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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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war natürlich die falsche Zeit, um an privaten Wohnungstüren zu klingeln. Die anderen Mieter waren allesamt sehr hilfsbereit. Fünf von ihnen wussten, wer Bjurman war - ein höflicher, netter Herr aus dem vierten Stock. Niemand konnte jedoch sagen, wo er sich derzeit aufhielt. Modig fand jedoch heraus, dass Bjurman mit einem seiner Nachbarn eventuell privaten Kontakt pflegte, einem Geschäftsmann namens Sjöman. Bei Sjöman ging jedoch niemand an die Tür, als Sonja Modig klingelte.
    Frustriert griff sie zu ihrem Handy und rief erneut Bjurmans Anrufbeantworter an. Sie stellte sich vor, hinterließ ihre Handynummer und bat Bjurman, sie umgehend zurückzurufen.
    Dann ging sie zu seiner Tür, schlug ihren Notizblock auf und schrieb einen Zettel, auf dem sie ihn ebenfalls bat, sie zurückzurufen. Sie steckte ihre Visitenkarte dazu und warf beides durch den Briefschlitz. Als sie den Briefschlitz gerade wieder schließen wollte, hörte sie das Telefon in der Wohnung klingeln, bückte sich und horchte auf die vier Klingeltöne. Sie hörte, wie der Anrufbeantworter ansprang, konnte aber keine Nachricht hören.
    Dann ließ sie den Briefschlitz wieder zufallen und starrte die Tür an. Warum genau sie eigentlich die Hand ausstreckte und die Klinke hinunterdrückte, konnte sie nicht erklären, aber zu ihrer großen Überraschung entdeckte sie, dass die Tür unverschlossen war. Sie schob sie auf und warf einen Blick in den Korridor.
    »Hallo!«, rief sie vorsichtig und lauschte. Nichts zu hören.
    Sie trat einen Schritt in den Flur und zögerte wieder. Was sie gerade tat, konnte man womöglich als Hausfriedensbruch bezeichnen. Sie hatte keinen Durchsuchungsbefehl und auch sonst keinerlei Recht, sich in Bjurmans Wohnung aufzuhalten, auch wenn die Tür unverschlossen war. Sie warf einen Blick nach links, wo sie einen Teil des Wohnzimmers sah. Als sie gerade beschlossen hatte, sich wieder aus der Wohnung zurückzuziehen, fiel ihr Blick auf ein Flurregal. Sie sah eine Schachtel für einen Revolver der Marke Colt Magnum.
    Plötzlich war ihr äußerst unbehaglich zumute. Sie machte ihre Jacke auf und zog ihre Dienstwaffe, was sie fast noch nie zuvor gemacht hatte.
    Sie entsicherte sie und hielt die Mündung auf den Boden gerichtet, während sie sich zum Wohnzimmer vorpirschte. Als sie hineinblickte, konnte sie nichts Bemerkenswertes entdecken, aber ihr ungutes Gefühl verstärkte sich. Sie ging zurück und blickte in die Küche. Leer. Schließlich öffnete sie die Schlafzimmertür.
    Nils Bjurman lag bäuchlings auf dem Bett. Seine Knie ruhten auf dem Boden. Er sah aus, als hätte er sich vors Bett gekniet, um sein Abendgebet zu sprechen. Er war nackt.
    Sie sah ihn von der Seite an. Schon von der Tür aus hatte ihr seine Position verraten, dass er nicht mehr lebte. Außerdem war seine halbe Stirn von einem Schuss in den Hinterkopf weggerissen worden.
    Sonja Modig wich zurück und verließ die Wohnung. Sie hielt immer noch ihre Dienstwaffe in der Hand, als sie im Treppenhaus mit ihrem Handy bei Kriminalinspektor Bublanski anrief. Er war jedoch nicht zu erreichen. Dann rief sie Staatsanwalt Ekström an. Er notierte sich die Uhrzeit: Es war 16 Uhr 18.
     
    Hans Faste betrachtete die Haustür in der Lundagatan, wo Lisbeth Salander gemeldet war und höchstwahrscheinlich wohnte. Er warf einen Blick zu Curt Svensson hinüber und dann einen auf seine Armbanduhr. Zehn nach vier.
    Nachdem er sich vom Hausmeister den Code für die Haustür beschafft hatte, waren sie bereits einmal hineingegangen und hatten an der Wohnungstür mit dem Namensschild »Salander - Wu« gelauscht. Sie konnten kein Geräusch hören, und als sie klingelten, öffnete ihnen niemand. Daraufhin waren sie wieder zu ihrem Auto zurückgegangen und hatten von dort aus die Haustür im Auge behalten.
    Wie sie telefonisch erfuhren, war die Person, die vor Kurzem in den Wohnrechtsvertrag in der Lundagatan mit aufgenommen worden war, eine gewisse Miriam Wu, geboren 1974, die früher am St. Eriksplan gewohnt hatte.
    Sie hatten ein Passbild von Lisbeth Salander mit Klebestreifen über ihrem Funkgerät befestigt. Faste dachte laut darüber nach, dass sie aussah wie ein Drache.
    »Verdammt, die Nutten sehen ja immer übler aus. Bevor man die hier aufgabelt, müssten sie einen schon lange bitten.«
    Curt Svensson sagte nichts.
    Um zwanzig nach vier wurden sie von Bublanski angerufen, der ihnen mitteilte, dass er gerade auf dem Weg von Armanskij zu Millennium sei. Er bat Faste und

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