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Verdammt wenig Leben

Verdammt wenig Leben

Titel: Verdammt wenig Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Alonso , Javier Pelegrin
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Drehbuch gelesen.«
    »Ja.« Paul hob den Kopf. »Und du hast es auch gelesen. Du hättest ins Labor gehen und den Placebo austauschen können. Nur sehr wenige Leute kannten dieses Drehbuch, Jason, und du bist einer davon.«





»Schon, aber hast du die anderen auch angeschrien? Nein, natürlich nicht. Sie sind die ›Unsichtbaren‹. Sie zeigen nie ihr Gesicht. Es ist einfacher, mich anzuschreien. Na gut, dann tu das eben, wenn du dich abreagieren musst.«
    Die Gläser von Pauls Brille hatten sich leicht beschlagen und sein Blick wirkte dadurch noch verschwommener als sonst.
    »Ich habe einen Tipp bekommen, Jason«, sagte er im Flüsterton. »Vielleicht sollte ich dir das gar nicht erzählen, dafür könnte ich Ärger bekommen. Angeblich hat dich gestern Nacht jemand im Campus-Tunnel gesehen. Du bist sehr bekannt, Jason, du kannst nicht nachts irgendwo rumspazieren, ohne aufzufallen. Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
    »Irgendwelches Gerede gibt es immer; das heißt noch lange nicht, dass es wahr ist.«
    »Jemand hat die Seriennummer deines Gleiters notiert. Wenn die Sache brenzlig wird, wirst du Probleme kriegen, eine Menge Probleme. Was wolltest du denn auf dem Campus, Jason? Warst du in Edgar Freys Labor?«
    »Ich war im Tunnel, um ein bisschen was zu trinken und zu flirten, so wie jeder andere auch. Ich bin einundzwanzig, Paul. Ab und zu muss ich ein bisschen relaxen und ein normales Leben führen. Du kannst nicht verlangen, dass ich an 365 Tagen rund um die Uhr arbeite.«
    Paul schnalzte spöttisch mit der Zunge.
    »Viele würden für diese ›Arbeit‹, wie du es nennst, über Leichen gehen. Und du willst doch nicht etwa behaupten, es wäre Arbeit, Alice ins Bett zu tragen … Apropos, die nächste Sendung ist heute Abend. Live. Der Produzent hat dir das Drehbuch schon geschickt, du musst es gesehen haben.«
    Jason runzelte die Stirn.
    »Nicht dass ich wüsste. Der Produzent, sagst du? Das heißt, Minerva ist noch nicht wieder aufgetaucht.«
    »Richtig«, bestätigte Paul. »Aber das ist jetzt dein geringstes Problem. Sei auf der Hut, Jason. Im Moment bin ich der Einzige, der dich mit Edgar Frey in Verbindung bringen kann. Und solange ich noch eine Option habe, werde dich auch nicht verraten. Aber ich bin sauer, Jason. Ich bin doch nicht blöd. Du kannst mich nicht wie einen Hausroboter benutzen und dann abservieren. Wenn du irgendetwas darüber weißt, was mit dem Kerl passiert ist, musst du es mir sagen. Ich mag dich und das weißt du auch. Aber ich werde nicht Kopf und Kragen für dich riskieren.«
    »Wer hat dir das mit dem Tunnel gesteckt? Jemand, den ich kenne?«
    »Nein, du kennst ihn nicht. Er arbeitet für die Produktionsfirma. Ein Informant. Das ist nun mal sein Job.«
    »Heißt das, ich werde überwacht?«
    Paul zuckte mit den Schultern.
    »Das würde ich nicht ausschließen. Jetzt hör mir mal gut zu, Jason. Frey war nicht gerade mein Lieblingsklient. Ich konnte ihn nicht leiden, er hat ständig einen auf Retter der Menschheit gemacht. Aber er war nun mal mein Klient und jetzt ist er tot. Man wird gegen mich ermitteln. Ich habe schon einmal so etwas erlebt. Wenn es keinen eindeutigen Täter gibt, basteln sie sich eben einen zusammen … Kein Verbrechen bleibt ungestraft.«
    »Ist er während der Sendung gestorben?«, fragte Jason düster.
    »Nein. In seinem Bett. Die Todesursache wurde bei der Obduktion festgestellt. Aber ich glaube, sie wollen ihn ein zweites Mal obduzieren, weil vielleicht etwas übersehen wurde.«
    »Vielleicht wollten sie genau das.« Jason blickte zu Boden. »Deswegen haben sie ihn umgebracht … Um ihn obduzieren zu können. Um herauszufinden, warum er nicht wie erwartet während der Sendung gestorben ist.«
    Bei Jasons Worten öffneten sich Pauls Augen, bis sie fast aus den Höhlen traten.
    »Sei still«, wisperte er. »Du weißt ja nicht, was du da redest!«
    »Hast du nie darüber nachgedacht, Paul? Hast du noch nie einen Klienten auf dem Gipfel seiner Karriere verloren, wenn du am wenigsten damit gerechnet hast? Es muss dir schon mal passiert sein, das kommt doch immer mal wieder vor. Hast du dich da nicht gefragt, ob es ihr Werk war?«
    Jason sprach einfach weiter und lief hinter Paul her, der sich die Ohren zuhielt, während er das Schlafzimmer verließ und eilig auf die Wohnungstür zusteuerte.
    Erst im Eingangsbereich drehte er sich wieder um. Jason war verstummt. Einige Sekunden lang sahen sich die beiden Männer in die Augen. Aus Pauls Miene sprach panische

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