreimal Nils Bjurman anzurufen. Jedes Mal wurde ihr mitgeteilt, der Teilnehmer sei vorübergehend nicht erreichbar.
Gegen halb vier setzte sie sich ins Auto, fuhr zum Odenplan und klingelte an seiner Tür. Das Resultat war genauso entmutigend wie bei den früheren Versuchen. Zwanzig Minuten lang ging sie im Haus von Tür zu Tür, um vielleicht von einem der Nachbarn zu erfahren, wo Bjurman sich aufhielt.
In elf der neunzehn Wohnungen war niemand zu Hause. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es
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