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Verdammt wenig Leben

Verdammt wenig Leben

Titel: Verdammt wenig Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Alonso , Javier Pelegrin
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Finger erstarren ließ.
    Das vierblättrige Kleeblatt. Winzig klein, aber genau zu erkennen. Gleich an zwei Stellen auf der ersten Seite. Minerva fügte es immer in seine Drehbücher ein, als besonderes Zeichen, dass sie Jason gehörten. Dieses kleine Geschenk, ein Symbol dafür, dass ihre Beziehung etwas Besonderes war, hatte sie ihm vor zwei Jahren gemacht, als es ihnen zum ersten Mal gelungen war, eine Sendung mit ihm in der Prime-Time unterzubringen.
    Das vierblättrige Kleeblatt war ihm vorbehalten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Minerva es versehentlich in das Drehbuch eines anderen Klienten eingefügt hatte. Nein, wenn es da war, musste das einen Grund haben.
    Vielleicht hatten diese Seiten, in denen es um Edgar Frey ging, ja doch etwas mit seinem eigenen Leben zu tun. Vielleicht hatte Minerva sich gar nicht vertan, sondern wollte, dass er sich dieses Skript ansah, wollte ihm auf diesem Weg etwas mitteilen.
    Allerdings hatte sie für solche Experimente einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt gewählt. Jason brauchte dringend den Dialog, den er heute Abend zu sprechen hatte, wenn Alice in sein Leben zurückkehrte. Er konnte sich auf nichts anderes konzentrieren. Es stand zu viel auf dem Spiel: seine Einschaltquote, Alice’ weitere Rolle in der Sendung, die Entwicklung seiner eigenen Figur …
    Mit Nachdruck gab er die beiden Ziffern ein, entschlossen, die ganze Angelegenheit so schnell wie möglich zu klären. So ein Durcheinander konnte er vor dem Dreh einer Liebesszene gar nicht gebrauchen. Das nahm ihm die Spontaneität, dann wirkte er angestrengt, nicht überzeugend. Die Zuschauer hassten das und er musste es um jeden Preis vermeiden.
    Wieder und wieder wählte er Minervas Code, so oft wie nie zuvor, aber sie ging nicht an den Apparat. Stattdessen forderte das Hologramm eines Hausroboters ihn wiederholt dazu auf, eine Nachricht zu hinterlassen. Irgendwann ging er darauf ein und sprach eine unzusammenhängende Erklärung seines Problems aufs Band. So würde Minerva wenigstens merken, dass seine Nerven blank lagen und er dringend mit ihr reden musste. Wenn sie sein improvisiertes Gestammel hörte, würde sie ihn nicht länger ignorieren können.
    Als die Aufnahme beendet war, starrte Jason sekundenlang verwirrt den Telefonapparat an. Und jetzt? Was sollte er mit seiner Zeit anfangen, bis Minervas Antwort eintraf? Also tat er das, was er immer tat, wenn er nicht weiterwusste: Er vertiefte sich in ein Drehbuch.
    Diesmal – und zwar zum ersten Mal in seinem Leben – handelte es sich allerdings um ein Drehbuch mit einem anderen Hauptdarsteller.
    Es handelte sich um den letzten Tag im Leben von Edgar Frey.













3











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    Als es klingelte, riss Jason erschrocken die Augen auf. Er war mit dem Telefon in der Hand eingenickt, nachdem er mindestens fünfzehn Mal Minervas Code gewählt hatte, ohne sie zu erreichen. Das Skript für sein Wiedersehen mit Alice war nicht angekommen, er würde also improvisieren müssen. Vielleicht hätte er Paul anrufen sollen, damit er versuchte die Sendung zu verschieben, aber das hatte er nicht getan. Bis zur letzten Minute hatte er darauf vertraut, dass seine Drehbuchautorin ihn nicht im Stich lassen würde. Und jetzt war es zu spät.
    Als er die Hand auf die goldene Türklinke legte, um aufzumachen, merkte er, dass seine Finger zitterten. Doch bei Alice’ Anblick war seine Nervosität wie weggeblasen. Sie sah aus wie immer, vielleicht ein bisschen schlanker, das schon; aber ihre ernste Miene und ihre riesigen dunklen Augen hatten sich nicht verändert. Jason spürte ein Kribbeln hinter den Ohren, als er jetzt wieder das blasse Oval ihres Gesichts, die arglose Schwermut ihrer Augen und die Sanftheit ihres Lächelns vor sich sah. Aus einem Impuls heraus hob er sie in die Luft wie ein kleines Mädchen und wirbelte sie ein paar Mal im Kreis herum. Als er sie wieder auf dem Boden absetzte, küsste er sie auf die Lippen.
    Der ganze Pulk von schwebenden Kameras und Aufnahmerobotern, der mit ihr hereingekommen war, schwirrte um sie herum. Einer der Miniroboter näherte sich ihm auf Kopfhöhe und steckte ihm einen winzigen Knopf ins linke Ohr. Im selben Moment hörte er die Stimme des Regisseurs, der alles vom Zentralstudio aus steuerte.
    »Großartig, Jason! Sag nichts zu mir, wir sind auf Sendung. Die Liebesszene drehen wir auf dem Sofa. Auf dem Sofa, verstanden?«
    Jason beherrschte sich, um nicht mit dem Kopf zu nicken. Er war daran gewöhnt, während des Drehs alle

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