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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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war. Den nahm er im Restaurant der Charing Cross Station ein und kehrte danach ins Hotel zurück.
    Ein Blick auf die Uhr. In einer guten Stunde ist er mit Vivian verabredet, wie sie es bei ihrem letzten Treffen vor seiner Abreise ausgemacht haben. Hoffentlich hat sie es inzwischen nicht vergessen. Ob der Buchladen wohl beobachtet wird? Dann könnte es sein, daß ihr welche folgen. Herrgott, Reimers hat ihm richtig Angst eingejagt! Eine Weile wandert er ziellos im Zimmer herum, öffnet den Schrank, schließt ihn wieder, geht ans Fenster und blickt in den tristen Hof des Hotels. Grauer Verputz, Mülleimer, Teppichstangen. Schließlich legt er sich aufs Bett und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. Er starrt an die Decke und läßt seine Gedanken wandern.
    Da liegt er jetzt in einem angenehmen Hotel im Herzen von London und führt das merkwürdigste Leben. Noch nie hatte er soviel freie Zeit und Muße. Er kann schlafen, solange er will, hat Geld genug, um jeden Tag auswärts zu essen, und mußte bisher nichts weiter dafür tun, als einmal nach Portsmouth und einmal nach Schottland zu reisen.
    Welch seltsame Wege das Schicksal nimmt! Vor sechs, nein, vor sieben Wochen war er noch in Kiel bei der Unterseebootsflottille, ein frischgebackener Oberleutnant. Bilder ziehen vor seinem inneren Auge vorbei. Er sieht die U-Boote im Torpedohafen an der Wiker Bucht vertäut, grau und niedrig im graugrünen Wasser. Jenseits der Mole dehnt sich die weite Förde und dahinter die grünen Hügel beim Kap Kitzeberg. Und mit der Vorstellung steigt ihm sogar der Geruch in die Nase, diese Mixtur aus Hafenwasser und Schlick, Schweröl, Kohlenrauch, ein Hauch von Gras und Laub aus dem Düsternbrooker Wäldchen und dazu der faule Gestank der Abwässer.
    Aber die Erinnerung fängt an, unscharf zu werden, wie in die Ferne gerückt. Herausgerissen, denkt er, das ist das richtige Wort, ich bin herausgerissen aus dem einzigen Leben, das ich mir vorstellen konnte. Kindheit und Jugend in England, dann Bremen und das Gymnasium, gleich nach der Reifeprüfung zur Marine, Seekadett, Fähnrich, Leutnant und jetzt Oberleutnant zur See. Bordkommandos, Ausbildungsfahrten, Lehrgänge, pauken für die nächste Prüfung. Selbst die knappe Freizeit war geregelt. Offiziersabende, Segelsport, gemeinsame Ausflüge, etwa zu den Düppeler Schanzen, gelegentlich mal ein Theaterabend. Und nicht einmal in diesen Jahren war er einer Frau begegnet, die ihn wirklich interessierte.
    Ist das alles, was ich vom Leben kenne? Will ich so weitermachen? Wie anders ist es hier in der größten Stadt der Welt, hier pulst das Leben in unendlichen Variationen, hier könnte ich sein, was immer mir gefällt. Und hier ist Vivian. Seit Vivian ist alles anders.
    Er greift nach seiner Uhr auf dem Nachttisch: Es wird Zeit loszugehen. Er überlegt, ob er vorher noch in der Charing Cross Station ein paar Blumen für sie kaufen solle, entscheidet sich aber dagegen, denn dann müßte sie den Strauß die ganze Zeit mit sich herumtragen.
    Unterwegs blickt er sich ab und zu verstohlen um. Folgt ihm jemand? Aber woran soll er das erkennen, bei den vielen Passanten? Jetzt leidet er ja fast schon an Verfolgungswahn!
    Punkt drei steht er am Treffpunkt vor Cleopatra’s Needle und hält nach ihr Ausschau. Vivian erscheint nur zehn Minuten später. Diesmal kommt sie allein, in einem pastellgrünen Rock und fliederfarbener Bluse, ohne Hut, aber unter einem weißen Sonnenschirmchen. Er küßt ihr die Hand, und sie lacht darüber, dann nimmt sie seinen Arm, und sie schlendern eine Weile am Embankment auf und ab.
    » Weißt du, Adrian«, sagt sie, » letzten Sonntag hat mich Vater auf dich angesprochen. Ein Bekannter von ihm hat uns gesehen, als wir uns im Gatti’s getroffen haben, und hat es ihm natürlich prompt gesagt. Nun wollte er alles mögliche wissen.«
    » Was hast du ihm denn erzählt?«, fragt Seiler.
    » Ach«, sagt sie, » nur daß du bei der deutschen Marine bist und für eine Weile hier an der Botschaft. Das hat ihn beeindruckt, glaube ich. Jedenfalls hat er gesagt, er hätte nichts dagegen, wenn wir uns treffen, ich solle ihm nur nichts verschweigen. Er sorgt sich natürlich, der Gute.«
    Das heißt, ich muß mich ihrem Vater vorstellen, wie es der Anstand verlangt, denkt Seiler. Aber wie soll ich das tun, falls das Haus unter Beobachtung steht? Vielleicht weiß Reimers Rat? Aber dann müßte ich ihm von Vivian erzählen.
    » Und, was hast du ihm noch erzählt?«
    Sie lacht wieder und

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