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Verdammt wenig Leben

Verdammt wenig Leben

Titel: Verdammt wenig Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Alonso , Javier Pelegrin
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nicht so leicht machen sollen.«
    Jason zuckte mit den Schultern.



»Ach komm, Alice, jetzt mach kein Drama draus«, sagte er im Ton eines genervten Mannes. »Ich kann dich haben, wann ich will, oder? Dann überlass es mir, den Moment zu bestimmen.«
    Die Grausamkeit dieses letzten Satzes entlockte dem Regisseur ein lautes »Bravo!«, das Jason beinahe das Trommelfell platzen ließ.
    Alice lächelte seltsam. Obwohl sie sich bemühte, so zu tun, als würde sie sich brav in die Situation fügen, sprühten ihre Augen Funken. Dieses zornige Feuerwerk verstärkte die natürliche Attraktivität ihres Gesichts noch. Jason spürte, wie das Begehren, das gerade eben noch in der quälenden Ungewissheit beim Aufleuchten seines Telefons verpufft war, wieder zu ihm zurückkehrte. Er streckte die Hand aus, um ihr Dekolleté zu streicheln … Aber der Regisseur bremste ihn grob.
    »Bringt das Publikum nicht noch mehr durcheinander, um Gottes willen!«, brüllte er. »Ihr habt ein Drama draus gemacht, also weiter so!«
    Auch diesmal reagierte Alice überraschend schnell. »Du bist heute bei Clarissa gewesen, hab ich recht?«
    Jason versuchte die verwirrte Miene von jemandem aufzusetzen, den man in flagranti ertappt hatte.
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte er. »Ich habe Clarissa heute nicht gesehen«, fügte er hinzu. »Warum? Würde es dich sehr stören, wenn ich mich mit ihr treffen würde?«
    »Selbstverständlich würde es mich stören, das weißt du genau. Ich kann nicht glauben, dass du mir das antust, Jason. Wir sind gerade erst wieder zusammen und schon betrügst du mich mit einer anderen …«



»Ich habe dir nie etwas versprochen.« Jason fühlte sich in der Rolle des Arschlochs immer unbehaglicher. »Du wusstest, dass ich mit Clarissa zusammen bin, als du zu mir zurückgekommen bist. Dir war klar, was für ein Risiko du eingehst. Wirf mir jetzt nicht vor, ich hätte dich betrogen.«
    Sie stieß ein leichtes Schluchzen aus, das außerordentlich überzeugend klang.
    »Das ist nicht fair, Jason«, sagte sie. »Wie kannst du nur so auf meinen Gefühlen herumtrampeln!«
    In der Art machten sie noch zwanzig Minuten weiter und warfen sich immer heftigere Vorwürfe an den Kopf. Fünf Minuten vor Ende der Sendung wies der Regisseur Alice an, türenknallend zu gehen. Das tat sie auch und wirkte dabei genauso überzeugend wie in der gesamten Szene. Jason war von ihrem schauspielerischen Talent beeindruckt. Vor diesem Abend hätte er nie und nimmer geglaubt, dass sie einer abgelutschten Eifersuchtsszene einen solchen Grad an Authentizität verleihen konnte.
    Als die schwebenden Scheinwerfer erloschen waren und die Kameras nicht mehr filmten, hörte Jason durch den Knopf im Ohr die spöttische und zugleich zufriedene Stimme des Regisseurs.
    »Tja, Jason, du kannst der Kleinen echt dankbar sein«, sagte er. »Sie hat dir ganz schön aus der Patsche geholfen. Darf man erfahren, was mit dir los war? Wenn du Probleme hast, dich für Alice zu ›erwärmen‹, muss ich das wissen!«
    »Ich habe heute erfahren, dass es meiner Mutter gesundheitlich wieder schlechter geht«, log Jason. »Es tut mir wahnsinnig leid, es wird nicht wieder vorkommen. Ist Alice schon weg? Ich würde gern kurz mit ihr reden, bevor sie geht.«
    »Sie ist im Hauseingang. Moment, ich sag’s ihr … Sie wartet unten auf dich, du sollst gleich runterkommen, sie hat es eilig. Sie ist gekränkt, Jason. In solchen Dingen sind Frauen sehr empfindlich.«
    Lachend trennte der Regisseur die Verbindung. Jason zog sich in aller Eile etwas über und verließ hastig die Wohnung.
    Alice stand auf dem Treppenabsatz. Sie hatte sich im schummrigen Licht an die Wand gelehnt und sah ihn mit einer sonderbaren Mischung aus Spott und Unmut an.
    »Ich dachte, du wärst unten«, stammelte er, ohne zu wissen, wie er anfangen sollte. »Willst du nicht wieder reinkommen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Schweigend forderte sie Jason mit dem Blick heraus.
    »Es tut mir sehr leid, was passiert ist«, sagte er und starrte auf seine Fußspitzen. »Ich fühle mich grässlich, es ist mir so peinlich … Vielen Dank, dass du mich aus der Klemme geholt hast. Du hast unglaublich schnell reagiert … Du warst großartig.«
    »Wenn du so was wie heute noch mal bringst, steige ich aus«, erklärte sie ruhig.
    Mit so einer Reaktion hatte Jason nicht gerechnet.
    »Wieso denn?«, fragte er. »Du weißt doch, wie das ist; so was kommt nun mal vor …«
    »Du rechtfertigst dich?«
    »Hör mal, ich hab dir

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