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Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Welt.«
    Jede Stunde? Und warum war ich ihm dann in den gesamten Weihnachtsferien nur schlappe zwei Mal begegnet?
    »Aber ich werde das Training vermissen! Du hast mir das doch alles beigebracht und jetzt darf ich nicht mehr dabei sein und …«
    »Komm mal her, Kleine.« Seppo griff nach meinen Armen, die leblos wie zwei Stöcke an mir herunterhingen, und zog mich zu sich. War es das, was ich dachte? Er umarmte mich? Ja, das musste eine Umarmung sein. Er quetschte mein Gesicht an seine Jacke und hielt mich fest. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, zählte ich stumm, und jetzt – länger als drei Sekunden. Ja, das war eine Umarmung, eine echte Umarmung. Von einem Jungen. Von Seppo!
    Er verstrubbelte meine Haare und strich mir kurz über die tränennasse Wange.
    »Ganz ehrlich, Luzie, ich finde es gut, dass du aufhörst.«
    Empört wand ich mich aus seinen Armen.
    »Du findest es gut!?«
    »Nicht aufregen, okay? Ich finde es gut, weil ich mir immer Sorgen um dich gemacht hab, deshalb. Wenn du meine kleine Schwester wärst, hätte ich dir das schon längst verboten.«
    »Ich bin aber nicht deine Schwester!«
    »Ich weiß.« Sepp lachte kurz auf, bevor er wieder ernst wurde und mir fest in die Augen blickte. »Schau doch mal, ich fühl mich für dich verantwortlich, wir kennen uns schon ewig, unsere Eltern kennen sich – ich würde nie drüber wegkommen, wenn dir beim Parkour etwas zustoßen würde. Immerhin war ich dein Lehrer.«
    »Seppo, du sülzt.« Billy und Serdan hätten sich krankgelacht, wenn sie ihn so gehört hätten. Aber irgendwie mochte ich sein Gesülze auch. Und von mir aus hätte er mich ruhig noch einmal umarmen können.
    »Na ja, kann sein«, gab Seppo schmunzelnd zu. »Es ist aber die Wahrheit. Manchmal ist die Wahrheit eben Gesülze. Und zum Pizzaessen lässt deine Mama dich bestimmt noch aus dem Haus, oder? Wir verlieren uns nicht aus den Augen, versprochen.«
    Ich schniefte und zuckte mit den Schultern. Ich traute Mama sogar zu, dass sie mich nicht einmal rüber zu den Lombardis gehen ließ. Das waren wirklich trübe Aussichten für die nächsten acht Wochen. Und acht Wochen, das war eine unglaublich lange Zeit. Aber selbst wenn sie vorüber waren, würde es kaum besser werden. Zu den Jungs in den Park gehen und nur zuschauen?
    Oder vielleicht doch mitmachen? Wieder einsteigen? Würde Seppo seine Umarmung dann zurücknehmen? Sie hatte sich so gut angefühlt.
    »Hey, Luzie, alles in Ordnung?«, fragte Sofie mich besorgt, nachdem ich in den Klassensaal gehuscht war und mich an meinen Platz gesetzt hatte. Ich nickte tapfer und trank einen großen Schluck Bitter Lemon. Den Rülpser unterdrückte ich ausnahmsweise, denn Sofie konnte es nicht ausstehen, wenn ich rülpste. Nichts war in Ordnung, doch so schrecklich war es eigentlich auch nicht. Ich fühlte mich einerseits verheult, aber andererseits auch so leicht und glücklich, dass ich auf den Händen hätte laufen können. Außerdem hatte ich Hunger und Bauchflattern zugleich.
    »Sag mal …«, flüsterte ich Sofie leise zu, denn Herr Rübsam sah mich erneut durchdringend an. Er hatte schon immer einen Heidenrespekt vor Mama gehabt. Er würde mich nicht aus den Augen lassen, wenn er es ihr versprochen hatte.
    »Ja?« Sofie beugte sich zu mir herüber und ihr Haarspray kitzelte meine Nase.
    »Wie war das noch mal mit der Hannah-Montana-Nacht?«
    Sofie begeistertes Gequake, von dem ich kaum ein Wort verstanden hatte, verfolgte mich immer noch, als ich mich abends an meinen Laptop setzte. Ich wusste nur, dass ich für Samstagabend eine Verabredung mit ihr hatte, bei ihr übernachten sollte (was Mama mir nie erlauben würde) und Hannah Montana irgendein Doppelleben führte. Mein Doppelleben war jedenfalls aus und vorbei.
    Und deshalb würde ich jetzt vor allem meinen Plan verfolgen: Vitus vertreiben. Zeit hatte ich genug dafür, und ich hasste seit heute Nacht nicht nur Leander, sondern alle Wächter. Außerdem war Vitus Leanders Cousin, und ich wollte keine Verwandten von Leander um mich herumschwirren haben, wenn Seppo mich in den Arm nahm. Ohne SpongeBob wäre die Umarmung noch tausendmal schöner gewesen. War sie eigentlich überhaupt schön gewesen? Der Reißverschluss von Seppos Jacke hatte einen Abdruck in meinem Gesicht hinterlassen, und er hatte ein bisschen nach Knoblauch gerochen, aber das war wohl normal, wenn jemand über einer Pizzeria wohnte und täglich dort aß.
    Egal. Ich musste jetzt recherchieren. Als Erstes rief ich

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