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Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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zurück, sondern tat, als wäre alles ganz normal. Wenn er ausgerechnet jetzt bemerkte, dass ich ihn sehen konnte, war mein Plan nutzlos. Obwohl ich fast vollkommen geblendet war, blickte ich wieder in den Spiegel und lächelte mich so freundlich wie möglich an. Schon verblasste das grelle Leuchten.
    »Oh, oh.« Sofie deutete skeptisch auf meine Waden. »Du solltest dir mal die Beine rasieren.«
    Irritiert strich ich mir über die Knie.
    »Aber wieso denn? Ich hab doch gar keine Haare!«
    »Hast du wohl. Jede Frau hat Haare auf den Beinen. Bei dir sind sie nur sehr hell. Aber sie sind da. Und Jungs sehen das. Die mögen das nicht, glaub mir. Die rasieren sich ja inzwischen auch. Die Brust zum Beispiel.«
    »Jungs rasieren sich die Brust!?«, fragte ich entsetzt. »Aber warum denn?«
    »Du hast echt keine Ahnung, oder?« Sofie nahm mich an der Hand und zog mich neben sich aufs Sofa. »Die rasieren sich sogar manchmal ganz woanders. Was hast du denn die ganze Zeit gemacht? Du warst doch fast nur mit Jungs zusammen. Du müsstest das doch am besten wissen!«
    »Ähm. Ja«, murmelte ich und entdeckte auf einmal, dass ich tatsächlich Haare auf den Beinen hatte. Ich fand zwar nicht, dass ich aussah wie ein Gorilla, aber früher waren diese Haare nicht da gewesen. Und Leander hatte x-mal darüber gelästert, wie haarig Seppo sei oder zumindest werden würde. Er hätte es mir doch bestimmt gesagt, wenn ihm meine Beine aufgefallen wären. Aber zurück zu Sofies Frage: Sie wollte wissen, was ich gemacht hatte. Und auf dieser Ratgeberseite im Internet stand, dass man als Mädchen eine enge Vertraute brauchte, der man alles erzählen konnte.
    »Kann ich mal ins Internet? Ich würde dir was zeigen, auf YouTube.«
    Sofie nickte. »YouTube ist okay, das haben meine Eltern noch nicht gesperrt. Aber sonst sperren sie mir dauernd etwas. Ich darf nicht mal chatten.«
    Wir setzten uns an ihren Schreibtisch vor den Computerbildschirm und ich rief das Video auf. Stumm schaute Sofie es sich an. Ich selbst konnte kaum hinsehen. Es tat mir weh, das anzugucken.
    »Das war das, was ich die ganze Zeit gemacht habe«, sagte ich schließlich leise und merkte, dass meine Stimme zitterte. »Aber das ist jetzt vorbei. Meine Mama hat das Video entdeckt und dann – na ja. Kannst es dir denken.«
    Sofie saß mit offenem Mund vor dem Computer. Sie schluckte einmal trocken und sah mich an.
    »Dann war das, was du letztes Jahr auf dem Schulhofdach gemacht hast, also auch – das hier.«
    »Parkour. Genau. Leider ist es im Schulhof schiefgegangen.«
    »Es ist ziemlich oft schiefgegangen, oder?« Sofie grinste mich verschmitzt von der Seite an. »Und damit hast du deine ganze Zeit verbracht? Das ist doch langweilig, so ganz alleine.«
    Oh, jetzt wurde es verzwickt. Ich war nicht allein gewesen. Aber konnte ich Sofie so sehr vertrauen, dass ich ihr alles erzählte? Nein, besser nicht. Vielleicht verplapperte sie sich bei ihren Eltern und dann machte meine Mutter einen weiteren Kontrollanruf und dann … nein!
    »Na ja, ich war auch manchmal bei Seppo in der Pizzeria.«
    »Seppo«, überlegte Sofie und runzelte die Stirn. »Das ist dieser Typ aus der 10, oder? Der mit den Locken und den Schmachtaugen.«
    »Seppo hat keine Schmachtaugen.«
    »Hat er wohl!«
    »Hat er nicht! Er hat ganz normale dunkle Augen mit – mit langen Wimpern …«
    »Gebogenen Wimpern«, ergänzte Sofie gewissenhaft und zwinkerte mir zu.
    »Ja«, sagte ich kleinlaut und senkte ertappt den Kopf. »Langen, gebogenen Wimpern.«
    »Und du bist in ihn verknallt«, stellte Sofie nüchtern fest, bevor sie anfing, wie ein Honigkuchenpferd zu strahlen. »Ha, du bist verknallt! Das hätte ich ja nie gedacht … Komm, du musst mir erzählen, wie er so ist. Hast du ihn schon mal geküsst?«
    »Nein!«, rief ich abwehrend. »Da lief gar nichts. Na gut, gestern hat er mich in den Arm genommen und ein bisschen getröstet …«
    Sofie war Feuer und Flamme. Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir damit, bei Unmengen von Diät-Fanta und Bitter Lemon (einmal musste ich rülpsen, sonst wäre ich geplatzt) alle Einzelheiten über die Jungs in unserem Jahrgang aufzuzählen und zu vergleichen. Und nach jeder Vergleichsrunde landeten wir doch immer wieder bei Seppo und bei Kemal, einem Typen aus der 11, der angeblich so aussah wie Bülent Ceylan, nur ohne die langen Haare. Er war mir noch nie aufgefallen, aber Sofie hatte mit ihrem Handy heimlich Bilder von ihm gemacht und zeigte sie mir im

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