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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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eigentlich keine dramatischen Gefühle bei Lisbeth, weder Wut noch Hass oder Angst. Ihrer Meinung nach wäre die Welt ohne ihn zweifellos eine bessere, aber er lebte noch, weil sie beschlossen hatte, dass er ihr auf diese Art nützlicher sein konnte. Sie musterte den Mann, der Bjurman gegenübersaß. Ihre Augen weiteten sich, als er aufstand. Klick .
    Er hatte kurzes blondes Haar, war bemerkenswert groß gewachsen, mindestens zwei Meter, und gut gebaut. Sogar außergewöhnlich gut gebaut. Zwar hatte sein Gesicht eher weiche Züge, aber insgesamt machte er einen sehr kraftvollen Eindruck.
    Lisbeth sah, wie sich der blonde Riese vorbeugte und ein paar leise Worte zu Bjurman sagte. Der nickte. Sie gaben sich die Hand und Lisbeth sah, dass Bjurman seine Hand sehr schnell wieder zurückzog.
    Was bist du für ein Typ, und was hast du mit Bjurman zu schaffen?
    Lisbeth Salander ging ein Stück die Straße hinunter und stellte sich vor den Eingang eines Tabakladens. Sie betrachtete einen Aushang, während der Blonde aus dem »Hedon« trat und sogleich nach links abbog. Er ging in einem Abstand von weniger als dreißig Zentimetern an Lisbeths Rücken vorbei. Sie gab ihm einen Vorsprung von fünfzehn Metern, bevor sie ihm folgte.
     
    Es wurde kein langer Spaziergang. Der blonde Riese ging an der Birger Jarlsgatan direkt zur U-Bahn hinunter und kaufte sich ein Ticket. Dann stellte er sich auf den Bahnsteig in Richtung Süden - die Richtung, in die Lisbeth fahren musste - und bestieg den Zug nach Norsborg. Am Slussen stieg er um in die grüne Linie nach Farsta. Bei Skanstull stieg er aus und ging zu »Blombergs Café« in der Götgatan.
    Lisbeth Salander blieb vor dem Café stehen. Nachdenklich musterte sie den Mann, zu dem sich der blonde Riese an den Tisch gesetzt hatte. Klick . Lisbeth merkte schnell, dass hier irgendetwas Verdächtiges im Gange war. Der Mann war übergewichtig, hatte ein hageres Gesicht und einen ansehnlichen Bierbauch. Er trug einen Pferdeschwanz und einen blonden Schnurrbart. Seine Kleidung bestand aus einer schwarzen Jeans, Jeansjacke und Stiefeln mit hohen Absätzen. Auf dem rechten Handrücken trug er ein Tattoo, dessen Motiv Lisbeth nicht erkennen konnte. Ums Handgelenk baumelte ein goldenes Kettchen. Er rauchte Lucky Strike. Seinem starren Blick nach zu urteilen, war er wohl regelmäßig high. Lisbeth bemerkte auch, dass er eine Lederweste unter seiner Jeansjacke trug. Ohne die Weste ganz erkennen zu können, ging ihr auf, dass er ein Biker war.
    Der blonde Riese bestellte nichts. Er schien dem anderen etwas zu erklären. Der Mann mit der Jeansjacke nickte in regelmäßigen Abständen, schien sonst aber nichts zum Gespräch beizutragen. Lisbeth nahm sich vor, sich demnächst endlich einmal ein Distanzmikrofon zuzulegen.
    Schon nach knapp fünf Minuten stand der blonde Riese wieder auf und verließ »Blombergs Café«. Lisbeth trat vorsichtshalber ein paar Schritte zurück, aber er sah nicht einmal in ihre Richtung. Er ging vierzig Meter weiter, stieg in einen weißen Volvo, startete und fuhr langsam davon. Lisbeth konnte sich gerade noch die Autonummer merken, bevor er an der nächsten Kreuzung um die Ecke bog.
    Sie drehte sich um und hastete zum Café zurück. Obwohl sie weniger als drei Minuten fort gewesen war, war der Tisch schon leer. Sie drehte sich um und suchte den Bürgersteig in beide Richtungen ab, ohne den Mann mit dem Pferdeschwanz ausmachen zu können. Dann blickte sie über die Straße und entdeckte ihn, als er gerade die Tür zu McDonald’s aufdrückte.
    Sie musste hineingehen, um ihn weiter beobachten zu können. Er saß am hintersten Rand in Gesellschaft eines anderen Mannes, der ganz ähnlich gekleidet war. Er trug eine Weste über der Jeansjacke. Lisbeth las die Aufschrift: Svavelsjö MC . Darunter das stilisierte Rad eines Motorrads, wie ein keltisches Kreuz mit einer Axt.
    Lisbeth verließ das Restaurant und blieb einen Moment unentschlossen auf der Götgatan stehen, bevor sie sich in Richtung Norden aufmachte. Sie hatte das Gefühl, ihr gesamtes inneres Alarmsystem sei plötzlich in allerhöchste Bereitschaft versetzt worden.
     
    Lisbeth blieb am 7-Eleven-Shop stehen und tätigte ihren Wocheneinkauf: eine Großpackung Billy Pan Pizza, drei tiefgefrorene Fischgratins, drei Quiches mit Speck, ein Kilo Äpfel, zwei Brote, ein halbes Kilo Käse, Milch, Kaffee, eine Stange Marlboro Light und die Abendzeitungen. Sie bog in die Svartensgatan nach Mosebacke ein und sah sich genau um,

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